PÖNIs: (3/5)
„MARY SHELLEY“ von Haifaa Al-Mansour (Co-B + R; GB/Irland/Luxemburg 2016; Co-B: Emma Jensen; K: David Ungaro; M: Amelia Warner; 120 Minuten; deutscher Kino-Start: 27.12.2018); HAIFAA AL-MANSOUR, Jahrgang 1974, ist eine saudi-arabische Filmemacherin, deren Erstlingsfilm „Das Mädchen Wadjda“ 2012 (s. Kino-KRITIK) der erste komplett in Saudi-Arabien gedrehte Kinofilm überhaupt war. Mit ihrem zweiten Film nähert sie sich der berühmten britischen Autorin Mary Shelley (*30. August 1797 – †01. Februar 1851), die mit ihrem Werk „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ in die populäre Literaturgeschichte eingegangen ist. Dabei wurde ihr Roman damals, 1818, als sie erst 20 Jahre jung war, unter einem männlichen Pseudonym erstveröffentlicht.
Der Film „Mary Shelley“ konzentriert sich nicht auf Doktor Frankenstein und das von ihm erschaffene Monster, sondern auf eine rebellische junge Frau, Mary Godwin, die mächtig gegen die damals herrschenden Zwänge und Konventionen aufbegehrt und natürlich auf zig-fache Schwierigkeiten stößt. Ganz jung verliebt sich Mary (ELLE FANNING/“Jahrhundertfrauen“) in den verheirateten Schriftsteller Percy Bysshe Shelley, im zivilen Leben gerne Provokateur, was zu Existenzproblemen und gesellschaftlicher Ächtung führt. Nach vielen Umwegen strandet man im Sommer 1816 auf einem Schloss am Genfer See, wo das Aufeinandertreffen mit dem Besitzer Lord Byron, einem ebenso reichen wie dekadenten Poeten, zur Schicksalsbegegnung wird. In einer der am häufigsten beschriebenen Episoden der Literaturgeschichte entwirft Mary dort ihre Idee für ihren „Frankenstein“-Roman.
Eine Frau vermag das gesellschaftliche Korsett, in das man sie steckt, schon früh abzulegen, um ihren eigenen Emanzipationsweg zu gehen. Ein historisches Thema mit aktuellem Geschmack. Visuell ist der Streifen romantisch-düster; er ist üppig ausgestattet und mit Elle Fanning in der Titelrolle sorgfältig besetzt. Doch die Anteilnahme wird immer wieder durch eine übermäßige Geschwätzigkeit gestört. Zudem ist er zu sehr vorhersehbar und deshalb mehr stimmungsvoll denn ergreifend-spannend. „Mary Shelley“ ist ein Okay-Historien-Porträt (= 3 PÖNIs).