NATHALIE KÜSST

NATHALIE KÜSST“ von David und Stéphane Foenkinos (Fr 2011; B: David Foenkinos; 108 Minuten; Start D: 12.04.2012); einst war sie die unvergessene „fabelhafte Amelie“ (2001), dann hatte sie ihren erstaunlichen Auftritt als Nachfahrin von Maria Magdalena und Jesus Christus im Ami-Blockbuster „The Da Vinci Code – Sakrileg“ (2006), schließlich stand sie als bezaubernde, couragierte „Cocol Chanel“ am „Beginn einer Leidenschaft“ (2009): AUDREY TAUTOU – DIE mit den wunderschönen „rollenden“ Augen. Die 35jährige „Prinzessin“ des französischen Kinos bleibt in ihrem neuen Charme-Streich ihrem ungestümen emotionalen Wesen treu. Als hübsche Nathalie Kerr, die vollends glücklich ist. Sie hat ihren „Prinzen“ gefunden, man lebt in einer ebenso stimmungsvollen wie launigen Prachtbeziehung. Nathalie und Francois sind das ideale Pariser Paar. Ein eigentliches Filmende am Beginn. Dann der Schock, Francois stirbt bei einem Unfall. Nathalie ist konsterniert. Wird zur Einsiedlerin. Zieht sich völlig in ihre Arbeit als Team-Chefin in einem Klein-Unternehmen zurück. Kommt und will auch gar nicht aus ihrem Schneckenhaus ´raus. Bis eines „unruhigen“ Tages ER auftaucht. Der aus Schweden stammende und mit Sicherheit unscheinbarste Angestellte überhaupt, Markus (FRANCOIS DAMIENS). DEN küsst sie plötzlich wie unvermittelt. In ihrem Büro. Was fatale emotionale Folgen hat. Von wegen Irrungen und Wirrungen. Denn DER? Soll es sein? Ausgerechnet dieser laue Typ von Anti-Kracher? Mit seinem engen Pullunder über den Bauch? Und dem schütteren Haar? Ihr markiger Chef, der Nathalie schon eine ganze Weile anbaggert, ist ebenso überrascht, perplex und dann entsetzt Ebenso wie Nathalie, als sie „aufwacht“. Was habe ich getan? Und warum? Das kann doch gefühlsmäßig und überhaupt alles nicht wahr sein. Oder?

2009 kam in Frankreich der 8. Roman des damals 35jährigen David Foenkinos heraus: „La Délicatesse“ (so auch der Originaltitel des Films). Wurde für alle wichtigen französischen Literaturpreise nominiert und heimste zehn davon ein (u.a. den renommierten „Prix Goncourt“). Über 800.000 Exemplare gingen allein in Frankreich über den Ladentisch. „La Délicatesse“ wurde in 21 Sprachen veröffentlicht. Erschien 2011 auch bei uns unter dem deutschen Kinotitel. Die Verfilmung hat David Foenkinos gleich selbst übernommen, gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Stéphane. Einem ehemaligen Englisch-Lehrer, der als Casting-Direktor für renommierte Regisseure wie Francois Ozon, Woody Allen („Midnight In Paris“) oder Mike Newell gearbeitet hat. Ihr Debütfilm bekam in Frankreich gleich zwei hochgehandelte „Cesar“-Nominierungen (für den „Besten ersten Film“ sowie für das „Beste adaptierte Drehbuch“).

Es ist das alte Lied, das Äußere bestimmt vor allem die Konventionen. Kleider machen Leute. Und Money. In den Beziehungen und Bindungen der Geschlechter. ER soll größer sein, SIE dazu „attraktiv – passend“. Zudem sollte der Altersunterschied nicht so groß sein. Undsoweiter. Undsofort. Als Nathalie und Francois zusammen sind, heißt es zustimmend: Hier haben sich „Topf und Deckel“ gefunden. DIE gehen definitiv „zusammen“. Als Nathalie aber Markus „entdeckt“, ist die „Empörung“ geradezu groß. Von wegen – DER muss es doch wohl gewiss nicht sein. Wieso denn DER? Der sieht doch nach rein „gar nichts“ aus. Ist doch die „volle graue Eminenz“. Quasi eine nur unscheinbare „Lusche“. Also…vom Aussehen her. Und auch vom Auftreten. Schon diese Klamotten…??? Und dann seine staksigen, ungelenken Bewegungen. DIE passen doch, also allein „rein Äußerlich“, nun überhaupt nicht zusammen. Was findet sie denn bloß an DEM??? Wieso gibt sich Nathalie denn MIT DEM denn ab??? DIE kann doch JEDEN bekommen, und der Chef sendet doch schon permanent seine Beute-„Signale“, und dann DER??? Quasi aus dem Archiv? Undsoweiter. Undsofort. Die Schönheit von Nathalie als „Pflicht“. Programm. Als Last. Quasi als „Verpflichtung“: Für einen “adäquaten“ Partner-Schönling. DER was „hermacht“. Gemeinsam mit ihr. In Bild und vielleicht auch in Wort. Zumindest „gesellschaftlich“. Doch SIE besteht auf IHN. Was selbst IHN überrascht. Markus ist erst perplex, dann tapfer. Lässt sich nun nicht mehr „so“ abwimmeln. Während SIE „seinen Kern“ mitbekommt. Erkennt. Entdeckt. Charakter. Typ. „Message“. Er punktet. Sie staunt. Er überrascht. Sie ist verunsichert. Er resigniert. Undsoweiter. Undsofort.

„Nathalie küsst“ ist eine charmante französische Verspieltheit. Um und mit den Gefühlen. Die bisweilen „kauzig vorhanden“ sind. Spleenig. Die sich nicht holterdiepolter manipulieren lassen. Wollen. Was woanders als Blödsinn mit Kitsch daherkommt, wirkt hier wie ein hübsches Klarinettenspiel im Frühlingsgarten. Die Liebe und ihre eigenartigen wie „grenzüberschreitenden“ Wege. Dies wird kokett, amüsant und angenehm charmant angedeutet. Gedacht. Erzählt. Mit zwei liebenswerten „Herrschaften“. Audrey Tautou als emanzipierte „Amelie“ in der Rolle der Nathalie tanzt bisweilen herrlich disharmonisch durch die emotionsvertrackte Szenerie. Mit ihren zwinkernden Kulleraugen. FRANCOIS DAMIENS, der 38jährige belgische Humorist und Schauspieler, hat den schwierigeren Part. Erst wird er von ihr wachgeküsst, dann soll er aber gerne wieder „weiter pennen“. Von wegen. Der Pullover-Held begehrt „angekitzelt“ auf. Um gegen dieses „Der geht ja nun mal gar nicht“ anzurupfen. Was sich liebt, das neckt sich. Erst. Zuerst. Dann folgt das Probieren über das Studieren. Undsoweiter. Undsofort. Eine fröhlich schwingende beziehungsweise musikalisch swingende Menschelei. Hübsch französisch (= 3 PÖNIs).

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