THE RAT PACK

Der Film, den ich heute empfehle, ist ein amerikanischer „HBO“-Fernsehfilm aus dem Jahr 1998, der einst hochdekoriert wurde und hierzulande bedauerlicherweise bislang ziemlich unbekannt geblieben ist, obwohl es sich zweifellos um ein herausragendes Werk „mit Kino-Qualitäten“ handelt. Das bei uns zuallererst vom (nicht mehr existierenden) privaten TV-Kanal „tm 3“ am 26.6.2000 unter dem Titel „Frank, Dean & Samy tun es“ ausgestrahlt wurde. Am 28.1.2003 folgte die erste deutsche Video- bzw. DVD-Auswertung unter dem Titel „Frank Sinatra and The Rat Pack“.
Nun erfolgt die neuerliche deutsche DVD-Auswertung des Films, der im Original „The Rat Pack“ heißt, damals mit gleich 3 „Emmys“, den TV-„Oscars“, sowie einem „Golden Globe“ ausgezeichnet wurde und bei uns jetzt auch mit dem originalen Titel neu auf den DVD-Markt kommt:

THE RAT PACK“ von Rob Cohen (USA 1998; B: Kario Salem, M: Mark Adler; 115 Minuten; DVD-Neuveröffentlichung: 9.12.2010).

„The Rat Pack“, ironisch „Die Ratten-Meute“, wurden FRANK SINATRA, SAMMY DAVIS, Jr., DEAN MARTIN sowie PETER LAWFORD und JOEY BISHOP genannt, als sie mit ihren Show-Konzerten zwischen 1959 und 1966 unterwegs waren, zum Beispiel im „Sands Hotel“ in Las Vegas. Wo ihre Auftritte unter dem Titel „The Summit“ („Das Gipfeltreffen“) zu den begehrtesten Shows zählten und zu „Kult“ wurden. Angeblich erfand Humphrey Bogarts Ehefrau Lauren Bacall spontan die Formel „Rat Pack“, als ihr „Casablanca“-Gatte nach vier durchzechten Nächten mit diesen Kumpels ins Hotel zurückkam.

ROB COHEN, Jahrgang 1949, hat an TV-Serien wie „Miami Vice“ mitgewirkt und fürs Kino Filme wie „Dragon – Die Bruce Lee Story“ (1993), „Dragonheart“ (1996), „The Fast and the Furios“ plus Fortsetzung „xXx – Triple X“ (2001/2002) sowie zuletzt den Fortsetzungsfilm „Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers“ (2008) gedreht.
In seiner mutmaßlich besten Arbeit, die er je inszeniert hat, befaßt er sich ausführlich mit einem der „AUFFÄLLIGTSTEN“ wie einflußreichsten amerikanischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts: Mit „Frankie-Boy“ FRANK SINATRA (12.12.1915 – 14.5.1998). Der Sänger, Entertainer und „Oscar“-Schauspieler („Der Mann mit dem goldenen Arm“; „Verdammt in alle Ewigkeit“) war in den späten 50er und frühen 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts der populärste und „wichtigste“ Star der USA. Seine Macht im Show-Geschäft und innerhalb der „oberen Gesellschaft“ war enorm. Seine Verbindungen und Verstrickungen zur Mafia und in die Politik galten als legendär. John F. Kennedy profitierte von Sinatras „Sympathie“ und wurde Präsident. Um sich herum war Frank Sinatra Mittelpunkt einer berühmten Clique, die ihr Leben 24 Stunden am Tag voll auskostete: Als „The Rat Pack“, mit seinen Kumpels DEAN MARTIN (7.6.1917 – 25.12.1995), SAMMY DAVIS, Jr. (8.12.1925 – 16.5.1990), Kennedy-Schwager PETER LAWFORD (7.9.1923 – 24.12.1984) sowie Komiker JOEY BISHOP (3.2.1918 – 17.10.2007), der mal Sinatra mit folgendem (berühmt gewordenen) „komischen“ Zitat aufzog: „Mr. Sinatra wird nun über einige der guten Dinge sprechen, die die Mafia getan hat“.

Der Spielfilm „The Rat Pack“ atmet diese Epoche atmosphärisch swingend wie gesellschaftspolitisch-hintergründig ebenso prächtig wie genau nach: Raum, Zeit, Ort(e) und Figuren sind detailliert, dicht wie nah aufgezeichnet und wiedergegeben. Cohen schildert Sinatra als einen cholerischen, ruhmsüchtigen Patriarchen, der nach öffentlicher Anerkennung giert. Und wehe, wenn es dabei „faule Stellen“ und „nicht bezahlte Rechnungen“ gibt wie nach der Präsidenten-Wahl von Kennedy, als DER IHN auf Anraten seines Bruders, Justizminister Robert Kennedy, fallen lässt. Währenddessen Sammy Davis, Jr. als Vorbote für die Gleichberechtigung der Schwarzen im Show-Business handelt, wenn er sich bewusst auf der Bühne ironisch-rassistisch „anpöbeln“ lässt.

Was diesen Streifen aber so phantastisch ´rüberkommen lässt, ist die darstellerische Authentizität; bisweilen ist man geneigt zu glauben, die tatsächlichen Protagonisten „echt“ zu erleben. So sagenhaft glaubwürdig und überzeugend spielen sie. SIE, das ist zunächst einmal der seit Ewigzeiten ständig unterschätzte und sich oft auch in läppischen Schurkenrollen („Born to be Wild – Saumäßig unterwegs“) abmühende RAY LIOTTA (unvergessen in: „GoodFellas“ von Martin Scorsese/1990 + „Hannibal“/2001, die „Schweigen der Lämmer“-Fortsetzung, wo Anthony „Lector“ Hopkins sein Gehirn briet), der sich in SEINEN Frank Sinatra förmlich einsaugt und ihn überwältigend-großartig „hinkriegt“, übrigens auch als mitreißender SÄNGER. Der damals 44jährige liefert hier eine ganz starke, grandiose 1 A-Klasse-Performance ab. Nicht minder großartig als Stichwortgeber und „Kollegen“ treten DON CHEADLE („Hotel Ruanda“; „L.A. Crash“) als Sammy Davis, Jr. sowie JOE MANTEGNA („Haus der Spiele“; „Homicide“) als Lustbold Dean Martin auf. Treffen ihre Typen haargenau wie porentief.
Überhaupt – „The Rat Pack“ erweist sich, zeigt sich als erstklassiger Ensemble-Film, stimmig wie stimmungsvoll bis in die kleinsten Figuren, Bewegungen und Ausleuchtungen.

Eine absolute DVD-Entdeckung, eine brillante Film-Perle, ein Heimkino-Meisterwerk: „THE RAT PACK“ (= 5 PÖNIs, ausnahmsweise an dieser Stelle).

Anbieter: „3L Film“.

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