„MORGEN, IHR LUSCHEN! DER-AUSBILDER-SCHMIDT-FILM“ von Mike Eschmann (D 2007; 94 Minuten; Start D: 23.04.2009); ja, ich weiß, WER sieht sich denn SO ETWAS an??? Schon der Titel…und überhaupt, klingt doch nach totaler Comedy-Film-Scheiße. Und ist nach „U-900“, dem gräßlichen Atze-Schröder-Müll, und dem Mario-Barth-„Spaß“ „Männersache“ das nun schon 3. deutsche Comedian-Movie innerhalb eines halben Jahres. An dem gleich 6 Autoren mitgewerkelt haben: Johann A. Bunners, Knacki Deuser, Florian Gärtner, Jakob Hilpert, Rudolph Jula und Holger Müller alias „Ausbilder Schmidt“. Regisseur MIKE ESCHMANN: Jahrgang ´67, in Zürich geboren; 1991 – 1994 Studium an der Londoner Filmhochschule; 1995 – 1997 Studium am „American Filminstitute“ in L.A. mit Diplom-Abschluß. TV-Debütfilm 2001 = „Kilimanjaro“ (???); 2003 = Kinofilm = „Achtung, fertig, Charlie!“, avancierte zum erfolgreichsten Schweizer Kinofilm der letzten 25 Jahre (davor: „Die Schweizermacher“/1978). Danach TV- + Kinofilme, zuletzt 2007 „Tell“.
Im Sommer 2007 wurde der „Luschen-Film“ u.a. im Studio von Potsdam-Babelsberg sowie in Neubrandenburg gedreht. HOLGER MÜLLER: Am 13. Februar 1969 in Idar-Oberstein geboren (wo bekanntlich auch Bruce Willis geboren wurde); Komiker/Schauspieler; mit Abschluß Comedy-Schule/Köln (1999). Im gleichen Jahr entsteht SEINE Comedy-Figur: AUSBILDER SCHMIDT. Als DIE große Persiflage auf Militär, Diktatur, überzogene alphatierische Männlichkeit und Kraftmeierei; in aller Konsequenz, „um dieses Land zu entluschen“; tritt in einer ausgewaschenen, etwas engsitzenden, alten, olivfarbenen Bundeswehruniform auf, ist stets mit rotem Käppi, Sonnenbrille und dampfender Zigarre im Maul ausgestattet; ständiger Gast in TV-Comedy-Sendungen (WDR-„Nightwash“; „TV total…“); 3 CDs, zuletzt „Drecksack“ (2008), über 100.000mal verkauft. 1. Kinofilm. Inhalt: Unwichtig, weil sinnlos, natürlich an den Haaren herbeigezogen; Nummernrevue für dieses schmutzige Alphatier Schmidt. Story-Stichworte: Weltfrieden; UNO-Friedensgipfel, bei uns, Schloß Schwangau, Anlaß – in Kalluschistan ist gerade das Terror-Regime verjagt worden, Prinz Ravan (FAHRI OGÜN YARDIM) kommt mit Gattin Shirin (COLLIEN FERNANDES) auf Staatsbesuch. Wie das jetzt warum-wieso zusammenhängt?
Nicht fragen, weiterlesen: Bundeswehr-Oberst Herold (RAINER HUNOLD) ist nervlich völlig überfordert. Will Schmidt unbedingt weghaben. Doch DER läßt sich nicht „wegdrängeln“. Tritt in jedes noch so kleine wie große Sowieso-Fettnäpfchen. Mit Rekrut Rainer Zilinski (AXEL STEIN) an der Seite. Den dicklichen Generals-Sohn-Buben soll er trimmen, sozusagen „zum Kerl“ „aufpeppen“. Erweist sich als schwierig. Aber Schmidt läßt weder locker noch sich beeindrucken. Wittert im übrigen hinter beinahe jedem Strauch Terroristen. Da müssen sogar die Insassen eines Blindenheims dran glauben, schließlich tragen sie ja Sonnenbrillen „zur Tarnung“. Der weibliche Brigadegeneral Gundula Scheel-Golowski (HEDI KRIEGESKOTTE) taucht auf, Schmidt hält sie für „fehlbesetzt“ („Du blöde Politesse“). Und fackelt erstmal die Tribüne für die Ehrengäste ab. Sucht bei seinem Nazi-Opa (HORST KRAUSE) und dessen übrig gebliebenem Debil-„Adjudanten“ Hilfe. Man setzt „Operation Troja“ in Gang, mit ausgedientem Panzer und abgelaufener Munition. Landet bei der „Magical Poetic Dance Company“ samt ihrem schwulen Vortänzer Jackie (INGO APPELT). Schmidt legt eine Sohle aufs Parkett, meine Güte. „Saturday Night Fever“ ist gar nischt dagegen. Wird dennoch gefangengenommen und mit pazifistischen Schmusesongs grausamst gefoltert. Kurzum: Die Lunte brennt bereits, wenn schließlich Ausbilder Schmidt in den Nahkampf zieht…..
Ein deutscher Quatsch. Ein ganz und gar politisch völlig unkorrekter deutscher Quatsch. Mit einer Brachial-Konsequenz, der ebenso erstaunlich wie vorbildlich ist. Ausbilder Schmidt erweist sich als deutscher „Blues Brother“, mit James-Belushi-Appeal, der alles und jeden niedermacht. Instinktlos, wunderbar geschmacklos, einfach irre. Und nie aufhörend, abschwächelnd, softig abdriftend, ganz im Gegenteil: STÄNDIG schön unanständig. Hier brennt permanent der Busch, hier kriegt jeder, wirklich jeder sein spöttisches Gemein-Fett ab: Das Militär sowieso, die sonst (im deutschen Kino) unter Artenschutz stehenden Frauen; Behinderte, Schwule, Politiker, Opas, Nazis, Terroristen. Der Humor ist so was von deftig, schwarzhumorig, rau, konsequent, also wirkungsvoll, daß man vor soviel deutsch-gründlicher Regelüberschreitung aus dem Staunen gar nicht mehr ´rauskommt. Der Ausbilder-Schmidt-Film ist Chaos-Radau-pur. Mit einem ebenso spannenden wie herrlich prolligen Trottel, einem egozentrischen Arschloch, dessen Anarcho-Humor erst gewöhnungsbedürftig und dann unterhaltsam-bekloppt prima ´rüberkommt. Große Überraschung: Eine deutsche Militär-Klamotte mit viel Frechheits-Charme und gagigen Zoten-Qualitäten. Donnerwetter (= 4 PÖNIs).