„ON THE WILD SIDE“ von Sándor Söth (Co-B: + R; Ungarn 1990; 94 Minuten; Start D: 1990)
Von einem “walk on the wild side“ träumen auch Thomas und Arpi in Budapest. Und wenn sie schon nicht per Anhalter von Miami nach Los Angeles trampen können — “Hitchhiking from Miami to L.A.“ — wollen sie doch wenigstens nach Polen fahren: “Da ist was los!“
Man schreibt das Jahr 1982. In Polen herrscht der Ausnahmezustand. Jaruzelski verkündete im Dezember 1981 das Kriegsrecht. Für die beiden Freunde aus Ungarn bedeutet das: Abenteuer. Aber aus dem Abenteuer wird ein Alptraum. Beim Versuch, mit einem kleinen Fischerboot von der polnischen Ostseeküste nach Schweden zu gelangen, werden sie von einem Patrouillenboot vorm Ertrinken gerettet, landen aber in einem Warschauer Gefängnis. Hier terrorisieren Kriminelle die Neuankömmlinge, selbst die eigenen Landsleute, die aus politischen Gründen eingeliefert werden. Arpis Freundin, die mit nach Polen gefahren ist, kämpft bei den Behörden um die Freilassung der beiden, trifft jedoch anfangs auf Gleichgültigkeit, ja Zweifel, ob die Verschwundenen überhaupt wirklich existieren. Der Film macht diese kafkaeske Situation des Ausgeliefertseins innerhalb und außerhalb der Gefängnismauern beklemmend deutlich. Gedreht hat ihn der 26jährige Ungar Sandor Söth, noch Student an der Berliner Film- und Fernsehakademie, wo er schon vor drei Jahren seinen ersten Spielfilm “Peter in Wunderland“ realisierte.
Diesmal fand Söth einen Westberliner Produzenten und eine ungarische Gesellschaft, die “On the wild side“ zusammen mit dem ZDF koproduzierten. Der Stoff ist authentisch. Sándor Söth sieht den Drang junger Leute aus dem Alltag ins Unbekannte nicht nur als eine typische Erscheinung in den osteuropäischen Ländern, die ja bis vor kurzem noch keine Reisefreiheit kannten. In den USA sucht der junge Regisseur zur Zeit auch Anregungen für seinen vielleicht nächsten Film.
Hoffentlich gelingt ihm dann wieder ein so spannender Film wie „On the wild Side“ (= 4 PÖNIs).