PÖNIs BLOG (231): Pokal-FUßBALL-HIT; OLAF SCHUBERT; KAIRO-THRILLER; Emanzipiertes TANZEN; TV-TIPP; D E R SÄCHSISCHE JAGGER SINGT

Christian Streich (Fotoquelle: Steven Schaap, Christian Streich 2017, CC BY-SA 4.0)

0.)   Das Wort bonfortionös wurde – in seiner Dialekt-Abwandlung „bomforzionös“ – durch Publikumsabstimmung zum schönsten Sächsischen Wort des Jahres 2011 gewählt. Als bonfortionös bezeichnet man etwas Großartiges, das sogar pompös sein kann! Es war ein legendäres Ereignis. Geschichtsreif. Sorgte schließlich – in der Nachspielzeit – für ein unerwartetes, ungeheuerliches Ergebnis und Erlebnis. Am Dienstag, 4. April 2023 am mittelspäten TV-Abend. Als im Viertelfinale des DFB-Pokals der haushohe Favorit FC Bayern München im eigenen Stadion, vor 75.000 Zuschauer, auf den Außenseiter SC FREIBURG traf. Erst bewerkstelligten die Münchner ein irreguläres 1:0 (Foul nach Eckball; aber nicht vom Unparteiischen geahndet, sondern als reguläres Tor gegeben), dann hauten die Freiburger den Bayern ein Traumferntor in die Maschen, 1:1, um schließlich in den letzten Sekunden der Nachspielzeit auch noch einen regulären Handelfmeter zu verwandeln. 1:2 für Freiburg. Ab sofort herrschte eine  bonfortionöse Stimmung. Bei Millionen von Nicht-Bayern-Fans. Wie auch bei mir. Meine Katze KLÄRCHEN und ich, wir begannen sofort im Wohnzimmer mit enthusiastischen Jubelbegeisterungstänzen. Konnten uns kaum einkriegen vor guter Stimmungslaune. Das Ins-Bett-Gehen wurde umgehend verschoben. Ein gutes Getränk sowie die obligatorische Schmalzstulle ließen den Dienstag-Abend SUPERLAUNIG und flott gesättigt ausklingen. Morgen, am Samstag, spielen Freiburg und Bayern wieder gegeneinander. Bundesliga. Diesmal in Freiburg. Mal sehen, ob der neue reiche Bayern-Trainer Tuchel diesmal in der Lage ist, seine teuren Spieler in Gewinn-Schwung zu bringen. Ehrlich?: Ich hoffe nicht.

Jetzt jedenfalls ist für mich Freiburgs-Dauer-Trainer Christian Streich für alle Fußball-Ewigkeit ein wahrer HERO. Wunderbar. Prima. Gratuliere. Mister Streich! Von ganzem Berliner Fußball-Herzen.

1.)    D E R OLAF. DER BETROFFENHEITSLYRIKER! Mit seinen bonfortionösen Gedanken. Gags. Pointen. Bewegungen. Traumatas. Titel = „OLAF JAGGER“ von Heike Fink (B + R; D 2021; Projektleitung: Olaf Schubert; K: Hajo Schomeros; M: Dürbeck & Dohmen; Cover-Songs: Johannes Stankowski; 95 Minuten; deutscher Kino-Start: 06.04.2023). Meistens mag ich ihn. Diesen OLAF SCHUBERT, geboren am 7. November 1967 in Plauen, der als Kunstfigur ein Alter Ego des Dresdner Comedians, Kabarettisten, Hörspielproduzenten und Musikers Michael Haubold ist. Mag ihn, wenn er als Olaf Schubert auf großer Bühne oder auch im kleinem Saal sich akustisch ausbreitet und Pulli-haft optisch zelebriert; erlebe ihn anspruchsvoll, wenn er listig-lustig seine doppelbödige Welt und betroffene Existenz vorstellt. Stimme ihm zu, wenn er feststellt, dass er „nicht zu den zehn  erotischsten Männern Deutschlands gehört, aber mit Platz 11 auch gut leben könne“. Halt wie ein bescheidener Bursche. Und jetzt also das Vergnügen KINO. Mit einem fiktionalen, schelmischen, dokumentarischen Lebensabenteuer-Spielfilm-Movie.

Das mit einer Wahnsinns-neurotischen Schlagzeile in Werbung geht: Der bekannte Künstler Olaf, Nachname Schubert, findet durch Zufall heraus, dass seine Mutter in den 1960er-Jahren, noch während der DDR-Epoche, offensichtlich eine kurze Affäre mit MICK JAGGER hatte. Als Selbiger anno 1965 erstmals in der BRD, nämlich in Münster, auftrat. Na ja klar, wenn man genauer hinschaut, drängt sich sogar eine gewisse Ähnlichkeit auf. Allerdings  – 1965, da gab es die Mauer noch; Olafs Mutti sprach wohl auch kein Englisch und überhaupt  – wie hat sie bloß kurz diese DDR verlassen können, um sich mit Mick – kurz – zu verbinden? Um dann wieder zurückzukehren in diese sozialistische Heimat? EGAL, Olaf  beginnt mit der Recherche, beginnt unangenehme Fragen zu stellen: an seine (überraschten) Verwandten, an Rolling Stones-Experten, an Historiker (im Museum) und Experten (wie Toni Krahl/Sänger der Gruppe „City“). Und tatsächlich, so unfasslich es scheint, immer mehr Indizien deuten tatsächlich darauf hin, dass Schubert, Olaf seine Familiengeschichte tatsächlich noch einmal neu erfassen (und vielleicht schreiben?) muss. Davon handelt, erzählt diese detektivische cineastische Suche, die sich zu einer Reise voller absurder Situationen füllt. Bei der Teile der DDR-Geschichte – mit einem gewissen großen merkantilen  Augenzwinkern – noch einmal durchdacht werden muss.

Doch auch bei allen Anstrengungen bleibt der Olaf, der ja auch schon mal als Zonen-Spacko angefeindet wird, bescheiden: Während andere Künstler, deren Namen er nicht gänzlich verschweigt, schier explodieren und Feuerwerk auf Feuerwerk abfackeln, begnügt sich Schubert damit, einfach so zu verpuffen. Sich mit Helene Fischer oder Madonna oder Justin Bieber zu vergleichen, hält er – berechtigterweise – noch für verfrüht. Er muss ja gegenwärtig auch erst noch einige Tourneen erledigen. Großherzig wie er nun mal ist, verkauft Olaf die Tickets dabei an fast alle, die ihn entweder jetzt im Lichtspielhaus und später dann sogar live besuchen wollen, denn DAS fällt ja schließlich unter den Allgemein-Begriff: HALLO Menschenrecht!

Habe ich eigentlich schon gesagt, dass ich an diesem, also an seinem neuen Spielfilm meine helle, doppelbödige, durchtriebene, lustige Freude bekam? Ist wirklich so (= 4 PÖNIs).

(Hier nochmal der Link zum Gespräch mit Olaf Schubert, das ich im März in Berlin mit ihm führte.)

2.)    ARABISCHER THRILLER. Titel = „DIE KAIRO VERSCHWÖRUNG“ von Tarik Saleh (B + R; Schweden/Fr/Finnland/Dänemark 2021; K: Pierre Aim; M: Krister Linder; 125 Minuten; deutscher Kino-Start: 06.04.2023). Ein außergewöhnlicher Thriller. Den Autoren-Regisseur TARIK SALEH kenne wir durch seinen Polit-Thriller „DIE NILE HILTON AFFÄRE“, der im Oktober 2017 in unsere Kinos gelangte und dort auf viel Interesse stieß (s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs). Als ägyptischer Polizeibeamter spielte damals der in Schweden lebende, mit libanesischen Wurzeln versehene Schauspieler FARES FARES einen Hauptpart. Fares Fares war bekannt durch seine Rolle des Assistent des Polizeikommissars Carl Morck (Nikolaj Lie Kaas) in den dänischen Romanverfilmungen „Erbarmen“ / „Schändung“ / „Erlösung“ (2013/2014/2016) des Schriftstellers Jussi Adler-Olsen.

Für Adam (TAWFEEK BARHOM), Sohn eines einfachen Fischers, erfüllt sich ein Traum. Erhält er doch ein Stipendium für die renommierte Azhar-Universität in Kairo  – das Epizentrum der Macht in der islamischen Welt. Als das Oberhaupt der Universität, der Großimam, plötzlich stirbt, beginnt ein brutaler Kampf um seine Nachfolge. Der dubiose Regierungsbeamte Ibrahim (FARES FARES !) rekrutiert Adam als Informant für den ägyptischen Geheimdienst und bringt ihn damit nicht nur zwischen die Fronten der religiösen und politischen Eliten des Landes, sondern auch in Lebensgefahr. Ohne Verbindungen und Kontakte passt Adam aber perfekt ins Profil der Fanatiker.

Mit „DIE KAIRO VERSCHWÖRUNG“ schrieb und inszenierte TARIK SALEH einen spannend-wütenden  Politthriller um Macht und Autorität und die Frage: Haben wir unser Schicksal selbst in der Hand? Und: Wie weit würden wir gehen, um uns selbst zu retten? Mitten im Strudel der Geheimdienste, der Staatssicherheit (= heißt in Ägypten wirklich so), des Militärs und der Muslimbrüder wird Adam ein bestellter, gekaufter „Diener“. Der mit Verrat und Intrige klarzukommen hat und dabei erkennen muss, dass er auch sich selbst verraten und seine Seele hergegeben = verloren hat.

„Die Kairo Verschwörung“ konnte nicht in Ägypten gedreht werden, weil Tarik Saleh dort Aufenthaltsverbot hat. Deshalb entstand er in der Türkei. „Um die Azhar darzustellen, konnten wir in der Süleymanye-Moschee in Istanbul drehen, einem großartigen Gebäude aus der 16. Jahrhundert“, erklärt der Autoren-Regisseur im Presseheft. Sein  Film wurde im Wettbewerb des vorjährigen Cannes-Festivals mit dem Preis für das „Beste Drehbuch“ ausgezeichnet. „Die Kairo Verschwörung“ ist ein aufwühlender Spanungs- wie Denk-Film, der großartig fotografiert ist und dabei mutig Themen der bedrohlichen, korrupten, manipulativen ägyptischen Gegenwart ebenso anspricht wie vorzeigt. „Filmemachen ist wie gemacht als Beruf für Migranten! Viele große Regisseure sind Einwanderer oder die Söhne von Einwanderern, von Martin Scorsese über Milos Forman bis Billy Wilder“, rundet Tarik Saleh ab, wenn er seinen aktuellen Polit-Spielfilm beschreibt. Sehr empfehlenswert (= 4 1/2 PÖNIs).

3.)    TANZEN UND SIEGEN. Titel = „NENEH SUPERSTAR“ von Ramzi Ben Sliman (B + R; Fr 2021; K: Anton Diaz; M: Jean-Bohémond Leguay; 97 Minuten; deutscher Kino-Start: 06.04.2023). Als die 12-jährige Neneh (beachtlich: OUMY BRUNI GARREL) an der renommierten Ballettschule der Pariser Oper aufgenommen wird, ist sie happy. Tanzen war schon immer ihre Leidenschaft. Als einziges Schwarzes Mädchen an der Schule merkt sie jedoch bald, dass sie es trotz ihres unbestrittenen Talents schwerer hat als ihre Mitstreiterinnen. Besonders die traditionsbewusste Direktorin lässt Neneh spüren, dass sie nicht „insgesamt“ wirklich willkommen ist. Doch Neneh ist bereit, weiter für ihren großen Traum zu kämpfen. Ihr ist es egal, ob sie dabei die strengen Protokolle des Opernhauses attackiert. Um sich Luft zu verschaffen. Neuentdeckung OUMY BRUNI GARREL spielt die temperamentvolle, selbstbewusste Neneh und überzeugt in ihrem Mut, gegen Vorurteile, Rassismus und Ungerechtigkeit anzutreten. Allerdings vermag die filmische Inszenierung nicht zahlreiche trockene Episoden zu vermeiden, so dass die Tanzchoreographien bisweilen „getrennt“ wirken gegenüber hölzernen Handlungsfäden (= 3 PÖNIs).

4.)     TV-TIPP: Ermittler ROBERT KAROW (MARK WASCHKE) bekommt Verstärkung. Normalerweise zeigt die ARD an Ostern nur einen neuen „TATORT“-KRIMI. Dieses Jahr jedoch gibt es gleich zwei Folgen  – von ganz besonderer Berliner Unterhaltungsart. Denn erstmals wird CORINNA HARFOUCH als neue Berliner „Tatort“-Kommissarin SUSANNE BONARD in der Doppelfolge „NICHTS ALS DIE WAHRHEIT“ auftreten. Der Zweiteiler läuft am Ostersonntag und am Ostermontag, jeweils ab 20.15 Uhr.

5.)    Unser OLAF macht MUSIK: ……..denn „ACHTUNG – OLAF „KANN“ SINGEN“ heißt es. Hoffe auf viel Neugier. Und Interesse.

Wünsche eine extrem fröhliche Oster- & Folge-Zeit.

HERZlich:   PÖNI Pönack

email: kontakt@poenack.de

 

Teilen mit: