PÖNIs BLOG (24): DIE INSULANER VOM RIAS

1.) Pöni-PRIVAT: „Der Insulaner verliert die Ruhe nich. Der Insulaner liebt keen Jetue nich! Der Insulaner hofft unbeirrt, daß seine Insel wieder ’n schönes Festland wird! Ach wär das schön.“ Rundfunk-Hören war damals Familiensache. Man fand sich zusammen im Wohnzimmer ein, um am Apparat eine bestimmte Sendung gemeinsam anzuhören. Dabei hatte hier in Berlin der RIAS – der „Rundfunk im amerikanischen Sektor“ – die (Hörer-)Nase vorn. „Schuld“ daran war vor allem eine Sendereihe, die am 1. Weihnachtsfeiertag 1948 erstmals ausgestrahlt wurde: Günter Neumann und seine Insulaner. 

von links: Edith Schollwer, Ewald Wenck, Tatjana Sais, Bruno Fritz

Der Kabarettist, Texter, Komponist und Pianist Günter Christian Ludwig Neumann (*19. März 1913 – †17. Oktober 1972) scharte unter dem Namen „Der Club der Insulaner“ einige Kabarettisten wie Agnes Windeck, Tatjana Sais, Ethel Reschke, Bruno Fritz, Edith Schollwer und Walter Gross für eine einmalig geplante kabarettistische Politsendung um sich. Mit Scherz, Satire und ironischem Antikommunismus traf man damals voll den Kalten Kriegs-Nerv. Weil der Zuspruch – in West UND Ost – groß war, entwickelte sich daraus eine Sendereihe, die für die nächsten rund 20 Jahre zu einer der populärsten Unterhaltungssendungen im Rundfunk überhaupt avancierte. Anfangs gedacht, um die angespannten Gemüter der von der Blockade hart getroffenen West-Berliner etwas aufzuheitern und die Hörer im Osten Deutschlands – soweit sie über den RIAS erreichbar waren – zu Verbündeten zu machen, wurde daraus ein regelmäßiger Nummernrevue-Spott mit begeisternder Häme über deutsch-deutsche Zustände und Politik. Beziehungsweise umgekehrt.

Walter Gross

Die von Günter Neumann („Wir spielen bis zur Wiedervereinigung“) geschaffenen Figuren schafften Vertrautheit in eine Berliner Nachkriegszeit, der nicht zu trauen war. Die Insulaner-Typen, wie die zwei Klatschtanten vom Ku’damm (Agnes Windeck/Edith Schollwer); Herr Kummer, der ständig mit dem abwesenden Herrn Pollowetzer über Gott und die Polit-Welt telefonierte (Bruno Fritz); der Ost-Funzionär (Walter Gross), der immer Mühe hatte, die drängenden Fragen der Genossen „korrekt“, also stramm- weisungsgebunden zu beantworten und dabei auch immer ins Gehege mit dem russischen Gast-„Aufpasser“, Professor Quatschny (Joe Furtner) kam, wurden zu weit über die Region hinaus beliebten, geschätzten monatlichen Kult-Radio-Figuren. Das Echo der nun regelmäßigen Sendungen war dermaßen immens, dass die Insulaner aus ihrem Studio 7 im RIAS bald gefragte Gäste bei öffentlichen Veranstaltungen waren und auch im Berliner „Titania Palast“, in der Waldbühne, im „Hebbel-Theater“ und auch im „Theater am Kurfürstendamm“ live auftraten. Dabei wetzte das Team nicht nur ihre Sprach-Messer an aktuellen politischen Tagesfragen im Ost-West-Streit, sondern spießten auch Widrigkeiten des Alltags auf, die „Otto Normalverbraucher“ beschäftigten, vom Ladenschluss bis zur Jazzmusik. Die letzte „Sonderausgabe des Insulaners“ wurde am 7. Dezember 1968 im Rahmen eines Pressefestes inszeniert.

70 Jahre nach ihrem ersten Auftreten sind die Glanzstücke der 133 Insulaner-Programme von 1948 bis 1964 über eine umfangreiche Edition nachzuhören: „Günter Neumann und seine Insulaner“; in einer 8-CD-Box (LP-Größe) mit 148 Ausschnitten. Zusammenstellung, Zwischentexte und Moderation: Christian Bienert. Spieldauer: ca. 512 Minuten. Außerdem ist ein hochkarätiges, 84-seitiges und mit seltenen Fotos versehenes Begleitbuch der Box beigefügt. Cover-Untertitel: Ein Stück Nachkriegsgeschichte Berlins im Spiegel einer Sendereihe von RIAS BERLIN. Erschienen bei „Bear Family Records“. Was für ein (auch nachträgliches) Geschenk!

2.) Pöni-LITERATUR: Tierisches stand auf dem vergnüglichen Leseplan. Motto: Wie fühlt es sich an, eine Kuh zu sein? Antwort: Ziemlich ähnlich wie ein Mensch: Kühe haben Gefühle und gehen Beziehungen ein wie wir. Davon ist ROSAMUND YOUNG überzeugt, britische Öko-Bäuerin der ersten Stunde. Und hat ein hinreißendes Buch geschrieben, über: „DAS GEHEIME LEBEN DER KÜHE“. Leitfaden: „Auf dem Acker weiden Philosophinnen mit Euter“ = stand im „SPIEGEL Literatur-Magazin“ mit der Überschrift: „TIERBUCH DES JAHRES“. Und „The Times“ bemerkte: „Nach der Lektüre dieses Buches werden Sie Kühe mit anderen Augen sehen“. Was für ein (auch nachträgliches) Geschenk!

3.) Pöni-MUSIK: In diesen (Film-)Tagen taucht HAPE KERKELING wieder auf. Im Kino, mit der Caroline Link-Adaption seines Bestsellers „DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT“. Ab 24.12. gibt es zu diesem Film, der am 1. Weihnachtsfeiertag in unseren Kinos anläuft, sowohl einen PÖNI TV-Beitrag wie auch den ausführlichen Kritik-Text auf meiner Webseite: www.poenack.de. Dazu passend hat Kollege und Freund Mario Müller eine „lecker-passende“ Hape-Musik im Archiv entdeckt, und diese möchte ich Euch-Ihnen als meine festliche Musikalitäts-Empfehlung zum Weihnachtsfest 2018 nicht vorenthalten. Titel: „WINTERZEIT IN WIEN“. Köstlich ulkig.

Wünsche ALLEN eine friedfertige Weihnacht und wenig Silvester-Stress. Der nächste Pöni-BLOG erscheint am 12. Januar 2019. Apropos – für das Neue Jahr habe ich mir Voltaire vorgenommen, der da mal befand: DA ES SEHR FÖRDERLICH FÜR DIE GESUNDHEIT IST, HABE ICH BESCHLOSSEN, GLÜCKLICH ZU SEIN.

Glückliche Zeiten allerseits. HERZlichst: PÖNI Pönack

 

 

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