0.) Am letzten Dienstag, 1. DEZEMBER, hatten drei edle Filmkünstler GEBURTSTAG: BETTE MIDLER wurde 75 („Wenn mich jemand zum Lachen bringt, stehe ich für immer in seiner Schuld“); WOODY ALLEN kam auf 85 („Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich möchte nur nicht dabei sein, wenn’s passiert“) und JEAN-LOUIS TRINTIGNANT erreichte 90 („Ich sehne mich nach der Jugend, nach den Gefühlen und Momenten der jungen Liebe“). Sich an sie über ihre Werke zu erinnern, ist ein Genuss. Wie WOODY ALLEN ungeheuerlich – ekelhaft = bösartig privat beschmutzt wird, ist seit langem eine Schande. Meine Lieblingsfilme von und mit ihnen: „THE ROSE“ (1979); „DER STADTNEUROTIKER“ (1978) sowie „Z“ (1969). Nachträglich: HERZliche GRATULATION.
1.) HEIMISCHER KINO-HIT = SEX-THERAPEUTIN. Titel: „FRAGEN SIE DR. RUTH“. Buch und Regie: RYAN WHITE. 1928 als Karola Ruth Siegel geboren und in Frankfurt/Main aufgewachsen. Ihre jüdische Eltern, die später Opfer des Holocaust wurden, schickten sie 1939 in die Schweiz, wo sie in einem Kinderheim lebte. Später studierte sie unter anderem in Paris und New York Psychologie und Soziologie. Wurde in den USA als Sex-Therapeutin bekannt, die immer klar Position bezog. So trat sie in in der Aids-Debatte homophoben Argumenten entgegen und beflügelte mit ihren unverblümten Äußerungen die Gender-Debatte. HIV, Erektionsstörungen, die besten Sexstellungen: Es gibt für Dr. Ruth kein „diesbezügliches“ Thema, das sie auslässt. Der Film „FRAGEN SIE DR. RUTH“ erzählt die Lebensgeschichte der Ruth Westheimer, die heute so aktiv ist wie eh und je, Vorträge hält, unterrichtet, schreibt. Kurz vor ihrem 92. Geburtstag im Juni hat sie an den Protesten gegen Rassismus und Polizeibrutalität in New York teilgenommen. Ruhestand existiert für sie nicht, äußerte sie mal. Und vermag viel zu berichten: Über ihre Kindheit als orthodoxe deutsche Jüdin während des Zweiten Weltkriegs, die Zeit als Untergrundkämpferin in Palästina oder über ihre drei Ehen, von denen die letzte bis zum Tod ihres Ehemannes gehalten hat. In dem 95-minütigen Film „FRAGEN SIE DR. RUTH“ erlebt man eine lebenskluge Frau, die den Raum einzunehmen vermag, sobald sie ihn betritt. Noch heute spürt man bei der 92-jährigen Frau eine unfassbare, ansteckende Power. Ruth ist ab sofort im deutschen HEIMKINO zu bestaunen, zu bewundern (= 5 PÖNIs).
2.) Jetzt auch im HEIMKINO. Aber: MEHR NÖ. Titel: „SUICIDE TOURIST – Es gibt kein Entkommen“. Als der dänische Regisseur Jonas Alexander Arnby Ende August 2014 seinen Debütfilm „When Animals Dream“ hierzulande vorstellte, lief eine Enttäuschung in den Kinos (s. Kino-KRITIK). Mit seinem zweiten Streifen ist es niveaumäßig genauso. Dabei im Mittelpunkt: MAX. Ein depressiver Versicherungsmakler. Der schlimmes erfährt. Sein Gehirntumor ist gewachsen. Nicht „reparabel“: „Wenn es etwas gibt, auf das sie Lust haben, sollten sie es jetzt tun“, rät die Ärztin. Max, gespielt vom dänischen „Game of Thrones“-Akteur Jaime Lannister = Nikolaj Coster-Waldau, der hier vor allem sich dadurch auszeichnet, dass er ständig als Trauer-Depri-Mime, als merkwürdige, verklemmte Type, herum-scharwenzelt. Und sogar Selbstmordversuche (= Baumarkt – Schlinge; Stein – Wasser) vergeblich „probiert“. Und überhaupt mit seinem Psycho-Gemurkse seine ihn liebende Ehefrau Laerke (Tuva Novotny) „irritiert“. Als er irgendwann auf das Angebot einer Sterbehilfsorganisation stößt, die in ferner feudaler Natur ein feudales Hotel „The Aurora“ betreibt und „Ein wunderschönes Ende“ garantiert, will er sich, besser für sich, einen schönen, würdigen Lebens-Schlusspunkt gönnen. Wir erleben: Was ist das für ein Aufwand, sein Sterben zu arrangieren. Der Film zieht sich. Hin. „Magst du dich selbst leiden?“, wird Max von einem jungen Gast im Whirlpool gefragt: „In 2 Tagen werd‘ ich tot sein!“. Zwischendurch immer wieder – die wirkenden Blicke auf die beeindruckende, imposante Gebirge-Natur. Eine Film-Stunde ist vorüber, als das Genre wechselt. In ein Thriller-Epos. Max, der oft eine Art Schlafanzug als Anzug trägt – wir ahnen, damit er „so“ nicht abhaut -, hat an seinem eigentlichen Todes-Tag plötzlich keine Lust mehr, jetzt, wie vertraglich vereinbart, abzutreten. Stattdessen heißt es nun von ihm: „Ich will einfach nach Hause“.
Wir leben seit Monaten in saublöden, gefährlichen Epidemie-Zeiten. Von wegen Corona. In dieser bescheuerten Epoche handelt ein Film, 2019 entstanden als Co-Produktion Dänemark/D/Norwegen/Frankreich/Schweden, von – WIE KANN ICH MICH „anständig“ TÖTEN. LASSEN. Mit einem MAX in der Hauptrolle, der mir auf den Keks geht mit seinen diffusen Alpträumen, netten Erinnerungen und kuriosen Zeit-Sprüngen. Wo der Regisseur sich „in eine geheimnisvolle weiße Landschaft des idealen Suizids“ begibt, „wo sich die Grenze zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein langsam verliert“ (Jonas Alexander Arnby). Ach nein, ist das spröde und öde (= 2 PÖNIs).
3.) ARTE – TOP: CHARLES BRONSON !!! Geboren am 3. November 1921 in Ehrenfeld, Pennsylvania als Charles Dennis Buchinsky. Als elftes von insgesamt 15 Kindern einer litauischen, römisch-katholischen Einwandererfamilie. Als sein Vater starb, war er zehn Jahre alt. Um seine Familie zu unterstützen, arbeitete er im Alter von 16 Jahren zusammen mit seinen Brüdern in einem Kohlebergwerk, wie es ihr Vater getan hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg debütierte er als Fernseh-Darsteller und ab 1951 als Kinoschauspieler. Um während der McCarthy-Ära nicht für einen Russen gehalten zu werden, änderte er seinen Nachnamen, den er von der Bronson-Gate in der Nähe der Paramount-Studios übernahm. Ab den späten 1960er Jahren zählte CHARLES BRONSON ein gutes Jahrzehnt lang zu den weltweit populärsten Stars. Spielte meist wortkarge Helden in WESTERN („Die glorreichen Sieben“; „Spiel mir das Lied vom Tod“) und Actionfilmen („Das dreckige Dutzend“; „Ein Mann sieht rot“). In den späten 1990er Jahren erkrankte er an Alzheimer und beendete seine Schauspielkarriere. Charles Bronson, für mich einer der spannendsten Schauspieler überhaupt, starb am 30. August 2003 im Alter von 81 Jahren in einem Hospital in Los Angeles. ARTE widmet diesem außer-ordentlichen Mimen an diesem Sonntag, dem 6. Dezember, ab 23 Uhr eine 55minütige Dokumentation unter dem Motto: „…,der mit seinem eisigen Blick zum Filmstar wurde“. EINE ABSOLUTE TV-EMPFEHLUNG!
4.) BESTER KINO-JAHRESFILM 2020 = Unsere Lichtspielhäuser sind derzeit bekanntlich geschlossen. Und bleiben es mindestens bis zum 10. Januar 2021. So ist es möglich, jetzt bereits seinen LIEBLINGSFILM DES JAHRES aufzutun. Meiner heißt: „INTRIGE“, ist eine Co-Produktion Frankreich/Italien, basiert auf dem gleichnamigen Roman von Robert Harris, der auch am Drehbuch mitarbeitete, und entstand unter der Regie von ROMAN POLANSKI, der auch das Drehbuch verfasste. 5 PÖNIs für ein Meisterwerk, das in der Hauptrolle mit dem überragenden JEAN DUJARDIN besetzt ist. Roman Polanski, zur Drehzeit 85 Jahre jung, erzählt von der intriganten historischen DREYFUS-AFFÄRE, die bis heute nichts von ihrer politischen Brisanz verloren hat. Für mich UNBEDINGT D A S 132minütige KINO-Film-Erlebnis des Jahres (s. Kino-KRITIK).
5.) ABSCHIED MIT GEILER MUSIK: Die Sesamstraßen-Frage – WIESO, WESHALB, WARUM? Nach fünf Jahren und 41 Ausgaben beendet das ZDF die LATE-NIGHT-KABARETTSHOW „MANN, SIEBER!“. Am letzten Dienstag (1.12.2020) lief die letzte satirische Runde mit TOBIAS MANN und CHRISTOPH SIEBER. Begleitet mit dem Abschiedsruf des ZDF-Unterhaltungschefs Dr. Oliver Heidemann: „Beide haben mit ihrer Late-Night-Satire im ZDF das Genre bereichert und fünf Jahre lang aktuelle politische und gesellschaftliche Themen sehr klug und pointiert satirisch kommentiert“. In Zukunft will man die entstandene Lücke im Programm mit neuen satirischen Formaten füllen. Stellt sich die Frage, wenn „LÜCKE“, wieso, weshalb, warum??? Der Song-Rausschmeißer bei diesem turbulenten Abschiedslauf durchs ZDF-Gebäude = Titel: „Wenn man alles erreicht hat, dann kann man auch gehen“ = lockte schließlich rockig. Mit einem frechen Unhappy-Ende, das „so“ nicht im ZDF lief/gezeigt wurde. Und sich sofort an die Spitze meiner Wochen-Hitliste drängte. Viel Spaß weiterhin und = DANKE, IHR MANN & SIEBER = für ein grandioses Polit-Statement über die Tage, Wochen, Monate, Jahre:
Wünsche eine GESUNDE Polit-Rock-Woche. HERZlichst: PÖNI PÖnack
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