MARIE CURIE

PÖNIs: (4/5)

„MARIE CURIE“ von Marie Noelle (Co-B + R; D/Polen/Fr 2015; Co-B: Andrea Stoll; K: Michal Englert; M: Bruno Coulais; 95 Minuten; deutscher Kino-Start: 01.12.2016); was wäre die Welt informatorisch, wissenschaftlich, medizinisch, politisch viel weiter und humaner, wenn man Frauen nicht viel zu lange unterdrückt, ausgeschlossen, einseitig als „zweites Geschlecht“ behandelt hätte. MARIE CURIE (*7. November 1867 in Warschau – †4. Juli 1934 in Sancellemoz bei Passy) ist dafür ein herausragendes Beispiel. 1903 wurde ihr der Nobelpreis für Physik; 1911 der Nobelpreis für Chemie zugesprochen.

Es ist – nach „Madame Curie“ von Mervyn LeRoy/USA 1943 (mit Greer Garson) und „Marie Curie – Forscherin mit Leidenschaft“ von Claude Pinoteau/Fr/GB 1996 (mit Isabelle Huppert) – das dritte Mal, dass sich der Spielfilm mit dieser historischen Persönlichkeit MARIE CURIE befasst. Dabei entwirft die französische Regisseurin und Co-Drehbuch-Autorin MARIE NOELLE („Die Frau des Anarchisten“/2008) einen sehr persönlichen Blick auf das bewegte Leben der zweifachen Nobelpreisträgerin. Konzentriert sich auf die Jahre zwischen der Verleihung der beiden Preise. Die Mutter zweier Kinder ist 30, als ihr geliebter Ehemann und beruflicher Partner Pierre (CHARLES BERLING) bei einem Unfall mit einem Pferdefuhrwerk stirbt. Sie, die bisher „öffentlich“ im Schatten ihres Ehemanns wahrgenommen wurde, übernimmt nun „die Führung“ in der wissenschaftlichen Forschung, argwöhnisch beobachtet von dominanten männlichen Kollegen. Von den hermetisch abgeschlossen, elitehaften Männer-Zirkeln. Dennoch: Sie ist die erste Frau, die an der Sorbonne lehrt; unter großer Anteilnahme hält sie am 5. November 1906 ihre Antrittsvorlesung.

Sie trifft den „schwer beeindruckten“ Albert Einstein und tauscht sich mit ihm anlässlich einer Tagung aus. Bemüht sich in Paris, als erste Frau in die Académie des sciences aufgenommen zu werden. Als sie mit dem verheirateten Wissenschaftler-Kollegen Paul Langevin (ARIEH WORTHALTER) eine leidenschaftliche Liebesbeziehung aufnimmt und dies öffentlich wird, bauscht die französische Boulevard-Presse dies zu einem gesellschaftlichen Skandal auf. Motto: Kann man „so einer Frau“ einen zweiten Nobelpreis verleihen? „Würde man alle männliche Kollegen ausladen, die eine Affäre haben, dann käme kaum eine Nobelpreisverleihung überhaupt zustande“, argumentiert sie kämpferisch zurück.

„Marie Curie“, der Film, ist akribisch detail-ermittelt. Beeindruckend im Zeitkolorit ausgestattet. Und bewährt sich, weil er ein großartiger Schauspielerinnen-Film ist. Die polnische Darstellerin KAROLINA GRUSZKA, 35, trifft emotional wie intellektuell Person und Tiefe dieser außergewöhnlich klugen, sensiblen, extrem neugierigen, leidenschaftlichen Entdeckerin und Frau („Was wäre der Mensch ohne die Neugier seines Geistes“). Die sich inmitten einer männer-dominierten Welt und trotz eminenter Rückschläge durchzusetzen, zu behaupten vermag. Als Vorkämpferin für die Gleichberechtigung der Frau brilliert KAROLINA „Marie Curie“ GRUSZKA nicht als glatte Heldin, sondern als engagierte, oftmals verzweifelte, aber nie aufsteckende Wut-Wissenschaftlerin zu Anfang des vorigen Jahrhunderts, die bereit ist, viel einzustecken, um vieles zu erreichen.

„Marie Curie“ der Film überzeugt auch als spannendes Lehrstück für die schulische Information (= 4 PÖNIs).

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