MATRIX RESURRECTIONS

PÖNIs: (3/5)

„MATRIX RESURRECTIONS“ von Lana Wachowski (Co-B, Co-Produktion + R; USA 2020; K: John Toll; Daniele Massaccesi; M: Johnny Klimek; Tom Tykwer; eine Fortsetzung zu „Matrix Revolutions“ aus dem Jahr 2003; 148 Minuten; deutscher Kino-Start: 23.12.2021);

EMPATHISCHES BLOCKBUSTER-IRONIE-SPEKTAKEL. Titel = „MATRIX RESURRECTIONS“„Matrix 4“ als Auferstehung. Von Anfang an. Es war am 17. Juni 1999 als „MATRIX“ von The Wachowski Brothers (Larry/geboren 1965 und Andy/geboren 1967) die Kinoleinwände eroberte. Verbindende Stichworte dazu: „Welt am Draht“ von Rainer Werner Fassbinder (1973/s. Kino-KRITIK); „Men in Black“ (1996/1997/s. Kino-KRITIK) und natürlich George Orwell („1984“). Thema: Die reale Welt als Schein. Menschen werden von Computer-Menschen manipuliert und dirigiert. Denn DIE brauchen Menschen als Rohstoff. Menschliche Widerständler warten auf den „Erlöser“. Neo (KEANU REEVES), der Computer-Experte, taucht auf, aber – nichts ist so wie er es zu wissen glaubt. „Matrix“, in der elektronischen Datenverarbeitung steht dieser Begriff für ein System von zusammengehörenden Einzelfaktoren, entpuppte sich als gigantische visionäre Krimi-Science Fiction-Trick-Show-Parade. Als moderne Special-Effekt-Show mit enormen Superzeitlupen, als digitale Verfremdungsorgie, besetzt mit außergewöhnlichen Kampfszenen sowie sich ausdrückend mit fernöstlich anmutenden Kung Fu-Bewegungen. Wenn Technik die Seele wegdrückt. „Matrix 1“ schlug damals in den Lichtspielhäusern alles weg, was sich in den (Bild-)Weg stellte. Die weltweiten Einnahmen betrugen – bei rund 65 Millionen Dollar-Produktionskosten – über 456 Millionen Dollar. Über eine Millionen DVDs wurden verkauft. Bei der „Oscar“-Verleihung 2000 gewann der Film in vier Kategorien einen Preis: Bester Schnitt; Bester Tonschnitt; Bester Ton sowie Beste visuelle Effekte. 

Im Mai 2003 setzte sich die Misstrauensoper gegen die Allmacht der Technik fort. Wieder mit Thomas „Neo“ Anderson (KEANU REEVES), der Hacker entdeckt. Die Welt/die Erde/der Planet waren in „MATRIX RELOADED“, in Matrix wieder-aufgeladen, von Andy und Larry Wachowski, virtuell. Menschen als Marionetten und Befehlsempfänger des Systems. Das die totale Macht erkämpfen will. Ihnen gegenüber: NEO, der Erwählte, das Orakel, mit existenziellen Grübeleien. Der Film, angesiedelt in allen Bereichen: Von Jesus, über Moses, über „2001“ von Stanley Kubrick bis wieder zu „Men In Black“. Die Kinogeschichte wird gebündelt, wieder-aufgeladen, komprimiert, modernisiert, genüsslich zitiert. Philosophie, Religion, Science Fiction, Western, Peking-Oper, Spiritualität…, wohin man auch blickt: „Matrix 2“ ist die Erweiterung des Kinos in Gefühl und Sinn(e). Die Kinoeinnahmen übertrafen mit rund 735 Millionen Dollar-Einnahmen jede Erwartungen. Fortsetzung folgt(e) natürlich.

Kam unter dem Titel „MATRIX REVOLUTIONS“ Anfang November 2003 ins Kino und enttäuschte fürchterlich (s. Kino-KRITIK/1/2 PÖNI). Das Thema war längst gegessen. Mit Worten wie „DAS IST DAS ENDE“ vereinen sich tödlich: Der üble Agent und Feind Smith (HUGO WEAVING) und der tapfere Neo (KEANU REEVES). Die Matrix-Diktatur verabschiedete sich von seinen Macht-Phantasien, und das versklavte Volk aus der unterirdischen Stadt Zion war endlich frei. Feierabend? Nö.

Denn nun, über 18 Jahre später, die Auferstehung. Unter folgenden Credits: „MATRIX RESURRECTIONS“. Von LANA WACHOWSKI (Co-B, Co-Produktion; R; USA 2020; K: John Toll; Daniele Massaccesi; M: Johnny Klimekj; Tom Tykwer; 148 Minuten). Einerseits wird die filmische Vergangenheit aufgepeppt, was war damals, wie war „Damals“ überhaupt möglich; andererseits taucht auch wieder Neo / Thomas Anderson (KEANU REEVES/inzwischen 57, auch „Der mit der roten Pille“) auf. Ist heuer als Game-Designer in San Franzisco tätig. Und soll für seinen Multi-Arbeitgeber Videospiel-Erinnerungen auffrischen. Ist sich aber nicht im klaren, ob er dies will. Als er aber seine Geliebte von einst, Trinity / Tiffany (auch wieder CARRIE-ANNE MOSS), entdeckt, ist es emotional um ihn geschehen. Zumal es sich herausstellt, dass diese bisherigen Matrix-Abenteuer keine „Gegenwart“ waren, sondern nur Fiktion. Einbildung. Was für „Matrix 4“ die ausführliche Möglichkeit bietet, immer wieder Old-School-Szenen heute mit -einzubinden. Sie inhaltlich neu zu stabilisieren. Dann aber taucht der irre  Psychiater von Thomas Anderson auf (NEIL PATRICK HARRIS als „The Analyst“), mit knallblauer Brille, und der Spuk kann sich wieder ausbreiten. Was existiert real, was ist Fiktion? Wer zählt zu den „Guten“, wer attackiert heftig, um „zu regieren“? Welche Figuren sind die reanimierten Alten-Neuen, wofür sind diese roten und manchmal auch blauen Pillen? Die dann eindeutig be-deuten = rot als Wahrheit, für Befreiung; blau = verkündet Unterdrückung von Wahrheit. Also: Mit wem darf man sympathisieren – außer dem tapferen Keanu-Neo-Thomas -, während dieses Schema schon ganz schön stressig wirkt: Erst wird viel gesprochen, versprochen, angekündigt, dann dröhnen die angekündigten Schieß- und Hand-Duelle im Action-Viertelstundentakt. Und, für mich ganz wichtig, welche Bedeutung hat wohl diese oh-wunderbare schwarze Katze, die ab und an auftaucht? Will sagen, ich habe mittendrin abgeschaltet, um mir das rüde An- bzw. Aufgebot erträglicher werden zu lassen. Motto: Ihr macht, ich schau‘ mir das schon mal an. Ohne auszuflippen. Denn das mit dem Ausflippen, das war 1999, und damit ist auch gut. 2021 präsentiert: Optik phantastisch, Spezialeffekte routiniert, inhaltlich so-so; Akustik kommentiert lärmend; das Weitere, also das Denken, verhakt sich noch und nöcher. „Matrix“, es reicht (= 3 PÖNIs).

Teilen mit: