MANN TUT WAS MANN KANN

MANN TUT WAS MANN KANN“ von Marc Rothemund (Co-B+R; D 2011; Co-B: Hans Rath, nach seinem gleichn. Roman/2009; 106 Minuten; Start D: 11.10.2012); der 44-jährige Regisseur und Drehbuch-Autor Marc Rothemund gehört zu den „eigenartigsten“ deutschen Filmemachern. Zählen doch zu seinem (bisherigen) Gesamtwerk eher schwächliche bis ganz läppische Komödien wie „Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit“/Kinodebüt 1998 und „Pornorama“ von 2007, aber auch das überzeugende Drama „Sophie Scholl – Die letzten Tage“, das bei der Berlinale von 2005 mit dem „Silbernen Regie-Bären“ ausgezeichnet wurde und Deutschland bei der „Oscar“-Verleihung in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ 2006 vertrat. Für seinen aktuellen Film adaptierte Marc Rothemund das 2009 erschienene gleichnamige Buch von Hans Rath, der hier auch am Drehbuch mitschrieb.

Thema: Natürlich mal wieder – Beziehungskisten. Diesmal allerdings, siehe Titel, aus reiner Männer-An-Sicht. Deshalb aber besser als die vielen anderen läppischen Emotionsmucken? Von hier? Und neulich? In und bei denen sich Kerle in den Dreißigern wie reine Dauerpubertäts-Doofköppe benehmen? Bewegen? (Denke da nur etwa an die grauslichen Verrenkungen eines Maximilian Brückner/32 in der armseligen Posse „Resturlaub“ oder an die letzten beziehungsdämlichen Figuren in den „Späßen“ von – und mit – Matthias Schweighöfer/“What A Man!“ oder Detlev Buck/“Rubbeldiekatz“). Klare, eindeutige Unterhaltungsantwort aber hier: Ja. „Mann tut was Mann kann“ ist – weitaus – besser. Weil die zwar nicht gerade originelle Geschichte dennoch „klappt“ bzw. die Geschichten hübsch, also tatsächlich pointiert funktionieren Und zwar deshalb, weil die drei Hauptakteure sich endlich einmal (im deutschen Komödienkino) NICHT wie erwachsene Dämelsäcke benehmen/aufführen (müssen), sondern „mit französischem Charme“ sich und ihresgleichen süffisant wie ironisch auf die Schippe nehmen. So dass AnSEHEN wie ZuHÖREN durchaus einiges Vergnügen bereiten.

Drei Männer, drei Freunde. Mit einem Hund. DEN hat Paul Schuberth (WOTAN WILKE MÖHRING) aus dem Tierheim befreit. Geholt. Und siehe da, aus dem vermeintlichen Wildfang und „scharfen“ Rottweiler-Mix Fred wird im schicken Loft-Zuhause von Paul ein (fast) pflegeleichter Vierbeiner-Kumpel. Paul, Personalchef eines Verlages, ist geschieden, darüber aber nicht unbedingt „zerschmettert“, ganz im Gegenteil. Bindungen sind eigentlich so gar nicht sein Ding. Mehr. Er mag es lieber „locker“. Ohne Stress, aber auch ohne Streit. Ganz im Gegensatz zu seinem besten Kumpel Günther, einem geradezu krankhaft schüchternen Computer-Nerd und stolzen Vollbart-Typen (OLIVER KORITTKE). Er möchte so gerne und hat sich auch in Iggy (Karoline Schuch) ganz doll verknallt, kriegt DAS aber einfach nicht „hin“. Auf die Gefühlsreihe. Ganz im Gegensatz zu Pauls Kollegen Schamski (JAN JOSEF LIEFERS), dem derartige „Nöte“ völlig fremd sind, der sich aber zwischen zwei Frauen „entscheiden“ soll, aber es nicht vermag. Oder will. Jedenfalls bekommt diese kuriose Männer-WG – die auch mit einem „noch unentdeckten Künstler“ (FAHRI YARDIM) schräg erweitert wird – einiges zu tun. In Sachen: wie soll/kann es weitergehen, um endlich eine passende Art von „endgültiger Beziehung“ zu finden. Einzuläuten. Oder eben auch nicht. Wobei die smarte kurzhaarige und kurz vor ihrer Heirat stehende Tierärztin Iris (JASMIN GERAT) den überraschten Paul plötzlich „zu erden“ weiß. Aber was weiß MANN schon. Und überhaupt.

Ist amüsant. Lächelnd. Charmant. Also nicht bekloppt. Trotz solch einer im Grunde „ausgelutschten“ Komödien-Chose. Die eigentlich immer nur dann im Kino noch „geht“, wenn „Franzosen“ ihre leichten Hände ins Beziehungskarussell einbringen. Doch die Balance stimmt hier auch. Rutscht nicht dämlich ab. Weil tatsächlich süffisante Pointen unangestrengt gesetzt werden und das Ensemble quirlig mitmischt. WOTAN WILKE MÖHRING, sonst d e r Klischee-Typ auf / für Knastbrüder („Hardcover“) und stoische Mucki-Tiger („Männerherzen“), macht als Anzug-Erwachsener eine spannende Souverän-Figur. Mit Charakter-Charme und nicht immer vorhersehbaren „Schwankungen“. JAN JOSEF LIEFERS, als Professor Karl-Friedrich Boerne unser Münsteraner „Tatort“-Kittel-Juwel (und zudem glänzte er ja soeben auch im ARD-Zweiteiler „Der Turm“), beeindruckt hier ungemein als Alphatier-Genießer. Mit bewussten Risiko-Freuden. Ein uriger Jean-Paul Belmondo winkt lächelnd von weitem. Während OLIVER KORITTKE, in den letzten Jahren mehr TV- denn Leinwand-Gesicht (Reihe „Wilsberg“), sich hübsch abstrampelt, um als liebeshungriger Freak halbwegs mitzumischen. Mitzuhalten. Mit wie ohne Zottel-Bart.

Die Melancholie der „scharfen“ Kerle. „Mann tut was Mann kann“ besitzt eine witzige deutsche Slapstick-Nummernspur. Ohne Holzhammer-Humor. Sondern mit List und Lust. Vermag angenehm zweideutig wie darstellerisch „heftig“ gut zu unterhalten:
P.S.: Und auch AXEL STEIN, in einem Mini-Auftritt als Fahrer, hat „ganz dicke“ abgenommen, die Titel-Empfehlung für sich also wörtlich gestemmt (= 3 ½ PÖNIs).

 

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