DER NANNY

DER NANNY“ von Matthias Schweighöfer (D 2014; B: Murmel Clausen, Finn Christoph Stroeks, Lucy Astner; K: Bernhard Jasper; 107 Minuten; Start D: 26.03.2015); also Samuel Beckett (1906 – 1989) in Verbindung mit Matthias Schweighöfer, Jahrgang 1981, zu bringen, ist vielleicht nicht die geschickteste Text-Einstiegsnummer, aber was soll’s: „Unsere Zeit ist so aufregend, dass man die Menschen eigentlich nur noch mit Langeweile schockieren kann“, sagte einst der Begründer des Absurden Theaters mal. Diesbezüglich kommt MATTHIAS SCHWEIGHÖFER ins Spiel. Von wegen:

Absurdes = nein, mehr nur albernes deutsches Filmkomödien-Volkstheater, „für die Menge“: Auch mit seinem vierten Regie-Film, nach „What A Man“ (s. Kino-KRITIK); „Schlussmacher“ (s. Kino-KRITIK) und „Vaterfreuden“ (s. Kino-KRITIK), zwischen 2010 und 2013 entstanden und allesamt mit jeweils 1 PÖNI bewertet, gelingt es Matthias Schweighöfer ganz gut, mit Viel-Langeweile zu „schockieren“. Aber nicht ganz so schlimm wie in seinen vorherigen Komödien, denn manchmal – oh shocking – ist ein leichtes Gag-Schmunzeln hier durchaus gegeben. Möglich. Bei seinem Bemühen, ein deutsches, also naives Märchen aus 1000 und einer Kapitalisten-Nacht zu erzählen.

Er selber heißt hier Clemens, ist Witwer und eine fiese Berliner Möpp. Ist offensichtlich stinkereich, lebt mit seinen zwei selbstbewussten wie ganz schön eigenständigen Kindern (bald erwachsenes Mädchen und ihrem kleinen Bruder) auf einem feudalen Schloss. Hat nie Zeit für sie, weil er dicke Geschäfte in der Stadt machen muss. Gerade gilt es, gemeinsam mit seinem gierigen Kompagnon August (JOKO WINTERSCHEIDT), eine „alte Gegend“ endgültig kaputt zu machen und die Bewohner dort zu verjagen, damit profitabel neu luxus-gebaut werden kann. Hektik ist angesagt, damit die – ebenso attraktive wie vollgeile – amerikanische Investorin (ANDREA OSVÁRT) endlich unterschreibt. Und die viele Kohle (an-)rollen kann.

Allerdings – die Nannys, die der sich ständig in Zeit-Not befindende Clemens für seine beiden Radau-Gören immer wieder engagierte, wurden von denen bislang immer einfallsreich voll ausgetrickst. Wie zuletzt die picklige Ilona (Veronica Ferres), die verzweifelt aufgibt. Was Papa fast verzweifeln lässt und Rolf auf den Plan ruft.

Rolf. Nachname: Horst. Der volle Horst (MILAN PESCHEL). Denn Rolf Horst ist, sagen wir es im Amtsdeutsch – überreichlich einfach strukturiert. Rolf glaubt an das Möglichst-Gute im Menschen, ist ziemlich deppert und startet als Ex-Bewohner eines Abrisshauses eine Solo-Aktion. Begibt sich zu dem – unbewachten wie geöffneten – Tempel des Herrn Clemens, um dem die Meinung handfest zu geigen. Doch, welch Missverständnis, Rolf wird sogleich als neue Nanny vom hektischen Clemens „erkannt“ und engagiert. Nicht-Ausreden-Lassen innbegriffen.

Rolf im Innern des Turbo-Kapitalisten. „Die“ im Kiez, immer dieselben, die sich ständig in einer Pinte aufhalten, sind von den neuen „Stinke“-Aktivitäten ihres Rolfs angetan. Doch weil DER eben ziemlich unterbelichtet ist, gibt es fortan natürlich haufenweise Missverständnisse. Hüben wie drüben. Etwa: Wenn Horst den Ferrari des Geld-Masters in den Teich mit den teuren Kois plumpsen lässt. Na ja, ein ulkiger Stunt-Crash ist das schon.

Was dann folgt, ist die banale Emotions-Mischung aus wenig origineller Versuchs-Slapstick und aufgemotzter Nummernrevue-Laune. Nach ein paar Minuten sind die Themen-Fronten geklärt beziehungsweise vorhersehbar – der Horst Rolf gibt blauäugig und mit viel Dumpfbacken-Gefühl alles, um die Family zu kitten und den Kapitalismus letztlich aus dem Kiez zu vertreiben. Begleitet von einem unterirdischen, grottigen Song-Gedröhne, das die jeweiligen Befindlichkeiten der Akteure krass-aufdringlich „erklärt“. Während die Backe-Backe-Kuchen-Attacken bäh- prollen.

Es gilt, ihn mal in seiner chaotischen Dämlich-Tapferkeit als Rolf Horst zu würdigen: MILAN PESCHEL; schon in „Schlussmacher“ als depperter „Toto“ mit von der dämlichen Schweighöfer-Party. Peschel, 1968 in Ost-Berlin geboren, ist stark in seiner Naiv-Präsenz. Besitzt den Krümel-Charme eines Stan „Doof“ Laurel und strahlt konsequente Chaoten-Präsenz aus. Drückt auf Deibel komm‘ raus auf die bescheuerte Komik-Tube. Vermag den dauer-Arme-schwingenden Matthias Schweighöfer glatt an die hibbelige Wand zu drücken. Mit seiner quatschigen Performance. Seine ulkige „Hackfresse“ ist durchaus interessant. Was für ein spannender Clown…könnte ER sein, bei besserem Material. In einem professionelleren Umfeld. Von Drehbuch und Regie.

„Der Nanny“, eine läppisch-biedere neue deutsche Alt-Komödie (= 2 PÖNIs).

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