„OLIVER TWIST“ von Roman Polanski (GB/Tschechien/Fr/It 2005; 130 Minuten; Start D: 22.12.2005); sowohl als Regisseur wie auch als Mit-Produzent; wurde als 45-Millionen-Euro Produktion vorwiegend in Prag gedreht.
Der heute 72jährige polnisch-stämmige Filmemacher kam bekanntlich durch Filme wie “Das Messer im Wasser“ (1962), “Wenn Katelbach kommt“ (1966), “Tanz der Vampire“ (1967), “Rosemaries Baby“ (1968), “Chinatown“ (1974) und “Frantic“ (1988) zu cineastischem Weltruhm. Hier adaptierte er den 1838 veröffentlichten gleichnamigen Roman von CHARLES DICKENS (1812- 1870), in dem der englische Schriftsteller Unterhaltung mit Sozialkritik im viktorianischen Britannien verband. Geschildert wird der Leidensweg des Londoner Findelkindes Oliver Twist zwischen Peinigung, Ausbeutung und Verbrechen.
Dieser mehrmals verfilmte Stoff (z.B. von David Lean/1948; von Carol Reed/1967, als Musical; als Disney-Zeichentrickfilm/1989; zuletzt von Tony Bill/USA 1997; mit Richard Dreyfus; als “gemütvolle Familienunterhaltung“) “hinkt hier“ gewaltig. Zunächst darstellerisch, denn der Hauptakteur, der 11jährige BARNEY CLARK, besitzt kaum Charisma und Ausstrahlung, ist so stocksteif und langweilig wie ein bereits mehrfach verschimmeltes Butterbrot. Kommt überhaupt nicht rüber; mit ihm gibt es keinerlei emotionale Verbundenheit (die aber eben bei diesem Stoff so ungemein wichtig und notwendig wäre). Zudem “stiehlt“ ihm “Oscar“-Preisträger Sir BEN KINGSLEY (“Gandhi“; “Schindlers Liste“) in einer Nebenrolle ÜBERMÄCHTIG die Show. Außerdem hat man zumeist den Eindruck, sich mehr in einem bekannten, düsteren Panoptikum mit belanglosen Pappkameraden als in einem originellen Spannungs- Kino mit “lebendigen Figuren“ aufzuhalten. Stichwort: “Marionetten und nichts dahinter“.
Die gute sozialkritische Absicht und Thematisierung des Films sowie dessen “authentische Milieu-Architektur“ kann die mangelnde Unterhaltungsqualität nicht übertünchen…; selten soooo ausgiebig gegähnt, und das bei einer Charles-Dickens-Geschichte, die normalerweise bestes Spannungs-Futter für Bauch UND Kopf bedeutet (= 2 PÖNIs).