0.) Der Abschied von meinem Hauskater Paul war herzergreifend. Erst nahm er in kurzer Zeit extrem ab, dann entdeckte die Tierärztin „den Grund“, einen Tumor; schließlich brachen seine letzten Lebenstage rapide an. Er futterte immer weniger, dann gar nicht(s) mehr. Was blieb, war weiterhin das Bestreben, viel in meiner Nähe zu sein. Um dann umso intensiver „zufrieden“ zu schnurren. Und – er tretelte öfters: seine Art, seine Zuneigung auszudrücken. Bis auch dafür keine Kraft mehr vorhanden war. Am letzten Sonntag-Nachmittag (18. April 2021) musste er eingeschläfert werden. Und ich denke seitdem täglich: ER war mein Freund. Ich war sein Freund. Wir verstanden uns. Komplett. ER reagierte bei meinen Schwächen wie z.B. zu wenig Spiel-Aktionen oder: mehr Futter bitte. Mehr Streicheleinheiten bitte. ER wollte oft gestreichelt werden. Mindestens 96mal an jedem Tag. ER war eifersüchtig, wenn ich mich ebenso freudig um Klärchen kümmerte, seine Partnerin, die er mehr und mehr als „Kollegin“ betrachtete. Ich war irritiert über seine „offene“ Eifersucht. ER folgte mir immer durch die Wohnung. Wir sind tief verbundene Kumpels, mit enger Bindung, tat er schnurrend und anstupsend kund. ER hatte die Signale drauf, mir deutlich mitzuteilen, wenn was „stattfinden“ sollte. Zum Beispiel – könntest Du mich etwas länger am buschigen Rückenfell streicheln? Ist noch was vom „besseren“ Futter da? Lass‘ uns doch mal zusammen kurz in die Küche gehen um nachzuschauen. Nun hat er sich verabschiedet. Meine Seele tuckert. Mächtig. PAUL: DU FEHLST MIR SO SEHR.
1.) Alle, na ja, guten Film-Dinge sind drei. Filme aus Südkorea. Nach „Pandemie“ (s. KRITIK im BLOG 95) und „Contamination – Tödliche Parasiten“ (s. KRITIK im BLOG 130) heißt das neueste Katastrophen-Drama simpel, aber wegweisend: „TUNNEL“. Fand im Sommer 2016 in der Heimat mehr als 7 Millionen Kino-Besucher. (Damit war er der fünferfolgreichste heimische Kinofilm des Jahres). Geschaffen wurde der 127minütige Streifen vom Autoren-Regisseur Kim Seong-hun. Seit dem 16. April 2021 befindet sich der Film hierzulande im HEIMKINO-Angebot. Und zeichnet sich durch einen schnellen Einstieg aus. Ein Mann, Lee, hat eben noch an der Tankstelle Benzin getankt und zwei kleine Wasserflaschen bekommen und befindet sich nun auf dem Weg nach Hause, wo Gattin und Tochter auf ihn warten. Als er durch einen Tunnel fährt, stürzt der plötzlich ein, bricht komplett zusammen, löst einen riesigen Haufen Geröll aus und setzt Mr. Lee fast völlig fest. Mit dem noch funktionierenden Handy vermag er Kontakt „nach draußen“ aufzunehmen, wodurch der Rettungsalarm ausgelöst wird. Ein Satz quillt heraus: „Wir sind die Besten in Korea bei Rettungsaktionen“. Allerdings – es kann eine Woche dauern, bis sich Hilfe zu nähern vermag, teilt ihm der bemühte Chef des Rettungsteams mit. Während sich vor dem Tunnel geile Medien herumbalgen („Ich will nur ein Foto machen, Frau Ministerin“), nimmt das Unglück Fahrt auf. Während bei Herrn Lee langsam die Gedanken zu tuckern beginnen, Motto: Was wie und überhaupt. Besteht die Möglichkeit, hier gefunden beziehungsweise lebendig herausgeholt zu werden? Am dritten Tag nach dem Einsturz hört Lee die Stimme von einer Frau, Mina, die in ihrem Auto in der Nähe durch einen Steinbalken gefesselt ist. Und ihr Hund taucht auf, ein kleiner Mops. Lee versucht der Frau zu helfen. Mit Wasserresten. Zugleich futtert der Hund die Rest-Torte von Mr. Lee auf. Und wir erfahren „oben“, dass es sich bei dem Unglück hier keineswegs um einen Zufall = höhere Gewalt, sondern um vorsätzlichen Pfusch am Bau handelt. Und je mehr Zeit vergeht, desto geringer werden die Aussichten, hier noch Hilfe / Rettung leisten zu können. „Die sollen aufhören zu graben; es ist Zeit, eine Entscheidung zu treffen“. Meinen Amtspersonen. Bedeutet so viel wie – Lee ist bestimmt längst tot, wir müssen ihn, 35 Tage nach dem Einsturz, aufgeben und die „teuren Hilfsaktionen“ beenden. Zumal man an der falschen Stelle gebohrt hat, von wegen: Standort verwechselt. Sollen wir wirklich nochmal von vorne beginnen? Wegen eines sehr-wahrscheinlich toten Menschen? Lohnt sich nicht. Eigentlich.
Erinnerungen an den Ami-Streifen „Buried – Lebend begraben“ von 2010 kommen hoch (s. Kino-KRITIK): Was bedeutet es für einen Bürger „Otto Normalverbraucher“, in solch eine extreme, schlimme Situation zu geraten? Wie kann man dies verkraften? Wie reagiert man physisch und psychisch „richtig“? Um zu überleben? „TUNNEL“ ist ein etwas zu lang geratener Spannungsfilm, den Jay Weissberg von „Variety“ als einen unterhaltsamen Desasterfilm“ bezeichnete. In dem Politik („desinteressierte Ministerin“), Medien („aufdringlich“) und mitunter mangelhafte engagierte Einsatzkräfte mit-eingebaut = beobachtet werden. Der Hauptdarsteller heißt Ha Jung-woo und kämpft sich in seine südkoreanischen Bruce „Stirb langsam“-Willis-Type tapfer hinein. Sehenswert allemal (= 4 PÖNIs).
2.) Vollständig heißt er Woodrow Tracy Harrelson, weltweit bekannt wurde er unter WOODY HARRELSON. Der Hollywood-Star, der am 23. Juli 1961 in Midland, Texas geboren wurde und hierzulande seit 2004 in seinen Film- und Serienauftritten von THOMAS NERO WOLFF synchronisiert wird, war bislang dreimal für den „Oscar“ nominiert („Larry Flynt – Die nackte Wahrheit“ / „The Messenger – Die letzte Nachricht“ / „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“). Harrelson setzt sich unter anderem für Tierrechte ein und ist Veganer. Bei NETFLIX ist – noch bis zum 30. April – ein ziemlich untypischer Ami-Film von 2016 mit ihm zu sehen, der sich, wie die meisten Harrelson-Movies, anzuschauen lohnt. Titel = „WILSON – DER WELTVERBESSERER“. Regie: CRAIG JOHNSON; basierend auf dem US-Comic Wilson von DANIEL CLOWES, der auch das Drehbuch verfasste. Harrelson mimt Wilson. Einen nie erwachsenen gewordenen Erwachsenen, der mit seinem Hund Pepper „liiert“ ist und ansonsten DAS darstellt, was man unter Stinkstiefel versteht: Einen Dagegen-Sein-Typen, der sich als Störer beziehungsweise Zer-Störer zeigt und erweist. Von „normalen“ (Benimm-)Regeln. Sozusagen: Wilson kann man auch als Arschloch titulieren. Der als zynischer Neurotiker viele unangenehm nervt. Gleich zum Filmanfang gibt er die Vorlage: „Die moderne Zivilisation ist der reinste Betrug. Eine traurige sinnlose Farce. Aufgebaut auf Lügen. Man muss den Mut haben, eigene Wege zu gehen. GLÜCKLICHSEIN IST VERDAMMT SCHWER“. Aber „DAS“ will er jetzt versuchen; also Glücklich-Werden. Ein besserer Miesepeter will er künftig sein. Sein inneres vorlautes, debiles, aufdringliches KIND endlich abschütteln. Doch wenn er wieder durchknallt, tönen weiterhin reichlich unangenehme Kraftausdrücke durchs Comic-Ländle. Vor einem solchen Individualisten sieh dich besser vor, glaubt auch seine Ex-Gattin Lynn (wie stets – wunderbar flötig: „Oscar“-Preisträgerin LAURA DERN/“Marriage Story“/2020), die sich „dennoch“ mit Wilson wieder einlässt. Was dieser schätzt („Du weißt ’nen Scheiß über mich“). Zumal herauskommt, dass Lynn, die mal Pipi hieß, ihre gemeinsame Tochter Claire (ISABELLE AMARA) einst nicht abgetrieben, sondern zur Adoption freigegeben hat. Was natürlich für neuen Trubel sorgt. Kurzum: Wilson kommt in den Knast. Wo es ihm gelingt, sich zu integrieren. Allerdings: Wie geht es, was macht in der Zwischenzeit Hund Pepper?
Wenn man WOODY HARRELSON mag, mag man auch dieses 95minütige WOODY HARRELSON-Anti-Fest (= 3 1/2 PÖNIs).
3.) FREIHEIT-DESASTER. Titel = „SILK ROAD“. Von TILLER RUSSELL (Drehbuch und Regie). USA 2019. 100 Minuten. Heimkino-Start: 15. April 2021. Vorlage war der Artikel „Dead End On Silk Road“ von David Kushner aus dem „Rolling Stone“-Magazin. Deutscher Zusatztitel: „Gebieter des Darknets“. Dieser Film beruht auf journalistische Recherche und fiktionalen Höhenflügen, heißt es eingangs. Gemeint ist: 2011 gründete der 27-jährige Ross Ulbricht den gleichnamigen Darknet-Marktplatz in Anlehnung an die legendäre Seidenstraße. Die Seite wurde zum beliebten „eBay für Kriminelle“, also für Suchende. 2013 griff die Polizei endgültig ein.
Ross Ulbricht (NICK ROBINSON) ist College-Absolvent. Möchte sich als egomanischer „Veränderer“ einen starken Namen machen. Möchte einen komplett anonymen wie völlig unregulierten Marktplatz des Internets errichten: SILK ROAD. Als unbegrenzten Zugang zu Drogen für alle. Sozusagen – er will einen geschützten, anonymen Marktplatz im Darknet. Wo man bekanntlich herum-turnen kann wie man will. Wie er fest glaubt. Ohne identifiziert oder gar entdeckt zu werden. Wie er noch breitbeiniger fühlt. Außerhalb staatlicher Kontrolle zu agieren, zu sein, ist die neue Nachwuchs-Geilheit. Das zunächst idealistische Vorhaben entwickelt sich rasch zur Dollar-Unsummen-Pipeline für illegale Drogen; wächst schnell heran zu einem gigantischen Drogenmarkt im Darknet des World Wide Webs. Richard Bowden (JASON CLARKE) hat schon viel Mist erlebt. Der ziemlich abgehalfterte und unberechenbare Agent von der „Drogenvollzugsbehörde“ (DEA) beginnt sich „ernsthaft“ einzumischen. Obwohl auf einen unbedeutenden „Rentner-Platz“ abgeschoben, klotzt er typisch los – rotzig, illegal, wie ein ungehobelter Berserker. So einer ist er: Unberechenbar, nervös, direkt ins Volle. Zupackend. Aufklärungsmotto: Fresse oder quatsch. Bowden nähert sich dem gegenwärtig-unangreifbaren „Helden“ mit genießerisch-unsauberen Methoden. Von wegen unsere Freiheit wieder-haben wie Ross tönt; da verstehst du was falsch, du mieser Jungspunt. Beginnt Bowden eigenmächtig aufzuklären. Abzurechnen. Brutal zuzupacken. Was eigene Kollegen stutzig macht.
Die beiden Hauptakteure brillieren: NICK ROBINSON als Ross Ulbricht spielt seinen manischen Ross Ulbricht-Aufbrauser als gäbe es keine Kamera vor ihm (Kameramann: Peter Flinckenberg), authentisch stark, Motto: MIR KANN SOWIESO KEINER; und JASON CLARKE rotzt sich einen ab als krimineller Beamter Richard Bowden, dass es eine gemeine Freude ist. Das legendäre Duell im Amiland fiebert straff ab (= 3 PÖNIs).
4.) Entspannte KOMÖDIEN-WIEDERAUFFÜHRUNG. Titel = „MY BIG FAT GREEK WEDDING – Hochzeit auf Griechisch“. Von Joel Zwick. USA 2001. Drehbuch und Hauptdarstellerin: NIA VARDALOS, basierend auf ihrem gleichnamigen Ein-Personen-Stück; „Oscar“-Nominierung 2003 für ihr autobiographisches Drehbuch. Produktionskosten für diese 95minütige Independent-Show: rund 5 Millionen Dollar; weltweites Einspielergebnis: rund 369 Millionen Dollar. Mauerblümchen Toula ist 30 und wohnt immer noch bei ihren Eltern, Mitglieder einer einst nach Chicago ausgewanderten griechischen Großfamilie. Sämtliche Familienangehörige machen sich ernsthafte Sorgen, da für Kellnerin Toula weit und breit kein Ehemann in Sicht ist. Papa Gus (MICHAEL CONSTANTINE) möchte sie unbedingt und schnellstmöglich „griechisch“ verheiraten. Als Toula den attraktiven Ian (JOHN CORBETT) kennen- und liebenlernt, scheint sich alles zu erfüllen. Allerdings gibt es doch ein Problem – denn Ian ist nun einmal kein Grieche. Und die erzkonservativen Eltern wünschen sich nun mal einen Griechen als Toula-Ehemann. Die Folge: ein turbulenter Zusammenprall der Kulturen… Die damalige Kritik fand viele Lebensworte für diese launig-pointierte Unterhaltung, die jetzt fürs hiesige HEIMKINO platziert wurde (s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs).
5.) TV-TIPP: War neulich schon im ARTE-Aufgebot, musste aber kurzfristig umgepolt werden. Läuft jetzt am nächsten MITTWOCH, 28. April, ab 20.15 Uhr dort. Titel = „THE GUILTY“. Zählt zu den besten Kinofilmen des Jahrgangs 2018. Gewann den Publikumspreis beim renommierten „Sundance Film Festival“, um dann mit weiteren neun internationalen Preis ausgezeichnet zu werden. Worum es wie und warum geht: s. Kino-KRITIK. „THE GUILTY“ ist ein Spitzen-Thriller mit Hitchcock-Charisma. Die dringende Empfehlung gilt (= 4 1/2 PÖNIs).
6.) ER war ein Rock- und Musical-Komponist und Musik-Produzent. ER war zuständig für Wagnerische Rock-Klänge, die Körpergefühle beeinflussten. Er schrieb unter anderem einen Großteil der Songs für Meat Loaf. Er schrieb auch die beiden Songs, die unter dem Gruppennamen Fire Inc. für den Soundtrack zum 1984er-Filmgiganten „STRASSEN IN FLAMMEN“ von Walter Hill aufgenommen wurden (hier meine KRITIK dazu). Dabei ist Song One für mich d e r Favorit: „NOWHERE FAST“. Die Rede ist von JIM STEINMAN, der am 1. November 1947 in New York City geboren wurde und am 19. April 2021 in Danbury, Connecticut verstarb. Seine Rock-Elegie „NOWHERE FAST“ bleibt DIE BEWEGUNGSNUMMER der Achtziger und ist mein LIEBLINGSSONG dieser Woche:
Wünsche eine GESUNDE feurige Rock-Woche. HERZlichst: PÖNI PÖnack
kontakt@poenack.de