1.) YES: BOND folgt im Kino TENET, „007 – KEINE ZEIT ZU STERBEN“ startet dort am DONNERSTAG, den 12. November 2020. Dagegen bleibt es bei der Kino-Verbannung des aktuellen DISNEY-Spielfilms „MULAN“. Unsere Kollegin Carrie Steinkrug hat ihn „damals“ bei einer Pressevorführung bereits sehen können:
„MULAN“: Die Premierenumstände sind 2020 alles andere als normal. Disneys neuste Realverfilmung MULAN gehörte zu einer der letzten Pressevorführungen, die wir kurz vor dem Lockdown, und damit vor der Corona-Pandemie bedingten Schließung aller Kinos, besuchen durften. Verständlicherweise kam es daraufhin zu einer Verschiebung des Filmstarts, der nun ein halbes Jahr später nicht in den Lichtspielhäusern stattfindet, sondern im hauseigenen Streaming-Service Disney+. Quasi das „Netflix“ des Magic Kingdoms. Seit Freitag, dem 4. September können bereits registrierte Abonnenten gegen den Kauf eines VIP-Zugangs von einmaligen 21,99 Euro einen Blick auf das Remake des Zeichentrick-Klassikers von 1998 erwerben. Die Schlauen unter ihnen werden allerdings bis zum 4. Dezember warten, denn ab diesem Zeitpunkt wird das Werk dann auch frei verfügbar im Rahmen des üblichen Monatsbeitrages sein. Und sind wir mal ehrlich: So wichtig ist diese Neuverfilmung nicht. Warum? Fassen wir die Pro und Kontras kurz zusammen. Auf die (Disney)-Plus-Liste ist definitiv zu setzten, dass Regisseurin Niki Caro (u.a. „Whale Rider“, „Kaltes Land“) nicht versucht hat eine Bild-für-Bild-Kopie des Originals abzuliefern. Von dieser Vorlage löst sie sich inszenatorisch wie gesangsmusikalisch (Mushu-Drachenfans wie mir schmerzt an dieser Stelle kurz das Herz). Stattdessen konzentriert sie sich auf die Ursprünge des alten chinesischen Volksgedichtes „Hua Mulan“, das bereits im 5. Jahrhundert nach Christus entstanden sein soll. Es handelt von einer jungen Frau namens Mulan, die sich vom traditionellen Frauenbild in China freikämpft, indem sie – als Mann verkleidet – den Platz ihres kranken Vaters in der Armee einnimmt, um ihr Land und ihre familiären Werte gegen eine Invasion zu verteidigen. Beeindruckend sind in dem Zusammenhang vor allem die epischen Kulissen sowie die Martial-Arts-Choreografien, die Hauptdarstellerin YIFEI LIU („The Forbidden Kingdom“) und auch das gesamte Ensemble, begleitet von einem heldenhaften Score darbieten. Stets einer modernen starken Heldin treu ergeben. Demgegenüber steht jedoch eine (Disney)-Minus-Liste, welche die üblichen Mängel aufzeigt: 1. eine zuckersüße Kriegsdarstellung für Kinder (nicht geeignet), selbstverständlich ohne auch nur einen (realistischen) Tropfen Blut zu vergießen (FSK 12); 2. ein blasser Bösewicht, zum Abschlachten freigegeben; 3. ein geldintensives Tamm-Tamm zu Lasten der emotionalen Figurentiefe, das zwar ein großes Popcorn-Event hätte werden können, zuhause auf den kleineren Bildschirmen jedoch kaum den aufgerufenen Einmalpreis rechtfertigen wird. Als Blockbuster in den nun wieder geöffneten Kinos allerdings wäre MULAN ein guter Support für die gebeutelte Szene gewesen. Die Einnahmen fließen jetzt stattdessen allein in die (Disney-)Schlosskasse. Hoffen wir, dass diese Form der Veröffentlichung eine Ausnahme bleibt… (= 3 ½ „Carrie“-PÖNIs; …die sich gefreut hat, dass zumindest Schlachtross „Khan“ zu sehen war.)
2.) Polnischer Kino-Hit: Titel = „CORPUS CHRISTI“. Das haben wir einst bei Jean-Pierre Melville (*20.10.1917 – †02.08.1973) gelernt („Der eiskalte Engel“): Du bist gut. Solange Du nicht geboren bist. Danach beginnt Deine Sünden-Zeit. „Dieser Film beruht auf wahren Begebenheiten“, heißt es im Vorspann. Während wir sogleich auf den 20-jährigen Daniel (brillant: BARTOSZ BIELENIA) blicken. Einen jungen Straftäter, der im polnischen Knast zum Religionsfan wurde. Seine diesbezügliche spirituelle Begabung entdeckt hat. Dabei aber seinen Glauben nicht offiziell ausüben darf. Schließlich ist er nicht „sauber“. Nach seiner Entlassung gerät er in eine kleine Region, wo er nicht – wie vorgesehen – im Sägebetrieb arbeiten braucht, weil er für einen Priester gehalten und „als solcher“ akzeptiert wird. Als Vertreter des erkrankten heimischen Pfarrers. Daniel kommt – „verkleidet“ – gut an. Vermag die Stimmung an diesem Ort, wo man einem bestialischen Autounfall mit Toten tief nachtrauert, zu bessern. Dieser dynamische Daniel vermag die verstörte Gemeinde zu überzeugen. Allerdings stellt sich immer wieder die Frage: wie lange kann er mit SEINEM PRIESTER bestehen? Und was passiert „danach“? Dieser besondere polnische Film hat schon viel Aufmerksamkeit seit seiner Premiere bei den Filmfestspielen von Venedig im Vorjahr erreicht. Wurde für den Auslands-„Oscar“ nominiert. Ralf Schenk schreibt im aktuellen „Filmdienst“: Tatsächlich gab es unter den mehr als 70 polnischen Spielfilmproduktionen des Jahres 2019 keine einzige Arbeit, die es vom intellektuellen Anspruch und der formalen Souveränität her auch nur annähernd mit ‚Corpus Christi“ hätte aufnehmen können“. Der Preisregen bei den einheimischen Filmpreisen umfasst gleich zehn von 15 möglichen Trophäen. Und tatsächlich: Selten einen durchlaufend faszinierenden, spannenden polnischen Spielfilm wie diesen erlebt. In der exzellenten Abarbeitung von großen Themen wie Glauben, Liebe, Lügen, Wahrheit, Zweifel und Widersprüche zelebriert er gedanklich wie emotional packende Akzente. Der Mensch, sein fataler Hang zur Seelen-Abhängigkeit, die schlimmen Existenz-Gedanken. Die ewige Trost-und Erlösungssuche. Die Angst als ewige Lebensbegleitung.
Und jetzt: Die Hoffnung auf mögliche „Heilung“ durch diesen jungen couragierten – vermeintlichen – Seelsorger. Der sich für einen Moment als gütiger Helfer in der Seelen-Not erweist. „Corpus Christi“, mal eine unkonventionelle Beichte, mal bekennender Thriller. In der „Los Angeles Time“ spricht ein Kritiker von einer „quälenden Spannung, in der die ständige Möglichkeit des Untergangs mitschwingt; eine Ahnung, dass jederzeit alles passieren kann, um Chaos und Ruin hervorzurufen“. Dabei klingt die Botschaft von Daniel einmal eigentlich simpel, wenn er feststellt: „Es kommt nicht darauf an, woher man kommt, sondern wohin man geht“. Dieses Film-Drama, entstanden unter der Regie von JAN KOMASA, ist ein Meisterwerk. „Eine filmische Erleuchtung“, jubelt Katja Nicodemus in der „Zeit“ (= 4 1/2 PÖNIs).
3.) Tut positiv weh: Titel = „DREI TAGE UND EIN LEBEN“. 1999. Im kleinen Ort Olloy. Einer kleinen Ortschaft in den belgischen Ardennen. Wo der kleine sechsjährige Rémi plötzlich verschwunden ist. Dass sich hinter seinem Schicksal das unglückliche Handeln des 12-jährigen Freundes Antoine verbirgt, kommt nicht zur Entdeckung. „Dank“ eines bestialischen nächtlichen Unwetters besteht auch keine Möglichkeit, Rémi zu finden. Antoine hält aus Selbstschutz die Guschen. Als er, nach abgeschlossenem Arzt-Studium, zig-Jahre später in sein Dorf, zu seiner Mutter (SANDRINE BONNAIRE), zurückkehrt, beginnen Arbeiter gerade wie endlich damit, den „Sturm-Wald“ aufzuräumen. Der 27-jährige Antoine (PABLO PAULY) sieht plötzlich „Schwierigkeiten“ auf sich zukommen. Beginnt „zu handeln“. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Pierre Lemaitre, der dafür mit dem französischen Literatur-Nobelpreis „Prix Goncourt“ bedacht wurde und auch das Drehbuch für den Psycho-Thriller von NICOLAS BOUKHRIEF („Made in France“/2015) verfasste. Dessen Thema bekannt ist: Wie kann ICH, der ich Mist gebaut habe, „unschuldig“ weiterleben? Ohne jemals behelligt zu werden? Wie vermag ich gesellschaftliche, also moralische wie juristische Konfrontationen unbemerkt umschiffen? Was passiert eigentlich mit denjenigen, die wissen, was einst passierte und … (weiterhin) schweigen? Drei „falsche Tage“ sorgen für viel Trauer, Wut und Stillschweigen. Wir wissen von diesem Geheimnis und sind erschüttert. Von den normalen Alltags-Folgen (= 3 PÖNIs).
4.) Stimmungsvolle KINDEREI: Titel = „MEINE WUNDERBAR SELTSAME WOCHE MIT TESS“. Eine bessere niederländisch-deutsche Co-Produktion. Viele Kinder-/Jugendfilme sind banal. Heben die Erwachsenen als Maultaschen hervor, lassen dafür die Jüngeren altklug herumtollen. Hier ist endlich mal ein Nachwuchsfilm, bei dem sowohl die Handlungsfäden wie auch die Töne der Mitwirkenden stimmen. Der junge Sam (Sonny Coops van Utteren) befindet sich mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder auf der Holland-Insel Terschelling. Begegnet der eigensinnigen Tess (Josephine Arendsen), die sich gerade aufmacht hat, um ihren Vater zu finden. Der gar nicht weiß, dass Tess seine Tochter ist. Gemeinsam mit dem melancholischen Sam starten gemeinsame Abenteuer. Motto: Locker, leicht, amüsant und pointiert. Regisseur Steven Wouterlood adaptierte die unterhaltsame Geschichte nach dem gleichnamigen Kinderroman der niederländischen Autorin Anna Woltz. Weiß sie quirlig in Gang zu setzen und verpackt erwachsene Motive zu einem bunten Familien-Vergnügen. Ohne schreiende Effekte, mit viel Erholungs-Charme: „Die seltsamste kurze Woche meines Lebens“ erklärt Sam sein zufriedenes Wochen-Erlebnis-Fazit (= 3 PÖNIs).
5.) ULKIG: Titel = „IMMER ÄRGER MIT GRANDPA“. Originaltitel: „The War with Grandpa“. Mitte Februar 2016 war ROBERT DE NIRO schon mal ein „DIRTY GRANDPA“. In dem gleichnamigen Ferkel-Vergnügen (s. Kino-KRITIK). Jetzt ist er wieder als Opa-Ninja-Witwer in Aktion. Dabei ist die Story mehr banal: Grandpa Ed (Robert De Niro) ist seit sechs Monaten Witwer und findet sich alleine etwas schwer zurecht. Seine Tochter Sally (UMA THURMAN) sorgt sich um sein Wohlergehen und holt den Oldie zu sich und ihre Familie – drei Kinder, Gatte – ins Heim. Sohnimatz Peter muss ins Dachgeschoss, denn Ed kriegt seine Bude. Was zum „Krieg“ führt. Zwischen den Generationen. Hinter dem Rücken der Familie beharken sich Opa und Enkel. Zünftig. Regisseur TIM HILL verzichtet auf eine schlüssige Story, holt noch den De Niro-Kumpel (und „Oscar“-Preisträger) CHRISTOPHER WALKEN mit ins Team-Boot und lässt die lustige Chose an der langen Komik-Leine. Herumtollen. Diese Story basiert übrigens auf der Ami-Buchvorlage „The War with Grandpa“ von Robert Kimmel Smith und will zeigen, dass man für geeignete Streiche weder zu jung noch zu alt sein muss! Fazit: Na ja (= 3 PÖNIs).
6.) Y.M.C.A. = Neulich lief Samstag-Abend nichts Sehbares im Fernsehen. Bin beim MDR hängen-geblieben, wo André Rieu mit seinem Orchester fröhlich und kess musizierte. Eine zweieinhalb Stunden-Revue aus dem Vorjahr, wo man in der Geburtsstadt des Maestros an 13 Abenden vor insgesamt 150.000 Zuschauern auftrat. Auf einem der schönsten mittelalterlichen Niederlanden-Plätze, dem Vrijthof. In einer Mixtur aus Walzern, Filmmusik, Musical, Oper und Schlager wurde auch an Erinnerungen aus den 19-hundert-Siebzigern gefeilt. Was mich in Stimmung brachte, Stichwort: THE VILLAGE PEOPLE mit ihrem Klassiker von 1978: Y.M.C.A. Motto: Raus auf die Straße, es darf abgehottet werden:
Wünsche eine bewegungsfreudige Woche. HERZlichst: PÖNI Pönack
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