MAN OF THE YEAR

Heute empfehle ich einen neuen amerikanischen Spielfilm, der auf DVD seine deutsche Erstveröffentlichung erlebt (vorher hierzulande also weder im Kino noch im Fernsehen zu sehen war) UND den es derzeit NICHT als Kauf-DVD gibt, sondern der in den Videotheken nur ausgeliehen werden kann. Nichtsdestotrotz halte ich ihn für so wichtig, dass es Zeit wird, ihn vorzustellen. Dabei handelt es sich um die Polit-Satire

MAN OF THE YEAR“ von Barry Levinson (B+R; USA 2006; 115 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 14.08.2007).

Barry Levinson: Geboren am 6. April 1942 in Baltimore (65); Produzent (u.a. „Donnie Brasco“ von Mike Newell/1996), Drehbuch-Autor (u.a. „Mel Brooks Höhenkoller“/1977; „…und Gerechtigkeit für alle“ von Norman Jewison/1979); Regisseur. Bekannt wurde er durch seine Anfangsfilme über Baltimore, die Stadt seiner Jugend („American Diner“/1982; „Tin Men“/1987). Aufsehen erregte er 1987 mit dem unterhaltsamen Militär-Polit-Stoff „Good Morning, Vietnam“ mit Robin Williams. Für „RAIN MAN“ (mit Dustin Hoffman/Tom Cruise) gewann er 1989 erst den „Goldenen Berlinale- Bären“, dann den Regie-„Oscar“. 1998 erhielt er für die grandiose Polit-Satire „WAG THE DOG“ (mit Robert De Niro/Dustin Hoffman) den „Silbernen Berlinale- Bären“.

In „Wag The Dog – Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt“ befindet sich ein US-Präsident in Nöten. Um von einer Sex-Affäre abzulenken bzw. die Wiederwahl zu ermöglichen, wird der Öffentlichkeit „skurriles Theater“ vorgespielt. Indem ein Profi-Berater (De Niro) und ein Hollywood-Produzent (Hoffman) für die Medien den plötzlichen Krieg zwischen den USA und Albanien „inszenieren“. Der für sehr wenig Geld bzw. mit umso mehr politischem Idealismus hergestellte Film besitzt „komischen Realitätsgeschmack“ und erntete weltweit viele Lobeshymnen.

In dieser Art macht nun Levinson weiter: „MAN OF THE YEAR“ handelt von einem populären TV-Komiker namens Tom Dobbs. Als ein begeisterter Fan in seiner Late-Night-Show ihn auffordert, doch für das Amt des nächsten Präsidenten der USA zu kandidieren, nimmt er dies auf und startet durch. Als unabhängiger Kandidat. Tobt gegen den Lobbyismus-Handel seiner Mitstreiter, redet diese öffentlich in Grund und Boden, kommt in Fahrt. Gleichzeitig entdeckt die für den (neuen) Hersteller der Wahlautomaten tätige Computer-Expertin Eleanor Green Mängel im System. Dies aber will ihre Chef-Etage nicht wahrhaben/wissen, weil sonst lukrative Geschäfte verlorengehen und der Firmenwert sinken würde. Elenaor wird bedroht und angewiesen zu schweigen. Tom Dobbs gewinnt tatsächlich die Wahl, erfährt dann aber von der „technischen Manipulation“. Er könnte ohne größere Probleme „dennoch“ zum neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten aufsteigen, denn niemand – weder in seiner Umgebung noch von der verantwortlichen Wahlautomaten-Firma – ist an einer Aufklärung interessiert…

Levinson hat keinen besonders gut erzählten Film gemacht. Zu viele dramaturgische Ungereimtheiten. Bisweilen verzettelt er sich zwischen Komödie und Polit-Stoff. Und auch in der deutschen Synchronisation hört er sich sprachlich unglaublich dilettantisch zusammengeschustert an. Dennoch: Er hat wieder einmal einen GANZ BESONDERS klugen Denkfilm inszeniert. Der einen ununterbrochen „an den Eiern“ packt, so attackiert er die Möglichkeit der „verrückten Wahrheit“. Ein Land, seine Politik, seine Medien-Allmacht, die allgemeine moralische Verkommenheit der Elite, die Zitate über „Demokratie oder so was…“, die vielen Seitenhiebe auf die Bush-Ära…, all das SITZT. Kommt bestens ´rüber.

Verlockend auch die erstklassige Promi-Riege: Der 55-jährige Komiker und „Oscar“-Preisträger ROBIN WILLIAMS („Good Will Hunting“) besitzt viel Charme, ist ein vorzüglich-charismatischer „Kandidat“ und „Hofnarr“. Nach „Good Morning, Vietnam“/“Der Club der toten Dichter“/“König der Fischer“ wieder einmal ein kluges wie pointenreiches Glanz-Solo dieses außergewöhnlichen Mimen. (Dessen deutsche Stamm-Stimme Per Augustinski leider verstorben ist). Als Stichwortgeber fungieren drumherum immerhin u.a.: Christopher Walken, die leider ziemlich farblose Laura Linney („Die Truman Show“) und Jeff Goldblum. Ein trotz vieler „Macken“ jederzeit prächtiger, weil wichtiger/kritischer Kinofilm über das „andere Amerika“. Das sicherlich „wirklichere“ als in all den anderen glatten Hollywood-Ergüssen…Barry Levinson sei Dank dafür (= 3 1/2 PÖNIs).

Anbieter: „Universal Pictures Germany“

 

Teilen mit: