MAPS TO THE STARS

PÖNIs: (4,5/5)

„MAPS TO THE STARS“ von David Cronenberg (Co-B + R; Kanada/USA/D/Fr 2013; Co-B: Bruce Wagner; K: Peter Suschitzky; M: Howard Shore; 111 Minuten; deutscher Kino-Start: 11.09.2014); die direkte einfache Sprache ist manchmal die, die am besten aufklärt: DIE HABEN DOCH ALLE, ABER WIRKLICH ALLE, EINEN AN DER WAFFEL. Gemeint – DIE in Hollywood. In diesem Film. Wo Heucheln, Lügen, Täuschen und Töten an der oberflächlichen wie reißerischen Tages- und Nachtordnung ist. Der kanadische Filmemacher DAVID CRONENBERG, inzwischen kluge 70, zählt zu DEN Regisseuren, deren spannende Werke man IMMER wieder sehen, erleben möchte. Mit denen auseinanderzusetzen sich ständig faszinierend lohnt. Einige seien genannt: „Die Fliege“, „Naked Lunch“, „A History of Violence“ oder „Tödliche Versprechen – Eastern Promises“. Und jetzt eben dieses Tollhaus: „Maps to the Stars“.

Hier adaptierte der geniale Psycho-Former Cronenberg das Skript des Schauspielers, Schriftstellers und Produzenten BRUCE WAGNER, 60, der am Anfang seiner Karriere in Los Angeles auch als Limousinen-Fahrer für begüterte Mieter tätig war. Wie im Film Jerome Fontana (Ex-„Vampir“ ROBERT PATTINSON), der von einem Erfolg als Drehbuch-Autor träumt und jetzt erst einmal Geld mit dem Fahren von Luxus-Schlitten verdient. Dabei begegnen ihm des Öfteren Mitglieder der Familie Weiss. Die befindet sich mittendrin im normalen wie erfolgreichen Hollywood-Wahnsinn: Ihr 13-jähriger Benji (EVAN BIRD) ist ein überkandidelter, reichlich boshafter und bereits ziemlich ausgelaugter Kinder-Star. Mit schon reichlich Drogen-Erfahrungen. Seine Schwester Agatha (MIA WASIKOWSKA) ist einst in die Klapsmühle verfrachtet worden, seit sie vor Jahren das Family-Haus in Brand gesteckt hatte. Jetzt aber kommt die 19-jährige wieder in die Stadt, was vor allem bei den Eltern für Aufregung und Verunsicherung sorgt. Von wegen üblem Familien-Geheimnis.

Mutter Cristina (OLIVIA WILLIAMS) kümmert sich hingebungsvoll um die profitable Karriere ihres Benji-Bengels, während Vater Stafford (JOHN CUSACK) als tückischer TV-Psychologe und erfolgreicher Buch-Autor unterwegs ist. Mit „weißer Weste“. Da kann so eine „verstörte“ auftauchende Tochter (mit extremen Brand-Narben) nur (öffentliche) Schwierigkeiten mit sich bringen. Eine seiner Privat- wie Dauerpatientinnen ist der alternde Hollywood-Star Havana Segrand (JULIANNE MOORE), die gegen ihr Auslauf-Image verzweifelt wie planerisch fightet. Dabei helfen – viele – Tabletten zur Gemütsregulierung. Als Havana die anscheinend gutmütige Agatha als persönliche Assistentin einstellt, ist die Hollywood-Crew der Bekloppten und Gemeinen komplett. Im furiosen Psycho-Attacken-Spiel mit- und gegeneinander. Und auch andauernd mit sich selbst.

Obwohl hier vieles glänzt, gibt es hier keine Gewinner. Kann es auch keine geben. Menschen, die ihr Leben nie wirklich leben, sondern nur behaupten; für DIE Schein immer besser ist als das Sein; die mit den Göttern Ruhm und Geld (bzw. umgekehrt) permanent kooperieren und dabei sämtlich ihre Seelen anbieten/verkaufen, können nicht gewinnen. Außer für eine kurze Zeit. „Ich habe schon 13 gute Sommer hinter mir“, meint der ausgebrannte Benji, als er sich zum „Aussteigen“ begibt. Menschliche Abgründe tun sich auf. David Cronenberg erklärt und erzählt sie mit einem sagenhaften Ensemble-Personal. Deren Figuren-Dichte wirkt nie „gemacht“, sondern glaubhaft. In der Kälte, in dieser Prächtigkeit von psychischer Deformation. Dabei geht es Cronenberg & Wagner weniger um eine allgemeine Anklage, sondern „lediglich“ um das gehobene intensive Trash-Schauen auf IHR „fiktives“ krankhaftes wie korruptes und zerstörerisches System Hollywood. Als vorzügliches Pfui-Deibel-Vergnügen. Mit bösem, listigem, weil SEHR unterhaltsamem Wahrheitsserum.

An der Spitze performed unvorstellbar eindringlich, präsent und großartig charismatisch-hässlich: JULIANNE MOORE. Wie SIE diese verzweifelte, teuflische, über-“motorisierte“ Aktrice Havana Segrand präsentiert, ist widerlich-wunderbar-eindringlich. Ihr gewaltiger Mut zur Obszönität, Hässlichkeit und menschlicher Erbärmlichkeit ist wuchtig. Heftig. Imponierend. Und von ihr kommt auch der schlüssige Erklärungssatz für diesen phantastischen Alptraum über die Traumfabrik: „Alles ist irgendwie Recherche“. Im Frühjahr wurde Julianne Moore in Cannes als „Beste Schauspielerin“ hierfür ausgezeichnet, der „Oscar“ muss demnächst folgen. Wie sagt man so simpel: allein ihre Darbietung ist (weit mehr) als das Eintrittsgeld wert: eine überragende und nicht mehr zu vergessene Performance! (= 4 1/2 PÖNIs).

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