Die schönen Tage

DIE SCHÖNEN TAGE“ von Marion Vernoux (Co-B + R; Fr 2012; Co-B: Fanny Chesnel; nach ihrem Roman „Une jeune fille aux cheveux blancs“; K: Nicolais Gaurin; M: Quentin Sirjacq; 90 Minuten; Start D: 19.09.2013).

SIE ist inzwischen 63 und hat sich lange vor der Kinokamera rar gemacht. War viel im französischen Fernsehen und auf einheimischen Bühnen zu sehen. Umso erfreulicher das endliche Wiedersehen mit: FANNY ARDANT. Die letzte Muse und Lebensgefährtin von Francois Truffaut. Bei dem sie die Hauptrolle in dessen Beziehungsdrama „Die Frau nebenan“ (1981/Partner Gerard Depardieu) spielte und in dessen letztem Film „Auf Liebe und Tod“ (1983) sie gleichfalls die überragende Hauptfigur verkörperte (neben Jean-Louis Trintignant). 2002 gehörte sie als lasterhafte Pierrette zum Starensemble der sensationellen Musical-Krimi-Komödie „8 Frauen“ von Francois Ozon. Hier nun mimt sie hinreißend charmant „das späte Mädchen“. Caroline. Als ihre beste Freundin stirbt, fühlt sie sich mies. Ausgelaugt. Leer. Ausgebrannt. Voller Trauer. Ganz und gar antriebslos. Caroline schmeißt ihren Job als Zahnärztin hin. Während ihr charmanter, gutmütiger Ehemann Phillippe weiterhin vielbeschäftigt ist, sieht sie sich plötzlich mit und in einer Zeit- und Sinnkrise befasst. Damit sie mal auf andere Gedanken kommt, schenken ihr ihre erwachsenen Töchter einen Gutschein. Als Schnupper-Abo in einem Rentnerclub. Mit Namen „Die schönen Tage“. Die attraktive 60jährige ist vom Erstbesuch dort erst entsetzt, dann „inspiriert“. Was am Informatiklehrer Julien liegt. Einem Charme-Initiator von etwa 20 Jahre jüngerem Kerl. Caroline lässt sich „darauf“ ein. Auf Annäherung. Vertrautheit. Lust. Liebe???

Was wie abgestandener Schmalzkitsch nach Schnulzenart klingt, entpuppt sich als atmosphärische Amour fou. Auf typisch wie angenehm „französisch“. Also mit viel leichtem, aber keineswegs seichtem, sondern feinem Charme. Mit einer melancholisch-ironischen Stimmung ohne Geschreie und Euphorie, sondern dezent lächelnd. Dank einer so wunderbar präsenten, faszinierenden Fanny Ardant, die hübsch wie süffisant- lakonisch zwischen aufmüpfigem„Teenager“ und „unanständige Alte“ pendelt. Dabei kommt ihr zugute, dass die Chemie zwischen IHR und ihrem spitzbübischen, selbstbewussten Partner LAURENT LAFITTE (von der „Comedie Francaise“) als hochgefahrener Emotions“bubi“ Julien unangestrengt stimmt. Formidabel wie seriös ´rüberkommt. Wirkt. Ebenso wie der verschmitzte „blinde Zusehpart“ von „Ehemann“ PATRICK CHESNAIS („Man muss mich nicht lieben“/2005), der sich in diesem relaxten Gefühlstaumel ebenso entspannt mitzuteilen bzw. einzubringen versteht.

„Die Schönen Tage“ ist ein geschmackvoller, luftiger Cafe Olé – Genuss. Als verspätetes Sommerkino (= 3 PÖNIs).

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