„REVANCHE“ von Götz Spielmann (B+R/Österreich 2007/121 Minuten; Start D: 12.02.2009); war bei uns erstmals im Vorjahr auf der Berlinale im „Panorama-Programm zu sehen und vertritt in diesem Jahr Österreich in Sachen Auslands-„Oscar“. Der 1961 in Wels geborene und in Wien aufgewachsene Filmemacher ist auch bei uns durch seine Filme „Erwin und Julia“ (1990), „Der Fremde“ (1999) und „Antares“ (2004) bekannt. „Revanche“ ist ein ganz und gar sperriges, komplexes „Gegen-Klischee“-Movie. Thema: Schuld, Verlust, Sühne.
Zwei Paare: Der Polizist Robert und seine Ehefrau Susanne, mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch. Der Kleinganove Alex, Handlanger für einen Bordellbesitzer, und seine heimliche Geliebte, die Prostituierte Tamara. Ein Banküberfall bei einer ländlichen Filiale soll den finanziellen Rückhalt für die Milieu-Flucht bringen. Doch Tamara wird „dabei“ versehentlich getötet. Vom Polizisten Robert. Alex versteckt sich auf dem abseits gelegenen Bauernhof des Großvaters am Wald- bzw. Stadtrand. Wo ganz in der Nähe auch Robert und Susanne in ihrem neu gebauten Eigenheim wohnen. Der TANZ der gequälten Seelen kann beginnen: Hier der gescheiterte Alex, den fortan Schmerz, Trauer und Rache leiten; dort der traumatisierte Robert und dessen Ehefrau Susanne. Man „begegnet“ sich. Auf „vielerlei Weise“.
Glaubt man, „Revanche“, thematisch-gedanklich-schubladenmäßig halbwegs „im Griff“ zu haben, bewegt sich der kopf-spannende Film wieder in eine ganz andere Richtung: Spielmann kreuzt Milieu- mit Heimatfilmmotiven und kümmert sich vor allem um „das Dazwischen“: Das grau-düstere, arg ramponierte Menschliche. Die „Schwimmversuche“ nach dem Glück. Und Sinn. Die Befindlichkeiten, die Verhaltensuniformen, aus denen keiner richtig ´rauskommt. Die kühle Großstadt und das „enge“ Dorf. Ein nüchtern inszeniertes, ungeschminktes Drama, in dem die Zerrissenheit der Figuren fast körperlich mitzufühlen ist. Unsentimental-packend. Als exzellente Ensemblearbeit mit bei uns weitgehend unbekannten Akteuren. Der Plakat-Untertitel beschreibt die Absicht, den filmischen Weg: „Wer ist schuld, wenn dein Leben anders läuft als du es willst?“??? Für Arthouse-Freaks ein Muß (= 4 PÖNIs).