PÖNIs: (3,5/5)
„MORGEN SIND WIR FREI“ von Hossein Pourseifi (B + R; D 2017; K: Patrick Orth; M: Ali N. Askin; 98 Minuten; deutscher Kino-Start: 14.11.2019); ist inspiriert von einer wahren Geschichte. 1979 leben der iranische Diplomat Omid (REZA BROJERDI) und seine Ehefrau, die Chemikerin Beate (KATRIN RÖVER), mit ihrer achtjährigen Tochter in der DDR. Wo Beate erfolgreich ist, aber ihren Abschluss nicht machen darf von wegen „mangelndem Verständnis von Marxismus-Leninismus“. Als im Iran der Schah gestürzt wird, beschließt die Familie, dorthin, in die Heimat des Ehemanns, hinzuziehen. Um dort am Aufbruch hin zu liberalen Zeiten mitzuwirken. Nach anfänglicher „revolutionärer“ Euphorie tritt und trifft bald der Alltag ein. Der hier bedeutet: Willkür, Gewalt gegen Andersdenkende, religiöse Doktrin. Während sich das Land in eine – nunmehr islamische – Diktatur verwandelt. Für das Ehepaar, und vor allen Dingen für Beate („Das habe ich mir auch anders vorgestellt … die Freiheit“), wird die Situation immer unangenehmer. Unerträglicher.
Menschen mitten in ihrem Bemühen, eine vernünftige Lebensgrundlage zu finden. Inmitten eines humanen lebenswerten Umfeldes. Dies aber ist ihnen nicht vergönnt. Weil sie „zu idealistisch“ sind? Weil sie sich erlauben, „revolutionäre Träume“ zu träumen? An ein gerechtes, humanes Gemeinwesen glauben? Und fürchterlich scheitern. So dass man mit ihnen leidet.
Drehbuch und Regie: HOSSEIN POURSEIFI. Ist im Alter von neun Jahren vom Iran nach Deutschland übergesiedelt. Verbrachte dann sieben Jahre in den USA, wo er Ingenieurswissenschaften und Technische Kommunikation studierte. 2011 war er Teilnehmer am „Berlinale Talent Campus“ und realisierte hiernach 2012/2013 als Absolvent eines Autorenprogramms das Melodram „Traum vom Ozean“. Mit „Morgen sind wir frei“ verarbeitete er Erfahrungen aus seinem Familien- und Bekanntenkreis. Dabei wirken seine Bilder schmerzhaft wenn es einmal heißt, in Anlehnung an die Französische Revolution: „Die Revolution frisst ihre Kinder“. Buchstäblich. Eine Revolution, der nur das Streben nach Macht, Gier und ideologischer, religiöser Deutungshoheit gilt, ist fatal. Die Folgen bedeuten: Unterdrückung. Kommt von Druck und bedeutet: Zwang.
„Morgen sind wir frei“ ist ein Film, der hier, in unserer Demokratie, viel gutes (Nach-)Denken anstößt, bewirkt (= 3 1/2 PÖNIs).