
(Fotoquelle: OTFW, Berlin, Gedenktafel Hauptstr. 16 (Golzow) Kinder von Golzow, CC BY-SA 3.0)
1.) Die „KINDER VON GOLZOW“ kommen ins Archiv. Die „Akademie der Künste“ übernimmt das filmische Gesamtwerk von BARBARA und WINFRIED JUNGE.
DIE KINDER VON GOLZOW ist die älteste LANGZEITDOKUMENTATION der deutschen Filmgeschichte und Barbara und Winfried Junges Hauptwerk. Die beiden Akademie-Mitglieder haben erste Teile ihres umfangreichen künstlerischen Archivs an die AKADEMIE DER KÜNSTE übergeben. Pünktlich zum 90. Geburtstag von Winfried Junge am 19. Juli 2025 sind die Materialien erschlossen und für die Öffentlichkeit und Forschung zugänglich.
2007 wurde die filmische Chronik DIE KINDER VON GOLZOW beendet, die 1961 kurz nach dem Bau der Berliner Mauer mit der Einschulung von 18 Kindern aus dem Oderbruch-Dorf Golzow begann und die ihre Protagonisten fast 50 Jahre begleitete. Die Dokumentation erzählt von gesellschaftlichen Umbrüchen und individuellen Lebenswegen einer Generation. Man schaut den Menschen beim Aufwachsen zu, erlebt Prüfungen, Klassentreffen und erste Lieben, lernt die Familien, Sorgen und Hoffnungen kennen. Durch diese Langzeitbeobachtung werden individuelle Porträts eindrucksvoll GESCHICHTE verdichtet. Das Archiv umfasst Szenarien, Produktionsunterlagen, Werkfotos, Werbe- und Pressematerial, Kritiken, Korrespondenz und eine Kartei mit allen wesentlichen Informationen über die in der Golzow-Chronik porträtierten Charaktere. Es ist online recherchierbar.
WINFRIED JUNGE wurde am 19. Juli 1935 in Berlin geboren. Von 1954 bis 1958 studierte er Dramaturgie an der Deutschen Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg. Anschließend wurde er Regieassistent bei Karl Gass im DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme und 1961 Regisseur im DEFA-Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme. Winfried Junge hat insgesamt mehr als 50 Dokumentarfilme gedreht, neben der Beobachtungen über DIE KINDER VON GOLZOW auch Reportagen aus dem Ausland wie „In Syrien auf Montage“ (1970) oder „Somalia – Die große Anstrengung“ (1976) und den Kinderspielfilm „Der tapfere Schulschwänzer“ (1967). 1996 wurde er zum Mitglied der Akademien der Künste – Sektion Film und Medienkunst – gewählt.
BARBARA JUNGE wurde am 14. November 1943 in Neunhofen in Thüringen geboren. Nach einem Dolmetscherstudium arbeitete sie ab 1969 im DEFA-STUDIO für Dokumentarfilme als Synchronregisseurin. Ab 1978 betreute sie auch die Archivdokumentation des Golzow-Projekts; ab 1983 schnitt sie die Filme und ab 1992 führte sie gemeinsam mit Winfried Junge auch Regie. Seit 1996 ist sie Mitglied der Akademie der Künste, Sektion Film- und Medienkunst.
In meinem Archiv befinden sich diverse Artikel und Rezensionen über die kinematografischen Arbeiten von Barbara und Winfried Junge sowie über deren herausragendem Realo-Kunstwerk „GOLZOW“. Unter anderem sind diese betitelt: 1.) WINFRIED JUNGE ; RIAS Berlin – BERLINALE- Frühkritik: Das FORUM vom 14./15.02.1993 und 2.) DeutschlandRadio „Lebenswege – Menschen in Deutschland“ vom 04.03.1993: Winfried Junge. Zum HIER Nachsehen empfohlen (5 PÖNIS / Hans-Ulrich Pönack).
2.) NEUE LEBENSWEGE. Titel = „DER SALZPFAD“ von Marianne Elliott (B: Rebecca Lenkiewicz; nach dem gleichnamigen Sachbuch von Raynor Winn/2018; K: Hélène Louvart; M: Chris Roe; 115 Minuten; deutscher KINO-Start: 17.07.2025). Das britische Ehepaar Raynor (GILLIAN ANDERSON) und Moth Winn (JASON ISAACS). Sie haben sich vor langer Zeit gefunden, sind ein „festes“ Ehepaar. Dann aber haben sie einen privat-geschäftlichen Fehler gemacht. Sind dadurch sozusagen – ziemlich-pleite. Müssen nun ihren Lebensweg neu „finden“. Sich total neu orientieren. Im fortgeschrittenen Alter weiß Gott nicht so einfach. Von „leicht“ gar nicht zu sprechen.
Nachdem sie ziemlich „robust“ aus ihrer Heimat „amtlich“ entfernt wurden, begeben sie sich – mit einem Rucksack und einem kleinen Zelt als Nur-Gepäck auf dem Rücken – auf eine über 1000 Kilometer langen Wanderung, entlang der wunderschönen, aber zerklüfteten Küste Südenglands von Cornwall, Devon und Dorset. Wie gesagt: Ein verzweifelter wie konsequenter Entschluss. Der noch härter wird, als sich bei Moth eine Parkinson-Erkrankung „mehr und mehr“ zeigt. Die Hoffnung steht aber, hat sich festgesetzt: In der Natur Trost und ein Gefühl der Akzeptanz zu finden. Das ist das Ziel, so lautet die private Deutung. Was auch bedeutet, unterwegs die Vorurteile und Ablehnung der Menschen, denen sie zufällig begegnen, meist still zu ertragen. Und – vor allem auch einigermaßen mit dem mitunter garstigen Klima klarzukommen.
Überragend treffen wir hier auf zwei außerordentlich beeindruckende Hauptakteure; grandios besetzt mit Gillian Anderson (die FBI-Spezialagentin DANA SCULLY in der amerikanischen Science-Fiction-Dramaserie „Akte X“) und Jason Isaacs (der Antagonist und Todessers LUCIUS MALFOY, die er zwischen 2002 und 2011 in insgesamt 5 Harry Potter-Filmen spielte).
Hier interpretieren sie gepeinigte reale Menschen, die sich auf den immer mehr ermüdenden Zwiespalt von Flucht und Ausweg einlassen. Und dabei viel „einstecken“ müssen. Um welches Ziel zu erreichen?(= 4 PÖNIs).
3.) OLDIES WEHRT EUCH. Lebt auf. Titel = „KARLI & MARIE“ von Christian Lerch (D/Ö 2024; B + Co-Produktion: Ulrich Limmer; K: Armin Golisano; 87 Minuten; deutscher KINO-Start: 17.07.2025). Das augenzwinkernde bayerische Feelgod-Roadmovie stellt ein ungleiches Duo in den Hauptblickpunkt, das sich zufällig, aber dann intensiv begegnet, um als sympathisches Sturkopf-Pärchen aufzutrumpfen. Vergnüglich dargeboten von den kultigen bayerischen Kabarettisten LUISE KINSEHER und SIGI ZIMMERSCHIED. Wobei sich Karli (der Hochstaplerische Zimmerschied) gern als kampferprobter Bundeswehr-Veteran und Bombenentschärfer betont. Während Marie, einst Schönheitskönigin von Mingkofen, wie sie sagt – ein Titel, der ihr immerhin einen attraktiven, aber untreuen Ehemann bescherte. Nach einem erbitterten Trennungskrieg blieben für SIE eine verfallene Villa, ein klappriger Opel und ein marodes Betonwerk übrig, das dem Ruin entgegentaumelt. Während ER lustig spinnert. Bedeutet – was passiert wenn zwei gescheiterte Existenzen auf- beziehungsweise zueinander prallen. Um dabei abenteuerliches abzuhaken wie Explosionen, Ladendiebstählen und Bemühungen in Sachen Erpressungen. Und so was.
„Eberhofer“-Kult-Cop Sigi („Eberhofer-Reihe“) und die langjährige „Mama Bavaria“ vom Nockherberg („Weißbier im Blut“), die genug hat von falschen George Clooneys, sorgen für reiflich kauzig-depperten Charme, sorgen für pointierte Dialoge und auch für einen deftigen Bayern-Auflauf, ummantelt mit lässigem Charme.
Geht doch (= 3 PÖNIs).
4.) DER MUSIKALISCHE ABSCHIED. Geboren wurde SIE am 12. Dezember 1937 unter dem Namen Concetta Rosa Maria Franconero in Newark, New Jersey. Gestorben ist sie am 16. Juli 2025 unter ihrem weltbekannten Künstlernamen CONNIE FRANCIS. Sie war eine US-amerikanische Pop- und Schlagersängerin, die Anfang der 1960er-Jahre auch deutschsprachige Erfolgstitel hatte („Die Liebe ist ein seltsames Spiel“). Bis in die 2010-er Jahre war sie auch als Livekünstlerin aktiv. 1958 mochten viele ihren schrägem Song STUPID CUPID, mit dem ich mich – tränig – von ihr verabschiede:
Wünsche trotz widriger Regierungstage viele schöne private Stunden:
PÖNI Pönack