Salvation

THE SALVATION“ von Kristian Levring (Co-B + R; Dänemark/GB/Südafrika 2013; Co-B: Anders Thomas Jensen; K: Jens Schlosser; M: Kasper Winding; 89 Minuten; Start D: 09.10.2014); meine tolle Güte – die Dänen können auch WESTERN. Regisseur KRISTIAN LEVRING, Jahrgang 1957, einst der vierte Unterzeichner der aufsehenerregenden cineastischen „Dogma95 Bewegung“ aus dem Hause und Umfeld von Lars von Trier, hat mit seiner Reanimation des Genres eine großartige Hommage an Werke von John Ford („Stagecoach“/“Ringo“), Fred Zinnemann („High Noon“/„12 Uhr mittags“), Akira Kurosawa, Sergio Leone, Sergio Corbucci („Django“; „Leichen pflastern seinen Weg“) und Clint Eastwood („Der Texaner“; „Erbarmungslos“) sowie Enzo. G. Castellari („KEOMA“) geschaffen. „Die Erlaubnis zu bekommen, einen Film in dem Genre drehen zu dürfen, in dem sie zu Höchstform aufgelaufen waren, war wie ein Fiebertraum“ (der Regisseur im Presseheft).

„The Salvation“ / „Die Erlösung“ ist ein spannender, weil vor allem darstellerischer faszinierender Rache-Film. Da will EINER anständig sein und nicht in die Fänge des Bösen geraten, muss aber erkennen, dass er sich „genauso benehmen“ muss, um Werte von Recht = Gerechtigkeit, Moral und Anstand halbwegs wieder herzustellen. Als Rache-Akt. Mit aller Ebenso-Härte, List und vielen Kugeln eines Outlaws. Wie wir gerade (im Spätsommer 2014) weltweit erleben – ein durchaus aktuelles Kriegs-Thema. Dabei befinden wir uns hier im Jahr 1871.

Mit seinem Bruder Peter (MIKAEL PERSBRANDT (hierzulande bekannt als Detektiv Gunvald Larsson in der populären „Kommissar Beck“-TV-Serie) hat Jon (MADS MIKKELSEN, war 2006 als „Le Chiffre“ der erste Bond-Film-Schurke im neuen Daniel Craig-007-Format „Casino Royale“) bereits im deutsch-dänischen Krieg anno 1864 gekämpft. Nach der Niederlage musste er schweren Herzens seine Frau Marie und den kleinen Sohn Kresten zurücklassen, um im Grenzland des amerikanischen Westen eine neue Existenz aufzubauen. Jetzt, sieben Jahre danach, hat sich die Schufterei gelohnt: Er hat ein kleines Stück Land in der Nähe der Gemeinde Black Creek urbar gemacht und ein Haus darauf gebaut.

Seine Frau und der inzwischen 11jährige Kresten können endlich anreisen. In der Postkutsche soll es zur Farm gehen. Zwei „Grobiane“ fahren mit. Und erweisen sich unterwegs als aggressive Angreifer. Aus dem Human-Menschen Jon wird (nach den einstigen elenden Kriegssoldat-Erfahrungen) erneut „die Bestie Mensch“. Doch was zunächst nach einem privaten Duell zwischen Außenseitern ausschaut, entwickelt sich auch immer mehr zu einem geschäftsmächtigen Politikum. Die „Chefetage“ in der Gemeinde ist korrupt; das Sagen hat hier einzig der brutale, kompromisslose Banden-Chef Delarue, ein Satan von gefürchtetem Anführer und Mörder (JEFFREY DEAN MORGAN). Und DER misch sich fortan, mit dem üblichen Pack an seiner Seite, „vehement“ ein, weil einer der beiden nun toten Postkutschen-Verbrecher sein Bruder war.

Aber auch Delarue ist nicht DER „von ganz Oben“. Dieser örtliche Diktator arbeitet insgeheim für ein fernes, aber mächtiges Öl-Unternehmen, das hier dicke Geschäfte „mit sauberer Geschäftshand“ demnächst zu tätigen gedenkt. Wenn ihnen, dank ihrem Vertreter vor Ort, Delarue, das gesamte Land und der Boden gehören wird. Unerbittlich wie unbarmherzig „besorgt“ ER sich immer mehr davon, auch mit Hilfe des bestechlichen Bürgermeisters und Leichenbestatters Keane (JONATHAN PRYCE). Allerdings tritt nun der von vieler Schmerz-Wut angetriebene Jon unverhofft in den Ring. Und sorgt für eine großzügige Dezimierung der Banditen (unter denen sich auch ein Typ namens „Der Korse“ befindet: Ex-Fußballer ERIC CANTONA). Die Geschehnisse eskalieren.

Natürlich, es geht ums große Geld. Money makes the world go round. Und platt. Besitz bedeutet Macht. Reichtum. Herrschaft. Das Kapital “ackert” in voller „diskreter“ Geschäfts-Gewalt. Ohne sich, natürlich, etwa die Hände dabei selbst schmutzig zu machen. Dafür hat man ja seinen Stellvertreter. Vor Ort. Die Nadelstreifen treten erst in Erscheinung, wenn alles in Black Creek & Umgebung „geregelt“ ist.

Ein richtig GUTER Western. Mit atmosphärischem Duell- und Polit-Geschmack. Mit verblüffenden Wendungen, pointierten Typen, einigem Richtungswechsel. Sowie dem stimmungsvollen Gitarren-Western-Sound von Kasper Winding (Ennio Morricone lässt grüßen). Und dieser packenden „KEOMA“- und eben „12 Uhr mittags“-Betrachtung: Das gemeine Volk und ihr Opportunismus-pur: Ein feiger Pöbel arrangiert sich mit dem Tyrannen, „erkauft“ sich vermeintlich Ruhe und bemerkt dabei nicht, wie er ausgenutzt, wie man wie die Bauern auf dem Schachbrett hin- und hergetrieben wird. Zum vermehrten Wohle des gierigen Ölkonzerns in der Ferne.

MADS MIKKELSEN führt ein starkes Elite-Western-Personal an. Gibt sich dabei, ganz Genre-like, wortkarg, missmutig, empört. Als ebenso cooler Rächer vom Dienst. Von immenser Wut durchsetzt. Aus dem Ensemble ragen vor allem JEFFREY DEAN MORGAN („Read Dawn“) als grandioser psychopathischer Schurke Delarue heraus sowie auch EVA GREEN („Sin City 2: A Dame to Kill For“) als Madeleine und zungenloser „Besitz“ von Delarue, die schließlich ihr eigenes taffes Überlebensspiel „amüsant“ ausreizt.

„The Salvation“ oder: Präsente Unterhaltung durch einen bärenstarken Western – das Genre atmet wieder KINO-prächtig voll durch (= 4 ½ PÖNIs).

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