Ragdoll-News 1998

Ragdoll-News 5/98

LAUDATIO FÜR EINEN KATER: FRIDOLIN WIRD 5 JAHRE JUNG

Ich bin Katzen-Liebhaber seit ich denken kann. Durch private und wohnliche Umstände aber konnte ich erst nach dem Umzug in meine jetzige (komfortable) Wohnung den Dauerwunsch realisieren. Und eigentlich wollte ich ja eine Katze aus dem Tierheim befreien. Aber dann lernte ich bei der Mutter eines Freundes die Ragdoll-Rasse kennen und lieben, und da war‘s um mich geschehen. “So eine“ wollte ich auch haben. Als Urmel von Dusches wurde mein Kater am Sonntag, den 19. September 1993 bei der hiesigen Züchterin Bettina Rohde geboren: Ein richtiger SONNTAGSKATER also.

Als ich ihn das erste Mal sah, lag er noch blind und müde mit seinem Bruder am warmen Körper seiner Mutter, die auf den schönen Namen Bella-Cosima hörte. Beim Wiedersehen trollte er schon gemütlich durch die große Terrassen-Wohnung der Züchterin und nahm von mir überhaupt keine Notiz. Als ich ihn dann am Freitag, den 17. Dezember 1993 endlich abholen durfte, ließ mir Bettina Rohde die Wahl: Urmel oder seinen Bruder? Wo denn der Unterschied sei, fragte ich sie? Der hier, sagte sie und zeigte auf Urmel, der hier sei ein typischer Individualist. Für mich stand damit fest: Der passt zu mir wie die berühmte Faust aufs Auge; zwei “Individualisten“ wurden somit ein Wohnungspaar. In meinem Single-Haushalt wurde es endlich katzengemütlich. Aber: Fortan nannte ich Ragdoll Urmel nur noch FRIDOLIN, denn diesen Namen fand ich sonniger für diesen Kater, drückt er doch so etwas ‘Sympathisch-Freundlich-Lustiges‘ aus. Fridolin zog also ein. Lebte sich ganz unkompliziert in meiner großen schönen Terrassen-Wohnung unter dem Dach (und mitten in der Berliner Innenstadt) ein. Fand natürlich genügend Platz und Spiel- wie Aufenthaltsraum und, fraß gleich wie ein Scheunendrescher. Und zwar alles: Normal- wie Trockenfutter, Sprotten, sonstige Fischhappen und extra für ihn von Katzen- und Ragdoll-Freundin Marianne zubereitete leckere Speisen.

Fridolin wurde gerne verwöhnt, und wir beide wurden dicke Kumpel. Ein völlig unkomplizierter, freundlicher, sauberer Kater. Der tatsächlich nur am bzw. auf dem Kratzbaum und bei den anderen vorgegebenen Kratzgelegenheiten die Krallen wetzte und ansonsten friedlich-freundlich das Leben sichtlich genoss. Allerdings mit einer einzigen Schwäche behaftet: Fridolin ist ein ELEKTRO-KATER. Lachen Sie jetzt nicht, aber immer, wenn ich ihn länger anfasste, gab‘s irgendwie kleinere Stromschläge. Natürlich war und ist er dann nicht mehr auf dem Arm zu halten. Was habe ich seitdem nicht alles angestellt und versucht, um “das“ wegzukriegen. Vergebens. So konnte natürlich aus Fridolin kein “direkter“ Schmusekater werden, sondern eher ein “indirekter“. Immer ganz in meiner Nähe, aber lieber mit weniger Berührung als mit mehr. Auf den Schoß nehmen, ist bei ihm deshalb nicht möglich. Nichtsdestotrotz liegt er gerne in meiner unmittelbaren Nachbarschaft, egal, ob ich vor dem Fernseher sitze oder im Bett liege. Er will immer dabei sein. Dennoch nehme ich ihn natürlich schon mal des Öfteren in die Arme oder streichel ihn. Bis zu einem gewissen Punkt akzeptiert er das auch. Ach so ja, es gibt ja noch so eine Besonderheit bei diesem Blau-Bicolour-Prachtkater: Er ist selten aus der Ruhe zu bringen. Wie schon seine Mutter, sagt Bettina Rohde. Kam bei ihr mal ein größerer Hund in die gute Züchterstube, stoben alle Katzen postwendend und blitzschnell auseinander. Nur nicht Bella-Cosima: Die dachte erst einmal gelassen darüber nach, ob es sich denn überhaupt lohne, sich etwas fortzubewegen. Genauso ist Fridolin: Komm‘ ich jetzt nicht, komm‘ ich eben nachher. Warum überflüssige Kraft vergeuden, bewegen kann ich mich doch immer noch später. Wenn überhaupt. Zudem: Wo alles hier so reichlich geboten wird an Nahrung, Wasser und Platz und wo es überhaupt keine Feinde gibt, da braucht man sich doch auch nicht so schnell zu bewegen, oder??? Und so lebten wir über zwei Jahre ohne nennenswerte Schwierigkeiten wunderbar zusammen. Und Fridolin nahm zu. Nahm s e h r zu. Obwohl er sich nach der Kastration fast ausschließlich auf das Trockenfutter beschränkte, wurde aus ihm ein richtiger Wonneproppen. Der immer bequemer bzw. fauler wurde. Was mich misstrauisch machte.

Ich sprach mit dem Tierarzt, las schlaue Bücher, stöberte in Fachzeitungen herum und sprach auch mit der Züchterin. Und überall derselbe Tenor: Der Mensch ist kein Sozialpartner für einen Kater; und wenn bei dieser gemütlich-ruhigen Konstellation erst einmal alle Spiele gespielt und das partnerschaftliche Katze-Mensch-Dasein arrangiert ist, sollte lieber eine zweite Katze her. Gedacht, getan: Ende März 1996 kam die liebe Jessy von Dusches, eine Halbschwester von Fridolin, weil derselbe Vater, ins Haus. Sie wurde sofort in SARA umgetauft und belebte das Katzenheim ungemein. Ihrem freundlichen, aber bestimmenden Wesen ist es vor allem zu verdanken, dass aus dem etwas fülligen (feisten) Kater wieder ein ganz normaler 5 Kilo-Bursche wurde. Beide Raggies haben sich übrigens von Anfang an sofort prima verstanden: Fridolin akzeptierte sofort ihr (energisches) Dasein und suchte gleich ihre Nähe und ihr Zutrauen. Manchmal nahm er sie zwar zwischen die Pfoten und zeigte ihr, wer hier der Herr ist und wie’s langgeht, aber das dauerte nur kurz und dann waren sie schon wieder ein Herz und eine Seele. Man putzt(e) sich sehr viel gegenseitig, man spielt lauffreudig und tobt zeitweise durch die Wohnung und: Vor dem Schlafengehen treteln beide gerne am Bettende um die Home-Meisterschaft. Meistens gewinnt Sara, denn er erschlafft bald und haut sich lieber auf die Decke, um zu meditieren. Und noch eine Besonderheit: Seit Sara im Haus ist, lässt Fridolin sogar manchmal das sonst so katzenübliche und bei Sara ganz selbstverständliche Schnurren ertönen. Bei ihm eine absolute Ausnahme, aber wie gesagt: Fridolin ist ja auch ein lieber Ausnahme-Kater! Und ein wirklicher Ragdoll-Individualist: Absolut pflegeleicht und nur einmal ein wenig krank, als er Schnee auf der offenen Terrasse fraß und Durchfall bekam. Ansonsten: Ein Hoch auf diesen gesunden, prächtigen Ragdoll-Kater, der sich allerdings auch ungerne kämmen lässt. Das sollte ich noch erwähnen: Was ist das bloß immer für ein Drama, wenn ich mit dem Kamm anrücke???

Als neulich einmal die Züchterin zum Kaffee- und Katzenplausch da war und sich ihn kammmäßig einmal richtig vornahm, da wurde aus meinem gemütlichen Vierbeiner prompt ein aufbrausender KAMPFKATER: Ich wusste gar nicht, dass er s o fauchen und konnte und war ganz begeistert. Er dagegen war natürlich stinkesauer und beleidigt über diese Prozedur. Dennoch wird er natürlich regelmäßig, mit viel List und Tücke allerdings, gekämmt, das kriegen wir beide schon irgendwie immer in die Reihe. Apropos, von noch so einem ‚Manko‘ muss ich kurz erzählen: Bis Sara kam, besaß Fridolin einen herrlich buschigen, langen. schönen Schwanz. Wie gesagt, bis Sara kam. Weil sie aber “damit“ zu gerne und zu oft spielte (und dieser liebe Trottel sich das auch noch gefallen ließ), und weil sie des Öfteren einfach ihre Pfoten auf selbigem liess, ist daraus nun ein inzwischen wieder bescheiden herangewachsener Möchtegern-Schwanz geworden. Kein Vergleich mehr zu früher. Aber da es ihm nichts ausmacht, macht es auch mir nichts aus: Zuneigung bedeutet manchmal auch, einen (Schönheits-)Preis zu bezahlen, und Katzen sind nun einmal nicht so eitel wie wir Menschen.

Ein Erlebnis übrigens hat unser Zusammenleben bislang am meisten geprägt: Sara wurde, wie auch schon in den Ragdoll-News 5/97 berichtet, kurz nach ihrer Kastration lebensbedrohend krank. Eines Nachts weckte mich mein aufgeregt herumlaufender, laut mauzender und mich dauernd anstoßender Kater, weil Sara ziemlich down im Korridor herumlag. Wir mussten umgehend in die Tierklinik, wo die schnelle ärztliche Hilfe Sara das Leben rettete. Wäre Fridolin nicht in jener Freitag-Nacht so “auffällig“ gewesen, gäbe es wahrscheinlich Sara nicht mehr. Ein Anlass mehr, diesen Pracht-Kater zu seinem 5jährigen Geburtstag kräftig mit dieser langen Ansprache zu feiern und ihn, obwohl das garantiert kleine Widerstände gibt, in die Arme zu schließen.

In seinem Namen allen Ragdollianern ein herzliches Miau und liebe Grüße aus der Hauptstadt Berlin: Hans-Ulrich Pönack.

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