„REQUIEM“ (D 2006; 93 Minuten; Start D: 02.03.2006) von Hans-Christian Schmid, Jahrgang `65, der inzwischen zu den interessantesten deutschen Filmemachern zählt („Nach 5 im Urwald“ / „23“ / „Crazy“ sowie, von mir allerdings überhaupt nicht gemocht, zuletzt „Lichter“). „Frei nach einer wahren Begebenheit“ heißt es hier bei diesem sensiblen, einfühlsamen, überzeugenden Gesellschaftspanorama um eine junge Frau aus Süddeutschland, die aus einem erzkonservativen und streng-katholischen Elternhaus stammt und sich Mitte der 70er Jahre in Richtung Uni-Tübingen aufmacht, um der häuslichen, aber auch der Provinz-Enge und vor allem „ihrer Sache“ zu entkommen: Sie leidet an Epilepsie, glaubt aber, von Dämonen besessen zu sein. Da sich, trotz ständiger Pillen-Einnahme, ihr Zustand nicht verbessert und auch ihr erster Freund sie nicht „beruhigen“ kann und sie ärztliche/psychiatrische Hilfe ablehnt, rät ihr katholischer „Beistand“ schließlich zum Exorzismus, zur Teufelsaustreibung.
Die Folgen sind tödlich. Nachdem sich neulich schon der Hollywood-Film dieses Themas (allerdings ziemlich oberflächlich-fade-spekulativ/als puren Horrorfilm) angenommen hatte („Der Exorzismus der Emily Rose“), überzeugt das deutsche Pendant in Milieu-Beschreibung, besonnener Emotionalität und darstellerischer Präsenz. „Requiem“ ist ein großartiger Ensemblefilm, in dem IMOGEN KOGGE (die Brandenburger „Polizeiruf 110“-Kommissarin Johanna Herz als besitzergreifende, lieblose Mutter), BURGHART KLAUßNER (der entführte Industrielle aus „Die fetten Jahre sind vorbei“) sowie „Pfarrer“ WALTER SCHMIDINGER atmosphärisch-stimmige Stichwortgeber für die sensationelle Hauptakteurin SANDRA HÜLLER sind. Die aus Suhl in Thüringen stammende 27jährige Schauspielerin ist mit jeder Faser ihres Körpers/ihrer Seele diese Michaela Klingler, die so gerne einfach und glücklich leben möchte und dies nicht kann/darf.
Ihre Interpretation dieses gepeinigten Menschen ist so etwas von dicht, berührend, fesselnd, dabei ohne jedweden Manierismus auskommend, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt und nur noch BEGEISTERT ist. Ihre darstellerische Leistung ist durchaus mit der von JULIA JENTZSCH aus dem Vorjahr als „Sophie Scholl“ ebenbürtig. Was für eine Leinwand-Kraft und -Entdeckung!!! Der „Silberne Berlinale-Bär“ kürzlich war für Sandra Hüller jedenfalls vollauf berechtigt/verdient. Ein in JEDER Beziehung GROßARTIGER deutscher Film (= keine Frage, natürlich 5 PÖNIs).