„DIE ROLLE“ Zehn Kurzfilme
Über das aktuelle Kurzfilmschaffen kann man sich heutzutage fast nur auf entsprechenden Festivals informieren. Kurzfilme laufen kaum noch im Vorprogramm in den Kinos. Ausnahmen wie “Der Hahn ist tot“, ein Publikumshit, der monatelang im Delphi lief, und seit kurzem “Leporello“ im Filmpalast, bestätigen die Regel. Auf dem Hamburger „No Budget Festival“ werden nur Kurzfilme gezeigt, die nicht mehr als 10.000 DM gekostet haben. Eine Auswahl von zehn Kurzfilmen des diesjährigen „No Budget
Festivals“ wird in dem Paket “Die Rolle“ gezeigt.
Mehrere Kurzfilme hintereinander zu zeigen, so dass ein Programm von abendfüllender Länge erreicht wird, ist keine neue Idee. Es gab schon mehrfach “Pakete“ mit anderen Themen oder in einem anderen Rahmen, wie “Aria“ oder “Z.B. Otto Spalt“ (s. auch Kino-KRITIK). In der Regel sind diese Programme beim Publikum auch sehr gut angekommen. Jeder neue Versuch den Kurzfilm ins Kino zu bringen, ist begrüßenswert. Leider sind die Kurzfilme der “Rolle“ jedoch miserabel ausgesucht. Denn von den zehn angebotenen Filmen bleibt nur ein Beitrag angenehm im Gedächtnis: “Balance“ von den Brüdern Lauenstein. In dem deutschen Trickfilm stehen fünf Figuren auf einer Scheibe. Wenn sie ihr Gewicht nicht gleichmäßig verteilen, fallen sie ins Nichts. Eine Person angelt einen Koffer, aus dem Musik kommt. Dieser Gegenstand entfacht Streit. Am Ende bleiben nur eine Figur und der Koffer übrig. Sie stehen sich diagonal gegenüber. Die Figur hat alles verloren: Ihre Bekannten, und sobald sie auf den Koffer zugeht, auch ihr Leben.
“Balance“ ist ein geschickt inszenierter Film, der durch seine enorm einfachen Mittel und ein genaues Zeitgefühl besticht. Dieser Kurzfilm gewann auf dem „No- Budget Festival“ den Publikumspreis. Auch in Berlin auf dem 6. Europäischen Kurzfilmfestival erntete „Balance“ donnernden Beifall.
Die anderen Filme, die “Die Rolle“ vorstellt, ließen mich kalt. In den Filmen “Le Gastronaute“ oder “Bei Ewald“ wird eklig mit Essen rumgemanscht. Andere Filme wie “Die Hafenpiraten“ oder “Das Rendezvous“ sind zwar handwerklich gekonnt, dennoch sitzt der Zuschauer freudlos im Kino. Selten werden die Intentionen der Regisseure klar. Kaum ein Film erfüllt die Ansprüche, die man an abendfüllende Filme stellt.
Das Projekt “Die Rolle“ ist eine schöne Idee Allerdings verhilf man dem Kurzfilm nicht zu größerer Anerkennung, wenn nur einer von zehn gezeigten Filmen überzeugt.