„NEUKÖLLN UNLIMITED„von Agostino Imondi und Dietmar Ratsch (D 2009; 99 Minuten; Start D: 08.04.2010); ein Dokumentarfilm über eine libanesische Familie. Die ist vor vielen Jahren vor dem Bürgerkrieg nach Deutschland geflohen, ist aber hier „offiziell“ immer noch nicht angekommen. Ist immer noch von der Abschiebung bedroht, obwohl Hassan (18), Lial (19) und Maradona (14) seit frühester Kindheit hier leben, teils hier in Berlin-Neukölln geboren wurden. „Neukölln Unlimited“, auf der diesjährigen Berlinale innerhalb der Reihe „Generation 14-plus“ gelaufen und mit dem dortigen Hauptpreis, dem „Gläsernen Bären“, ausgezeichnet, ist eine moderne Langzeit-Dokumentation. Aus den „Kindern von Golzow“ sind jetzt – ganz nahe – „Die Kinder aus Neukölln“ geworden.
Mehr als 3 Jahre wurde die Familie Akkouch beobachtet, begleitet, beschrieben. Herausgekommen ist ein im besten Sinne UNTER DIE HAUT (an-)GEHENDER FILM. Um Identität und Heimat. Weil er genau dies unterhaltsam, nachdenklich, ohne Anstrengung und Zeigefinger, sondern „voll menschlich“ zu formulieren versteht, was wir sonst nicht wahrnehmen (können oder wollen): DIE MENSCHEN HINTER DEN SCHLAGZEILEN, Schlagworten, Artikeln, Berichten, Infos, Gesprächen, Diskussionen. Wenn wir aber nun „diese Brücke“ angeboten bekommen, sollten wir sie nutzen. Es lohnt sich in jeder Kopf- und Bauch-Beziehung. Indem wir „diese(s) Leben“ kennenlernen, entdecken, begleiten, fühlen wir uns emotional wie gedanklich RICHTIG angesprochen. Vermögen zuzusehen, zuzuhören, können differenziert mit-denken, mit-argumentieren. Und natürlich MITFÜHLEN.
Mit „Neukölln Unlimited“ werden Vorurteile abgebaut, neue Nachbarn entdeckt, spannende Gespräche angeboten. Mit interessanten filmischen Mitteln und Wegen. Aus denen sich Neugier, neue Fragen, überhaupt – „kommunikative Bereitschaft“ ergibt. Überhaupt: INTERESSE. Dieser Film „nimmt einen gut mit“. Von wievielen Filmen vermag man dies zu sagen, festzuhalten???
Die Berlinale-Jury der Sektion urteilte: „Der Sieger 2010 ist ein mitreißender Film, der jeden einzelnen seiner Zuschauer auf eine magische Weise in seinen Bann zieht. Es ist ein Film zum Lachen, Weinen, Jubeln und Protestieren. Es ist ein Kunstwerk, das das Medium Film absolut zu nutzen weiß. Dieser Film ist eine einzige wunderbare Choreographie, die uns Worte raubt und uns doch nicht schweigen lässt. Wir danken den Regisseuren für dieses großartige Meisterwerk über das unvorstellbare Leben einer Familie“. Noch Fragen? (= 4 PÖNIs).