0.) Jedes Jahr zu SILVESTER ist DER Zweipersonen-SKETCH ein TV-Klassiker. 1962 entdeckten Peter Frankenfeld und Regisseur Heinz Dunkhase im englischen Blackpool, einer Hochburg des Varieté-Theaters, DAS gute Stück. Am 8. März 1963 wurde es in der von Peter Frankenfeld moderierten Livesendung „Guten Abend, Peter Frankenfeld“ gezeigt. Der Sketch kam so gut an, dass der NDR die britischen Künstler FREDDIE FRINTON und MAY WARDEN vom 30. April bis 4. Mai 1963 für eine Aufzeichnung ins Studio B des NDR in Hamburg-Lokstedt einluden. Ursprünglich war diese rund 18minütige Schwarz-Weiß-Sendung gar nicht als Silvester-Unterhaltung geplant. Nachdem sie einige Male als Pausenfüller in der ARD und dem NDR gesendet wurde, bekam sie neun Jahre nach der ersten Ausstrahlung ihren festen Sendeplatz. Am 31. Dezember 1972 holte NDR-Unterhaltungschef Henri Regnier das Band aus dem Archiv hervor. Seit dem wird „D I N N E R F O R O N E“ zu jedem Jahreswechsel in der ARD ausgestrahlt.
In Deutschland ist der Sketch inzwischen fester Bestandteil des Silvester-Fernsehprogramms aller dritten Programme der ARD. Die Sendung ist die am häufigsten wiederholte des deutschen Fernsehens und wurde 1988 im Guinness-Buch der Rekorde als „weltweit am häufigsten wiederholte Fernsehproduktion“ aufgeführt. Die Sendung hat KULTSTATUS und ist in vielen Haushalten fester Bestandteil des Tagesablaufs zu Silvester. So sahen beispielsweise im Rekordjahr 2004 insgesamt 15,6 Millionen Deutsche den originalen Sketch. 2022 ist DINNER FOR ONE in der schwarzweißen Originalfassung zehnmal wie folgt zu sehen: 15.30 Uhr NDR / 17.35 Uhr WDR / 18.40 Uhr ARD / 19 Uhr MDR / 19 Uhr RBB / 19.10 Uhr HR / 19.25 Uhr SWR/SR / 19.40 Uhr NDR / 19.45 Uhr BR / 23.35 Uhr NDR .
1.) FIESE REICHE. Mit Detektiv. Titel = „GLASS ONION: A KNIVES OUT MYSTERY“ von Rian Johnson (B + Co-Produktion + R; K: Steve Yedlin; M: Nathan Johnson; 140 Minuten; deutscher Kino-Start: 23.11.2022; deutscher HEIMKINO-Netflix-Start: 23.12.2022). So „einfach“ geht es. Du hast Ideen, schreibst sie auf (= Drehbuch), suchst Dir Interessenten für die Verfilmung (= Produzenten mit Geldsäcken), startest los. Und schon bist Du mit deinem fünften Spielfilm, bei dem u.a. Daniel „Bond“ Craig, Jamie Lee Curtis, Chris Evans; Toni Collette, Don „Miami Vice“-Johnson und Best Off-Oldie Christopher Plummer („Mein Kaffee, mein Haus, meine Regeln“) mitmischen, auf der Erfolgsspur. Bedeutet: „KNIVES OUT – MORD IST FAMILIENSACHE“ wurde für rund 40 Millionen Dollar hergestellt und spielte nach einem Kinostartmonat weltweit knapp 250 Millionen Dollar ein. Weiteres, näheres, siehe Kino-KRITIK (4 1/2 PÖNIs).
Klar doch, dass umgehend eine Fortführung in Produktionsangriff genommen wird. Netflix überbietet Kino-Ambitionen und springt im Bieterwettstreit mit 469 Millionen US-Dollar für zwei bereits geschriebene Fortsetzungen am höchsten, was einen der größten Filmdeals aller Zeiten für Streaminganbieter darstellt. Einzige Netflix-Bedingung dabei: An der Krimi-Front muss DANIEL CRAIG für beide Fortsetzungen zur Verfügung stehen. Was allerdings bei einer Craig-Gage von über 50 Millionen US-Dollar pro Auftritt sicherlich keine Schwierigkeiten auslöst. Behaupte ich mal. (Wenn ich richtig gerechnet habe). Und so begegnen wir also wieder dem eifrigen Detektiv Benoit Blanc. Diesmal auf einer abgelegenen griechischen Trauminsel, wo der dynamische Superreiche Miles Bron (EDWARD NORTON) listig herrscht. Und zu einer hochkarätigen wie tückischen Weekend-Party „beste Freunde/Innen“ eingeladen hat. Mit-dabei eben Benoit Blanc. Der uns im Parkett gleich einmal von wegen seiner Lockdown-Depri aufklärt: Ohne einen „vernünftigen Fall“ ginge es ihm mäßig. „Ich verliere den Verstand“, stellt er betrübt fest. „Mein Verstand ist wie ein vollgetankter Rennwagen, doch ich kann ihn nirgendwo hinfahren. Ich brauche einen Fall, der groß ist“. Da kommen die drei Wochenend-Tage im luxuriösen Abseits gerade recht. Weil sie mit einem schmucken Mord verbunden sind. An dem nun die Agatha Christie-ähnlichen Frakturen baumeln. Sprich – wer war’s? Und warum? Jetzt könnte ich den geschätzten Lesern alles auflisten, was hier und mit wem so abläuft, doch der 48jährige Autoren-Regisseur Rian Johnson hat für die Pressevorführung extra einen schmalen Video-Clip vorab in die spannende Waagschale geworfen mit der Bitte an die geschätzten Journalisten, bloß nicht zu viel zu verraten. Einverstanden. Nur so viel: der vielseitige, spielwütige, undurchsichtige „Glass Onion“-Neuling Edward Norton verfügt – als Milliardär-Macker Miles Bron – über schlaue Gesten, Erklärungen und intrigante Bewegungen. Sein Pokerface spricht andauernd Bände. Auch wenn er – mit gefaktem Lächeln – über sein FAX-Gerät aufklärt. Während Nat King Cole gerade mit „Mona Lisa“ musikalisch schmust. (Oder war das später?) Jedenfalls – wer hier auch auf zwinkernde Lockdown-Atmosphäre nicht verzichten will, kommt auch auf seine emotionalen Gefühlskosten. Und nebenbei begegnet man ganz kurz Namhaftigen wie Hugh Grant, Angela Lansbury und was weiß ich denn … wem noch. Während von der reichen Besucherclique vor allem auch die arg tätowierte Mucki-Bude DAVE BAUTISTA extrem auffällt. Für den Rest des feurigen Ensemble-Personals empfehle ich die präzise Beobachtung der Besetzungsliste.
Noch etwas?: Bitte ansehen. Es = DAS = lohnt sich. Ehrlich (= 4 PÖNIs).
2.) TIERISCH GUT. Titel = „BLUEBACK – EINE TIEFE FREUNDSCHAFT“ von Robert Connolly (Co-B +Co-Produktion + R; Australien 2021; Co-B: Tim Winton; nach seinem gleichnamigen Roman/1997; K: Andreas Kommis; Rick Rifici; bearbeitet von Nick Meyers; M: Nigel Westlake; 106 Minuten; deutscher Kino-Start: 29.12.2022). Wieder einmal sind es Tiere, hier: Fische, deren Existenz und Überleben gefährdet sind. Durch das Interesse, die Gier und Tumbheit des Menschen. Im Mittelpunkt des Spielfilms steht die junge Abby (MIA WASIKOWSKA), die sich beim Tauchen mit einem wilden Blue Groper, einem Riesenlippfisch (auch: Achoerodus), anfreundet und dadurch zu einer leidenschaftlichen Aktivistin für den Schutz des Ökosystems der australischen Korallenriffe vor Zerstörung wird. Blueback nennt sie den großen blauen Fisch, der ihr in der Tiefe begegnet und bald zu einem Gefährten im Ozean wird. Umgeben von der wilden Natur dieser westaustralischen Küste wächst Abby unbeschwert im Einklang mit dem Meer auf. Zugleich muss sie erkennen, dass die einzigartigen Korallenriffe ihrer Heimat in Gefahr sind. Und damit auch „ihr Blueback“. Sie beginnt zu begreifen, warum ihre Mutter alles aufs Spiel setzt, um die Zerstörung der Riffe zu verhindern.
Das inspirierende Familienabenteuer, das beeindruckend wie einfühlsam sowie hochaktuell von Freundschaft, Mut und dem faszinierenden (und nun gefährdeten) Leben im Meer erzählt, „berichtet“ überzeugend-unterhaltsam. Und ist mit Mia Wasikowska („Alice im Wunderland“), RADHA MITCHELL („Melinda und Melinda“/W. Allen) und ERIC BANA („München“/Steven Spielberg) hochkarätig besetzt. Vermag mit atemberaubenden Naturaufnahmen, die voller magischer Schönheit glänzen, triumphieren. Eine sinnvolle und zugleich liebenswerte Unterhaltung (= 4 PÖNIs).
3.) LEBEN UND LIEBEN IM DORF. Titel = „WAS MAN VON HIER AUS SEHEN KANN“ von Aaron Lehmann (B + R; nach dem gleichnamigen Roman von Mariana Leky/2017; D 2021; K: Christian Rein; M: Bois Bojadzhiev; 109 Minuten; deutscher Kino-Start: 29.12.2022). Mit seinem vorletzten Unterhaltungsjux „Jagdsaison“(s. Kino-KRITIK/3 PÖNIs) ließ Aaron Lehmann aufhorchen. Drei Mädels zickten durchs Mitteilungs- und Beziehungsdasein, und wir konnten uns über beknackte Kerle und deren „komische Trainerinnen“ halbwegs amüsieren. Hier nun befinden wir uns in einem Westerwald-Dorf, wo Zeit und Emotionen eher unauffälliger, also ruhiger, abläuft. Was bei diesen skurril-eigenwilligen Bewohnern aber nicht (ver-)wundert. Denn die Menschen-hier sind lustvoll Macken-besetzt. Luise (LUNA WEDLER /“Das schönste Mädchen der Welt“) ist bei ihrer Großmutter (CORINNA HARFOUCH) aufgewachsen. DIE besitzt eine besondere Gabe. Immer wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Ort. Selma als Todesbotin. Unklar ist allerdings, wen es „jeweils“ treffen wird. Folglich hält sich das Dorf bereit: letzte Vorbereitungen werden getroffen; es herrscht eine allgemeine Unruhe; Geheimnisse werden enthüllt; Geständnisse werden gemacht und widerrufen; Liebe wird erklärt. Unter schwierigen Vorzeichen. Natürlich verbunden mit der Frage nach dem eigentlichen Sinn des Lebens. Was besonders den Optiker (KARL MARKOVICS /Die Fälscher“)„belastet“, der sich in Selma verkuckt hat, ohne sich zu erklären. Ihn machen die eigenen innere Stimmen zu schaffen, die seine Gedanken und Handlungen spöttisch kommentieren. So oder so ähnlich benehmen sich hier die Figuren. Die „Deutsche Film- und Medienbewertung“ war angetan und vergab das Prädikat „Besonders wertvoll“. In ihrem Gutachten hebt die Jury hervor, dass sich die Leserschaft des Erfolgsromans von Mariana Leky auf eine gelungene Verfilmung freuen kann: „Es ist eine magische Welt, in dessen Reichtum an Erzählungen die Zuschauer/ Innen gerne eintauchen“. Ich bin bewertungstechnisch etwas gehemmter ( = 3 PÖNIs).
4.) ES WUMMERT. Verbal und überhaupt. Titel = „ON THE LINE“ von Romuald Boulanger (B +Co-Produktion + R; USA 2021; u.a. Co-Produktion: Mel Gibson; K: Xaver Castro; M: Clemens Pein; 104 Minuten; deutscher HEIMKINO-SquareOne Entertainment-Start: 23.12.2022). ER heißt Elvis. Elvis Cooney (MEL GIBSON) und ist nächtlicher Rundfunk-Moderator. Macht die Talk-Show in L.A. seit rund 40 Jahren. Allerdings ist seine Stimmung derzeit ziemlich „nicht so gut“, weil die Chefin wegen seiner magerer gewordenen Einschaltquoten bellt und überhaupt – dem in die Jahre gekommenen Elvis-Raubein ist die sowieso durchwachsene Laune abhanden gekommen. Doch dann ist ER plötzlich in totaler Alarmstimmung. Ein anonymer Anrufer hat die kleine Tochter und seine Frau offensichtlich gekidnappt und beginnt ein teuflisches Live-Radio-Spiel anzuzetteln. Falls Elvis nicht „mitmacht“, würde er die Geiseln töten. So wie er bereits im Hause des Senders einige Unbeteiligte liquidiert hat. Der sonst so raubeinige Elvis ist wütend. Fühlt sich gefangen-genommen. Muss sich beherrschend „gehorchen“. Ist dabei bemüht, seine Vergangenheit durchzuforsten, um die Identität des Anrufers herauszubekommen. Doch DER ist immer eine provokante Stufe „schneller“. So dass der perfide Wettstreit immer heißer/bedrohlicher wütet. Und im kleinen Elvis-Studio-Team beginnt sich Panik breitzumachen. Während „draußen“ die Polizei rumort. Die Power steigt.
MEL GIBSON mal als „Überfallener“, das ist neu. Empfindet sich als Elvis-Gefangener eines Psychopathen, der ihn auf dem Kieker hat. Und kriegt DEN nicht zu fassen. Ich erinnere mich: Früher waren wir an Wochenend-Abenden unterwegs. Erst in einer Pinte, um zu tanken und um dann, gesättigt, auf den geplanten Überraschungsspätfilm im Kino zu lauern. DAS funktionierte oftmals ziemlich prächtig. „ON THE LINE“ ist solch ein Deibel von Spannungsfilm. Wo es weniger darum geht, Logiklöcher zu erkennen, sondern mehr auf packende Stimmungen zu setzen. Die mitunter ganz schön raffiniert funktionierten. Mit diesem Film kann man heutzutage die heimischen „Nachtvorstellungen“ auf der Couch besetzen. MEL GIBSON (deutsche Stimme: Joachim Tennstedt) kriegt jedenfalls weitaus mehr zu tun als ihm lieb sein kann. Durchlebt reichlich aufgeladene Überraschungen. Und dann: Hollywood-Helden treten doch eigentlich anders ab. Oder? (= 3 1/2 PÖNIs, mit Getränk).
5.) Quasi-NEUJAHRS-TV-TIPP: Am kommenden MONTAG, 2.1.2023 präsentiert ONE ab 21.45 Uhr den 72minütigen Spannungsfilm „ROGUE TRADER“. Als zweite deutsche Erstaufführung nach einem späten Erstlauf kürzlich in der ARD (ab 00:05 Uhr). Story: Der junge Investmentbanker Tom Walker (PAULO ANDRE ARAGAO) löst über Nacht einen der größten internationalen Finanzskandale aller Zeiten aus. Doch wie konnte ein 26-jähriger – „unseriöser Geschäftemacher“ – unentdeckt 3 Milliarden Dollar verzocken? Es handelt sich um den ersten abendfüllenden Spielfilm des 25-jährigen Reutlingers DAVID PREUTE, der auch das Drehbuch verfasste. Von 2015 bis 2021 studierte er Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Zusätzlich erwarb er ein Regiediplom an der School of Cinematic Arts der University of Southern California in Los Angeles. Sein Debütfilm, hierzulande 2021 realisiert, spielt auf reale betrügerische Investmentbanker an, wie beispielsweise Kweku Adoboli, die vor dem Abspann beschrieben werden. Am nächsten FREITAG (6.1.) wiederholt ihn ONE ab 23.15 Uhr. Post aus der PÖNI-Gemeinde (DANKESCHÖN!) bestätigt einen SIEGER-FILM.
6.) MUSIK: In seiner Geburtsurkunde steht Edison Arantes do Nascimento vermerkt. Aber die ganze Welt kennt ihn nur unter dem Namen PELÉ. Geboren am 23. Oktober 1940 im brasilianischen Tres Coracoes, gestorben gestern, am 29. Dezember 2022, in Sao Paulo. PELÉ. 1975 wechselte der Fußball-Gigant in die USA, zu New York Cosmos. Wohin 1977 – für die damalige Rekord-Ablösesumme von zwei Millionen Dollar – Franz Beckenbauer wechselte. Um gleich 1977, gemeinsam mit PELÉ, die US-Fußballmeisterschaft zu gewinnen. Der wunderbare Zufall hat dafür gesorgt, dass ich während einer 1977er-USA-Reise damals ein Cosmos-Spiel mit den beiden Fußball-Helden im Giants Stadium in East Rutherford, New Jersey besuchte. Die Erinnerung „wühlt“. In Erinnerung an den wohl besten Fußballer des 20. Jahrhunderts, an PELÉ, lege ich heute einen PELÉ-SONG auf und erkläre ihn zu meinem Lieblingslied dieser so traurigen Weltfußballer-Woche. Titel: PELÉ – Esperanca:
Schicke einen zutiefst traurigen Abschiedsgruß nach Brasilien. In die Heimat dieses Ball-Genies.
HERZlich: Hans-Ulrich Pönack
email: kontakt@poenack.de