ROAD TO GUANTANAMO

ROAD TO GUANTANAMO“ von Michael Winterbottom und Mat Whitecross (GB 2006; 95 Minuten; Start D: 21.09.2006); vor 3 Jahren gewann der britische Polit-Aktivist Winterbottom („Welcome to Sarajevo“/1997) mit seinem Flüchtlingsdrama „In This World“ auf der Berlinale den „Goldenen Bären“. In diesem Jahr sicherte er sich, gemeinsam mit seinem Co-Regisseur Mat Whitecross, den „Silbernen Bären“ für die „beste Regie“ für diese aktuelle Polit-Parabel: Geschildert wird der Reise- und dann Leidensweg von vier britischen Muslimen pakistanischer Herkunft. die im September 2001, kurz nach den Anschlägen, nach Pakistan reisen, um an einer Hochzeit teilzunehmen. Von dort reisen sie dann, auf einen Abstecher und um Hilfe zu leisten, nach Afghanistan weiter.

Im Strudel der Kriegsereignisse werden drei von ihnen gefangengenommen und an die US-Armee ausgeliefert, die sie für Terroristen halten und im Januar 2002 ins Lager Guantanamo auf Kuba ausfliegen. Dort werden sie inhaftiert, verhört, misshandelt, aber nicht angeklagt. Erst im März 2004 kommen sie auf Drängen des britischen Geheimdienstes frei. Die beiden Filmemacher berufen sich für ihr Doku-Drama, in der Mischung aus Dokumentation + Spielfilm hergestellt, auf einen authentischen Fall. Vermischen Statements der tatsächlich Verschleppten mit nachgestellten Szenen und TV-Nachrichtensequenzen. Laiendarsteller spielen das Trio „echt“/überzeugend.

Die gewollte subjektive Perspektive und der eindeutige politische Standpunkt hinterlassen allerdings hier auch durchaus zwiespältige Eindrücke, Gefühle und Fragen: Was ist „gemacht“, was „wahr“? Fakten werden so suggeriert, dass Skepsis angebracht ist/bleibt. Zu wenig wird hinterfragt: Warum, zum Beispiel, reisen die jungen Briten in dieser politisch dermaßen angespannten Lage überhaupt von Pakistan nach Afghanistan? Was sollte DAS: Abenteuerlust? Naivität in Sachen Hilfsbereitschaft? Pure Dummheit? Oder doch mögliche Sympathiebekundung??? Filmisch ist dieser Frontalangriff auf die Anti-Terror-Politik der USA, die bis heute bekanntlich in Guantanamo Menschenrechte gezielt missachtet (und weiterhin hunderte „Verdächtige“ dort festhält), in der Mixtur aus „Thrill“ und „Reality-Show“ durchaus spannend. Aber ist hier nicht jedwedes „Entertainment“ auch wahrheitstötend? Der Feind der (beabsichtigten?) Wahrheitsbeschreibung/-findung?

Der Film hinterlässt zwiespältige, kontroverse Gefühle und Gedanken. Dass er alleine DIES, „wenigstens“, hinterlässt/provoziert, ist beeindruckend. Aktuelles, brisantes, wichtiges Polit-Thema: Verletzung der Grundrechte/der Menschenrechte durch die Amis. Die mangelnde Distanz und die fehlende („komplette“) Personen-Identifizierung sowie die mangelnde analytische Tiefe aber bedeuten auch, dass der Film letztlich viel zu wenig WIRKLICH politisch „piekst“/trifft. Man ist nur für „einen Film-Moment“ aufgewühlt/betroffen, bevor es wieder „in die Tagesordnung“ übergeht (= 3 PÖNIs).

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