NANNY DIARIES

NANNY DIARIES“ von Shari Springer Berman & Robert Pulcini (USA 2007; 106 Minuten; Start D: 14.08.2008); einem hierzulande weitgehend unbekannten Filmemacher-Duo, die sowohl Dokumentarfilme (“0ff The Menu: The Last Days Of Chasen s“/1998) wie auch Spielfilme (“American Splendor“/2003/Debütspielfilm) herstellen. Hier nun adaptieren sie den gleichnamigen Debüt- Roman von Emma McLaughlin und Nicola Kraus aus dem Jahr 2002 (deutsche Erstveröffentlichung unter dem Titel “Die Tagebücher einer Nanny“/2004). Dabei im Mittelpunkt: Annie.

Die hat gerade einen glänzenden College-Abschluss hingelegt, möchte aber – sehr zum Unwillen ihrer Mutter – nicht Bankerin werden, sondern lieber ANTHROPOLOGIE studieren. “Die Wissenschaft von Menschen“ bzw. auch “die Lehre am Menschen“. Gedacht, getan. Annie geht sogleich in die Praxis, wird Nanny. Kindermädchen. Die reiche Familie X wird sozusagen ihr erstes Forschungsobjekt. Im New Vorker Stadtteil Upper East Side. Doch Mr. + Mrs. X lassen ihre “Mary Poppins“-Träume schnell platzen. Denn hier zeigt sich die dekadente Oberschicht in Reinkultur: Mr. X kümmert sich überhaupt nicht um die Familie, sondern affärt viel lieber bzw. gerne “aushäusig“, während seine komplett neurotische Ehefrau die tägliche Zeit lieber mit Shopping, Lunch-Verabredungen, Yoga-Kursen oder abgehobenen “Nanny-Elternabenden“ verbringt anstatt mit ihrem 5jährigen Sohn Grayer. Der ist auch schon auf dem besten Weg durchzuknallen, aber das weiß Annie fortan – nach mühevollem Beginn – zu verhindern. Bald schon kommen Kind und Kindermädchen gut miteinander zurecht. Was natürlich der schnöseligen wie ewig genervten Mama überhaupt nicht gefällt.

Nette, naive “Aschenputtel“ meets stinkigen Geld-Adel. Warum und wieso, wird nicht klar. Denn wir befinden uns im Heute, wo Sklaven-Behandlung, Demütigungen, eklige Arroganz, also deftiger Psycho-Terror, nicht unbedingt mehr “ausgehalten“ werden müssen. Aber Annie-Nanny hält tapfer- trotzig durch. Verliebt sich zudem in einen smarten Nachbar-Boy aus der “Ober-Etage“ und überhaupt: Schließlich und endlich wird alles gut.

Bekloppt ist der Film. Trotz Hollywoods Schnuckelbiene SCARLETT JOHANSSON, der Woody-Allen-Muse (“Match Point“; “Scoop – Der Knüller“), die ja neuerdings auch singt (im April stellte sie in London ihr Album “Anywhere I Lay My Head“ vor, das aus Coverversionen von Tom-Waits-Liedern besteht). Scarlett als Nanny zeigt permanent grübelnden Schmollmund, zieht andauernd betrübt die Augenbrauen hoch, ist permanent erstaunt bis traurig sowie auch ein bisschen entsetzt. Eine völlig humorlose, uninspirierte, bleierne Präsenz, zudem mit einer völlig uncool-monotonen Stimme ausgestattet: Eine absolute No-Charme-Figur. Völlig unspannend, reizlos, belanglos. Der Film geht weder als Satire noch als Sozialkomödie noch als Herz-Schmerz-Späßken durch.

Die gesellschaftlichen Klischees tropfen tüchtig wie mächtig, auch wenn sich in den beiden Neben-“X“-Hauptrollen die mehrfach “Oscar“-nominierte LAURA LINNEY (“Die Truman Show“; “Kinsey – Die Wahrheit über Sex“; kürzlich “Die Geschwister Savage“) sowie “Kotzbrocken“ PAUL GIAMATTI (“Sideways“; “Shoot Em Up“), prächtig abmühen und Scarlett Johansson glatt an die Wand spielen. Der von ihr im Off gesprochene kritische Kommentar verliert sich in Allgemeinplätzen, parodistische Ansätze verpuffen. Eine uninteressante Banalität von Komödie (= 2 PÖNIs).

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