PHANTASTISCHE TIERWESEN (2): GRINDELWALDS VERBRECHEN

„PHANTASTISCHE TIERWESEN (2): GRINDELWALDS VERBRECHEN“ von David Yates (GB/USA 2017; B: Joanne K. Rowling; K: Philippe Rousselot; M: James Newton Howard; 134 Minuten; deutscher Kino-Start: 15. November 2018); schon die erste Film-Nummer – „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ (s. Kino-KRITIK) – enthielt (sehr) viel Luft nach oben. Bei der zweiten sind aus Magie und Reiz nur noch ein wirres wie opulentes Fantasy-Tamm-Tamm geworden. Zu den Fakten:

1.) Über 7,7 Milliarden Dollar haben die acht „Harry Potter“-Filme zwischen 2001 und 2011 insgesamt weltweit eingespielt. Bei so viel Dollar-Kohle musste es „irgendwie“ weitergehen. Dieses „Irgendwie“ fand sich über ein 64-seitiges Buch der Harry Potter-Erfinderin JOANNE K. ROWLING aus dem Jahr 2001. Titel: „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“. Diese kleine Lektüre wurde erstmals in der ersten Potter-Adaption „Harry Potter und der Stein der Weisen“ gesichtet. Und bildet jetzt die Basis für eine geplante fünfteilige (!) Verfilmung. Nennt als Autoren einen gewissen Newt Scamander und steht auf der Liste der Lehrbücher, die die Schüler der Hogwarts-Zauberschule für ihr erstes Lehrjahr benötigen.

2.) Teil 1 kam hierzulande am 17.11.2016 in die Kinos. War 1926 in New York angesiedelt. In der Hauptrolle: der britische Magie-Zoologe Newt Scamander, gespielt vom „Oscar“-Schauspieler EDDIE REDMAYNE („Die Entdeckung der Unendlichkeit“). Als Spielleiter wurde der vierfache „Harry Potter“-Regisseur, der Brite David Yates, verpflichtet. Die Produktionskosten betrugen ca. 200 Millionen Dollar; der Film hatte bei uns 3,5 Millionen Kinobesucher, spielte weltweit 797,4 Millionen Dollar ein und steht derzeit auf Platz 73 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten.

3.) Für die Fortsetzung arbeiteten wieder J. K. Rowling (Drehbuch) und DAVID YATES (Regisseur) zusammen. Zur Erinnerung. Der Zauber-Schurke Gellert Grindelwald (JOHNNY DEPP) war am Schluss von Teil 1 in New York festgesetzt, eingekerkert worden. Um Teil 2 in Gang zu setzen, vermag er heuer, 1927, spektakulär zu fliehen. Der Kerl, der fasziniert ist von der schwarzen Magie, hinterlässt bei seiner Flucht eine Schneise der Verwüstung. Sein Ziel: Eine Welt zu schaffen, in der die Zauberer die totale Herrschaft über die Muggel besitzen, also über alle Menschen ohne Zauberkräfte. Die sollen nach der Machtübernahme Grindelwalds zu Sklaven degradiert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, geht er über Leichen, die man aber nicht oder nur minimal zu sehen bekommt, denn der Film wurde bei uns auf FSK-Freigabe ab 12 Jahren „nett“ geschnitten. Gewaltmäßig bleibt es hier also vergleichsweise harmlos.

4.) Etwas Story: Zauber-Nerd Newt Scamander (Eddie Redmayne als hier eher schüchtern-staunender Bub mit dem Stab) lebt wieder in Großbritannien und kümmert sich im magischen Keller seines Hauses um seine geliebten zahlreichen Tierwesen. Und sehnt sich gedanklich wie emotional nach Hexe Tina Goldstein (KATHERINE WATERSTON). Doch für Liebeszauber findet sich keine Zeit. Denn sein ehemaliger Hogwarts-Lehrer Albus Dumbledore (JUDE LAW) taucht auf und bittet Newt um Unterstützung im Kampf gegen Grindelwald. In London und dann Paris versucht der reinblütige Magier, eine Armee von bösen Jüngern um sich zu scharen. Dabei verweist er schon mal über seine magische Kristallkugel auf kommende Menschheits-Vernichtungsspuren wie Weltkrieg Nummer 2 und Atombombe. Einst waren Grindelwald und Dumbledore (der spätere Mentor von Harry Potter) Freunde, dann aber trennten sich ihre Wege. Grindelwald wurde Terrorist, Dumbledore bekämpft ihn nunmehr. Scamander soll mit seinen magischen Fähigkeiten helfen, Grindelwald und Konsorten aufzuhalten.

5.) Ab sofort wird es kompliziert. Mit immer weiteren Figuren, mit immer exotischeren Nebengeschichten, die ausgiebig eingefügt werden. Und die die ausufernde Show komplett vollgestopft – überladen = unübersichtlich werden lassen. Weniger wäre VIEL MEHR gewesen. Die Gleichgültigkeit gegenüber dem viel zu sehr ausholenden, erklärenden Stoff obsiegt immer mehr, begleitet natürlich von visuellem Groß-Staunen: über gigantische Tricks und lustige Wesen. Wie der Riesen-Schlange Nagini (die Jahrzehnte später zum Haustier des dunklen Lords Voldemort aufsteigt) oder wie dieses überdimensionale chinesische Kätzchen im Elefantenformat namens Zouwu oder wie das bekannte pelzige Nagetier Niffler mit Entenschnabel oder wie der einem grünen Zweig ähnelnden Bowtruckle, der in Newts Kleidung versteckt „lebt“. Undsoweiter, undsoviele. Exotische Fabelwesen, die augentechnisch alles übertünchen, so dass man schon mal aus dem Blick und Sinn verlieren kann, worum es hier überhaupt Story-mäßig geht. Denn eigentlich verkommt die zweite „Tierwesen“-Show inhaltlich immer mehr zur überfüllten Nebensache.

6.) Auch, weil die Darsteller eher zweitrangig sind. Agieren. Nur Stichwortgeber für die überbordenden Fantasy-Motive und die (zu) vielen Handlungsstränge sind. Die erst mühselig erklärt werden müssen und egal bleiben im Figuren-und Erzähl-Einerlei. EDDIE REDMAYNE als Newt Scamander mimt den staunenden Zauber-Burschen ohne Magie; Blond-Boy JOHNNY DEPP hat mittlerweile das Schauspielern verlernt und sagt als böser Führer nur noch plump Egal-Sätze auf, während drumherum die ersten Blicke auf das (später) berühmte („Harry Potter“-)Zauberschloss Hogwarts viel mehr „prahlen“.

7.) Ein Fast-Flop. „Tierwesen 2“ zieht sich hin; weiß viel –  und macht daraus viel zu wenig. Der Fantasy-Dampf verglüht im Zauber-Murks. In zwei Jahren geht’s weiter (= 2 PÖNIs).

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