0.) Wir haben es erneut gewagt. Haben wieder ein JAHRESEND-SPECIAL produziert. Titel: „PÖNI LATE NIGHT“, Folge 3. Motto: 37 Minuten jenseits von Avatar. Wir sind auf die Reaktionen gespannt (gerne als Kommentar direkt unter das Video bei YouTube).
1.) DER ZERSTÖRERISCHE MENSCH auf Pandora. Titel = „AVATAR: THE WAY OF WATER“ von JAMES CAMERON (Co-B +R + Co-Produktion + Co-Schnitt; USA 2017 – 2018; Co-B: Josh Friedman; K: Russell Carpenter; M: Simon Franglen; Co-Schnitt: Stephen E. Rivkin; David Brenner; John Refoua; 3-D-Fassung; 193 Minuten; deutscher Kino-Start: 14.12.2022). Der Filmtitel bezieht sich auf die im Film vorkommende Aussage „Der Weg des Wassers hat keinen Anfang und kein Ende. Das Wasser ist nicht nur im Filmtitel von Bedeutung, sondern auch im Film selbst, weil es alles verbindet“. Der Film ist eine Fortsetzung des Films „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ von 2009; bildet den Auftakt von insgesamt vier geplanten Fortsetzungen von James Francis Cameron. JAMES CAMERON ist ein kanadischer Filmregisseur, Filmproduzent, Drehbuchautor, Filmeditor und dreifacher „Oscar“-„TITANIC“-Preisträger (1998/“Bester Film“; „Beste Regie“ und „Bester Schnitt“). Unter seiner Regie sind mit „Titanic“ und „Avatar 1“ zwei der drei kommerziell erfolgreichsten Filme der Filmgeschichte entstanden. Die Filme von James Cameron haben viele Gemeinsamkeiten. Dazu gehören die intensive Nutzung aufwendiger Spezialeffekte nach dem aktuellen Stand der Technik und das üblicherweise hohe Budget. In fast allen Filmen Camerons spielen starke und selbstbewusste Frauen eine tragende Rolle, eine Seltenheit im Actionfilmgenre. Stilistisch auffallend ist der häufige Einsatz von blauen Farbfiltern. Die Sensibilisierung für eine Neujustierung des Verhältnisses der Menschen zur Natur sei für Cameron nach eigenen Angaben der Grund, den Großteil seiner verbleibenden Regisseurs-Karriere in „Avatar“ zu investieren. „Zu James Camerons Perfektionismus gehört der Anspruch, stets am avantgardistischen Rand der Kinotechnik zu operieren. Für AVATAR 2 optimierte er ein Aufnahmeverfahren, das 3-D-Bilder mit der digitalen Motion-Capture-Technik kombiniert. Die Bewegungen realer Schauspieler – ZOE SALDANA, SAM WORTHINGTON, SIGOURNEY WEAVER, KATE WINSLET – werden per Computer in die Physiognomie der Ureinwohner von Pandora umgerechnet. So ist man permanent damit beschäftigt, die Star-Anteile in den Fabelwesen zu suchen“ (Katja Nicodemus/DIE ZEIT/15.12.2022).
„Avatar 1“ spielte weltweit über 2,92 Milliarden US-Dollar ein und war damit bis Juli 2019 der erfolgreichste Film weltweit nach Einspielergebnis. Seit März 2021 ist „Avatar“, nach einer Wiederveröffentlichung in China, wieder der erfolgreichste Film weltweit nach Einspielergebnis.
Damals: „AVATAR – AUFBRUCH NACH PANDORA“: Der Kinostart hierzulande ist am 17. Dezember 2009 (s. Kino-KRITIK/5 PÖNIs). Wir befinden uns im Jahr 2154. Die Rohstoffe auf dem Planeten Erde sind endgültig „alle“. Die Menschheit giert nach Alternativen. Im All. Und ist, vertreten durch einen mächtigen Groß-Konzern, RDA, einem Raumfahrt-Konsortium, auf dem Planeten Pandora fündig geworden. Dort sind wertvolle Minerale vorhanden, mit denen die Energieprobleme der Erde gelöst werden könnten. Deshalb wurden dorthin auch riesige Maschinen-Bagger hingeschafft, die bereits seit vielen Jahren die Mineralien abbauen. Und sich dabei tief und tiefer in die Landschaft bohren. Und sie dabei zerstören. Was die Ureinwohner von Pandora auf den Plan ruft. Sie sind blauhäutige, gelenkige Wesen und heißen NA´VI und wollen die zunehmende Zerstörung ihres Lebensgebietes nicht länger dulden. Sie leben in und mit ihrer wunderbaren, einzigartigen Natur im Einklang und haben im Grunde schon genug damit zu tun, sich inmitten ihrer farbigen, leuchtenden Dschungelwelt gegen „sonderbare Tiere“ wie den papageienbunten Flugsauriern und pechschwarzen pantherartigen Dampfmonstern zu behaupten. Und nun kommt auch noch „der besonders gefährliche Mensch“ hinzu. Allerdings kann DER hier nicht frei atmen, denn die Luft ist für Menschen absolut Gift. Nur mit Atemmasken können sie sich hier fortbewegen. Und weil deshalb alles viel zu langsam vonstatten geht mit dem Abbau und Raubbau, haben Wissenschaftler und Experten das AVATAR-Programm entwickelt. Vereinfacht gesagt – mittels einer Bewusstseinstransplantation wurden ferngesteuerte Körper gezüchtet. Bestehend aus menschlicher DNS und kombiniert mit der DNS der Ureinwohner. Der gelähmte Ex-Marine Jake Sully (Sam Worthington) wird in einen solchen „Körper“ „gebracht“, um vor Ort die Na´vis auszuspionieren. Um sie gefügig zu machen. Um sie aus ihrem, für den Menschen wertvollen Gebiet wegzukriegen. Doch dann begegnet Jake der Häuptlingstochter Neytiri (Zoe Saldána). Lernt ihr Volk kennen und – schätzen. Was „zuhause“ natürlich ganz und gar nicht gut ankommt.
2022. Avatar, „einmal“-übersetzt – eine künstliche Person, läuft weiter. Mehr als zehn Jahre nach den eben geschilderten Ereignissen haben Jake und Neytiri eine Familie gegründet. Fünf Kinder zählen inzwischen dazu. Darunter der adaptierte Menschenjunge Javier (Jack Champion, blass) und Na´vi – Teenager Kiri (Sigourney Weaver/inzwischen 73 und erstaunlich jünglich). Die Firma Resources Development Administration (RDA) ist weiterhin bemüht, Pandora auszubeuten, um dort die für die Menschen wichtige Rohstoffe abzubauen und will überhaupt den gesamten Mond kolonisieren, weil die Erde inzwischen unbewohnbar geworden ist. Ab sofort läuft die Racheakademie. Angeführt von Colonel Miles Quaritch (STEPHEN LANG). Der eigentlich schon tot war. Aber „wiederhergestellt“ wurde. Weil dadurch ihre Heimat nicht mehr sicher ist, verlassen Neytiri & Jake und ihre fünf Kinder ihre Dschungelheimat und suchen bei einem anderen Na´vi-Stamm Zuflucht. Der lebt auf den Atollen an den Küsten des Mondes Pandora. Und empfängt die Family Jake und Neytiri mit zwiespältigen Gefühlen. Weil DEREN Aufenthalt-hier mit vielen Erschwernissen verbunden ist. Zum Beispiel wie man sich in dieser Wasserrefugium zurechtfindet. Sie müssen nun vieles lernen, wie die richtige Atemtechnik „funktioniert“, um möglichst lange im Meer zu tauchen. Und wie man mit den „exotischen“ Wassertieren richtig, also wuchtig, also wummig, umgeht.
Darum geht es, wie stets – die üblen Bösen donnern um und auf die Guten herum. Wollen sie ausbeuten. Kaputtschlagen. Bedeutet filmtechnisch: Die „Menschen“ bedienen die Effekte, diese sind sensationell. Perfektioniert. Die Optik ist dermaßen mitreißend, dass man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. Was Cameron & Team, in 3-D-Dimensionen und „2-D-Normal-Bewegungen“, auf die große Leinwand bringen, ist atemberaubend. Wie sie die – kämpferischen, kriegerischen – Geschehnisse entwickeln und gerade in der letzten Filmstunde bebend einpowern, bindet einen von völlig verblüfft bis unfassbar in den atmosphärischen Raum. Was sich innerhalb „des dominierenden Wassers“ an verblüffender tierischer Artistik abspielt, ist furios; sorgt für begeisternden Atemsturm. Wenn sich gigantische, Hai-ähnliche Wasserbewohner in die Geschichte beamen, kriegt KINO hochgradige Temperaturen. Die hitzigen Emotionen wirbeln hoch, übrigens auch musikalisch. Donnernd. Rauschend. Klangvoll. Während die Figuren die Stories erläutern und mit den „Wasserpferden“ sich wirbelnd „austauschen“, ist die Verblüffung faszinierend. Zauberhaft. Irre. Zum totalen Empfinden geeignet. Während „nebenbei“ der schmutzige Kolonialismus, dieser eklige Umweltschmutz und der Walfang beim Duell zwischen Gut und Böse, zwischen Frieden und Krieg, gedanklich mitwirken.
Hab‘ ich’s eigentlich schon gemeint – „AVATAR 2“ überzeugt als spektakuläres, phantastisch visualisiertes KINO-Ereignis-Erlebnis. Mit unglaublichen, s a g e n h a f t e n Schauwerten (= 5 PÖNIs).
2.) DER HÖLZERNE (B)ENGEL. Titel = „GUILLERMO DEL TOROS PINOCCHIO“ von Guillermo Del Toro (Stop-Motion-Animationsfilm; Co-B + Co-Produktion + Co-R; in Zusammenarbeit mit The Jim Henson Company; USA/Mexiko/Fr 2020; Co-R: Mark Gustafson; Co-B: Patrick McHale; Matthew Robbins; nach dem Roman „Pinocchio“ von Carlo Collodi/1826 – 26.10.1890; M: Alexandre Desplat; 114 Minuten; deutscher Kino-Start: 24.11.2022; deutscher HEIMKINO-Netflix-Start: 9. Dezember 2022). Der mexikanische Regisseur, Filmproduzent, Schriftsteller und Drehbuchautor erhielt 2018 für den Fantasyfilm „SHAPE OF WATER – Das Flüstern des Wassers“ (s. Kino-KRITIK/5 PÖNIs) zwei „Oscars“ – als „Bester Regisseur“ sowie für den „Besten Film“. Sein Hauptdarsteller für diesen Animationsfilm war im Sommer erst im cineastischen Mittelpunkt, die hölzerne Menschenpuppe Pinocchio, die 1881 erstmals auf italienischen Zeitungsseiten auftauchte und bald darauf populär wurde. Zig-Adaptionen folgten über die Jahrzehnte, und erst neulich taucht er auf, und zwar in der Disney-Trick-Neuverfilmung von Robert Zemeckis, die von der USA-Kritik und vom Publikum „zerpulvert“ wurde. Währenddessen die jetzige Pinocchio-Version von Guillermo Del Toro sich zum Kunstwerk erhob. In dem anfangs eitle Freude herrscht. Wo Sebastian J. Grille zum Erzähler avanciert („Das Zirpen meiner Jugend“). Es waren einmal – der Holzschnitzer Gepetto und sein Sohn Carlo. Vater und Sohn sind seelenhaft-tief vereint. Als Carlo durch aus einem Flugzeug geworfene Bombe stirbt, ist Gepettos Trauer riesig. Nur sein ständiger Begleiter Jiminy Grille vermag ihm die Seele etwas freizuräumen. Lassen wir die Tränen, Trauer und die Wut fließen bis der Alte eines Tages den seligen Baum vor seiner Tür fällt, aus dem Holz einen „Jungen“ schnitzt und plötzlich – einen lebendigen Holz-Jungen um sich weiß. Der kleine Junge aus Pinienholz muss sich Mühe geben, um ein neuer „Pinocchio“ zu werden, aber es kommt Bewegung in diese neuerliche „Vater / Sohn“-Gemeinschaft. Die sich nun von der bekannten Literatur abwendet, um sich hin zu grauslichen Stimmungsbilder der 1930er-Jahre zu bewegen. Wo Faschisten das Bestimmen übernommen haben. Und ein ekliger Mussolini auftaucht. Wo Pinocchio mittlerweile im Zirkus eines garstigen, geldgierigen, listigen Direktor-Lügenbolds gelandet ist und knallhart ausgebeutet wird. Was der unschuldige Pinocchio bemerkt. Der sich zu einem gutmütigen kleinen Burschen berufen fühlt, der gerne Gutes tun möchte, aber durch seine Naivität viel einstecken muss und oftmals das Gegenteil erreicht. So langt – nach dem Zirkus-Rassisten – ein schrecklicher Militär-Oberst zu, der mitgekriegt hat, dass der hölzerne Bub nicht zu sterben vermag. Als dadurch „perfekter Soldat“ ist der Holzjunge für die Armee doch ein „Sieger“, der – kriegerisch – gut „zu verwenden“ ist. Das Vaterland braucht schließlich solche Schießhelden wie ihn, wird Pinocchio getrimmt. Währenddessen sucht Gepetto nach seinem Sohn, um ihn aufzunehmen. Ihm „die Dinge“ richtig zu erklären. Doch der Junge hat sich bereits auf eine Lebensreise begeben, bei der er erst lernen muss, seine Umwelt zu begreifen, um dann seinen Vater besser zu verstehen. Vor allem: Schießen nicht lachhaft zu finden.
Was für ein cineastischer Triumph! Besetzt mit vielen klugen, verblüffenden Pointen! Mit großartigen optischen Bewegungen! Mit Poesie, die zündet. Obwohl sie mit düsteren Erkenntnissen durchsetzt erscheint. In denen die musikalischen Balladen sprudeln. Wie die Gemeinheiten: Von wegen „Glauben, Gehorchen, Kämpfen“. Die Musikalität des französischen Filmkomponisten und zweifachen „Oscar“-Gewinners ALEXANDRE DESPLAT („The Grand Budapest Hotel“ und „The Shape Of Water“) stimmt bissig ein: Dem Volk Angst vor Fremden beizubringen, das isses. Darum geht es. Im Land. Wo mit „Ich kontrolliere dich“ der Schurke bestimmt, was sich zu tun gehört. Sogar Avatar „nähert“ sich hier; denn auch hier führt „Der Weg des Wassers“ ans Ziel. Und wenn diese Fettwurst Mussolini erscheint, kriegt man Zorn. Empfängt man Wut. Guillermo del Toro stellt klar: „PINOCCHIO ist ein Film, mit viel Herz. Es geht darum, wer man ist. Sich selbst treu zu bleiben und sich nicht ändern zu müssen, um akzeptiert zu werden“.
PINOCCHIO -aktuell: Was für ein brillanter filmischer Denk-und-exzellenter Unterhaltungsstreich! (= 5 PÖNIs).
3.) TV-TIPP: An diesem SAMSTAG-ABEND (17.12.) präsentiert 3sat ab 23.25 Uhr das Meisterwerk „LIFE OF PI: SCHIFFBRUCH MIT TIGER“. Von Ang Lee. Was für ein betörendes, Sinne und Kopf wunderbar klug wie herrlich emotional füllendes Ereignis (s. Kino-KRITIK/5 PÖNIs).
4.) MUSIK: Als ich sie musikalisch entdeckte, tauchte emotionale Begeisterung auf. Zaz, bürgerlich ISABELLE GEFFROY, 38, ist eine französische Nouvelle-Chanson-Sängerin und Liedtexterin, die auch auf Stilmittel des Jazzgesangs zurückgreift. Auch und gerade in ihrem Lied Demain c`est toi („Morgen bist du es“), das am 20. Mai 2016 erstveröffentlicht wurde. Ist mir jetzt wieder einmal über den Radio-Ohr-Weg gelaufen und stieg prompt zu meinem Lieblingslied dieser Woche auf (mit deutscher Text-Untertitelung):
Wünsche angemessene vorweihnachtliche Zeitgefühle.
HERZlich: PÖNI PÖnack
email: kontakt@poenack.de