RAYMOND & RAY

PÖNIs: (4/5)

„RAYMOND & RAY“ von Rodrigo Garcia (B + R; USA 2021; K: Igor Jadue-Lillo; M: Jeff Beal; 100 Minuten; deutscher HEIMKINO-Apple-TV-Start: 21.10.2022);

SCHAUSPIELER-JUWEL. Titel = „RAYMOND & RAY“ von Rodrigo Garcia (B + R; USA 2021; K: Igor Jadue-Lillo; M: Jeff Beal; 100 Minuten, deutscher Heimkino-Apple-TV-Start: 21.10.2022). Auch hier sorgen zwei großartige Schauspieler für prickelnde Neugier und vorzügliche Charaktere-Spannung. Dabei wirkt, wenn man vorab am Thema schnuppert, vieles eigentlich gegessen. Doch das „Von Wegen“ bringt sich schnurstracks in das packend psychologische wie deftige physische Geschehen ein. Motto: FAMILY. Diese sowohl zufällige wie gerne auch zerstörerische Gemeinschaft. Die Halbbrüder Raymond & Ray können davon erzählen („Wir hatten eine beschissene Kindheit“). Die Halbbrüder begegnen sich bei der Beerdigung ihres Vaters. Schnell stellt sich heraus, dass mit ihrem brutalen Vater einst nicht Gut-Kirschen-Essen war. Ganz im Gegenteil. Er war offensichtlich ein väterlicher Diktator. Der seine Kinder (zu) oft gewaltvoll maßregelte. Genüsslich reglementierte. So dass in den Beiden bis heute viel Wut und Schmerz schlummert. Die jeder allerdings unterschiedlich betrachtet: Während Raymond (EWAN McGREGOR) um ein friedliches Bestreben/Bewältigen in Sachen Vergangenheit bemüht ist, weiß Ray (ETHAN HAWKE) zynische, wütende Verbalpfeile abzufeuern („Wir sind ein paar alte Säcke, deren Leben schiefgelaufen ist“). Was zu handfesten Konfrontationen zwischen den Halbbrüdern führt.  Auch – und gerade – nunmehr auf dem Friedhof. Wo vehement in der Erde geschaufelt wird. Es lebe der Sand-Müll.

Ein Kammerspiel. Mit düsteren Emotionen. Und bitterem Seelen-Äther. Du bist, was dir „gestattet wurde“ zu sein. Die Lenkung der Eltern geschah in einen oft falschen Erwachsenen- Rhythmus. Freiheit bedeutete: Befehle-Ertragen. Also musstest du tricksen. Um einigermaßen heil über die Lebensrunden zu kommen. Und nun wird Fazit gezogen. Was war, wie war das gemein. Können wir heute, also spät im Leben, etwas ändern? In uns korrigieren? Oder bleiben nur die Flüche, die Wut, die bittere Trauer ob der falschen Zeiten, die man nunmehr offen erkennt und ausspeiend- ausspricht? Voller Frust und Enttäuschungen. Herauslässt. Aber auch, hallo Raymond & Ray, mit dem Gestern, das endgültig zu verabschieden gilt. Mit dem nackten Vater im Sarg.

Lese gerade: Ewan McGregor hat bisher 28 Filmpreise gewonnen und wurde für 47 weitere nominiert.

Ein Licht-Spiel mit Tiefgang. Zum faszinierenden Deuten. Motto: Diese verdammten Absurditäten. Mit denen die Positionen eingenommen wurden. Dabei waren diese eigentlich anderweitig vorgesehen. Aber eben familiär nicht geduldet. Und heute? Vieles ist bereits vorbei. „Gegessen“. Die Musikalität-hier klingt nach MILES DAVIS. Schart die bluesigen Klänge dieses Dramas sinnlich zusammen. Ein toller Film. Ach pardon, ein unbedingt empfehlenswerter Film über zwei Halbbrüder, die endlich die faszinierend-doppelbödige Gelegenheit bekommen, sich selbst neu zu erfinden. Ist doch egal, wann und wie, Hauptsache: YES JETZT! Genau!(= 4 PÖNIs).

Teilen mit: