DER MANN, DER NIEMALS LEBTE

DER MANN, DER NIEMALS LEBTE“ von Sir Ridley Scott (USA 2007; Start D: 20.11.2008);
einem der renommiertesten, einflussreichsten Filmemacher überhaupt. Der demnächst, am 30. November, 71 Jahre alt werdende britische Regisseur hat die Erzählweisen in mehreren Genres maßgeblich modernisiert und neu geprägt, darunter im Science-Fiction-, im Horror- und im Action-Film.  Scott-Filme wie „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ (1979); „Blade Runner“ (1982); „Thelma & Louise“ (1991); „Gladiator“ („Oscar“ für den „Besten Film“/2000); „Black Hawk Down“ (2001) sowie der Fortsetzungs-Horror von „Das Schweigen der Lämmer“: „Hannibal“ (2001) gelten als Klassiker. 2003 wurde Ridley Scott von der englischen Königin – wegen seiner Verdienste „um die Kunst“ – zum Ritter geschlagen. Zuletzt schuf er die britisch-französische Selbstfindungskomödie „Ein gutes Jahr“ (2006/mit Russel Crowe) und den Porträt-Thriller „American Gangster“, mit Denzel Washington/2007).

Sein neuester Film basiert auf dem im Vorjahr erschienenen Roman „Body Of Lies“ von David Ignatius, einem amerikanischen Journalisten, der viele Jahre im Nahen Osten tätig war. Motto: „Vertraue niemandem, betrüge jeden“. Stichwort: Der Nahe Osten. Dort tobt der Krieg zwischen Terroristen und Agenten besonders intensiv. Nach zahlreichen Bombenattentaten in westlichen Großstädten sind die Täter weitgehend unbekannt (geblieben). Der US-Geheimdienst CIA ist ratlos. Einer ihrer fähigsten „Außen“köpfe ist Roger Ferris, der ständig an der Terrorfront vor Ort „aktiv“ ist. Eine neue heiße Spur führt ihn zur Osama Bin Laden-Kopie Al-Saleem, dessen Geheimorganisation diese verheerenden Attentate verübt. Um den Terror-Scheich, der von Jordanien aus wütet, zu überlisten und aus dem Versteck zu locken, beginnt Ferris ein tückisches Täuschungsmanöver, bei dem letztlich Freund oder Feind, Vertrauter oder Lügner, nicht mehr auseinanderzuhalten sind. Eine Spirale aus Gewalt und Gegengewalt ist die Folge, wobei offensichtlich jeder jeden hintergeht, benutzt und gegebenenfalls opfert.

Hinter Ferris fungiert der eigentliche Strippenzieher, der gewissenlose CIA-Boss Ed Hoffman. Der koordiniert und dirigiert vom fernen Washington aus, mit Hilfe modernster Kommunikations- bzw. Überwachungs-Technologien, die Einsätze. Während die perfekten Satelitenbilder die Sicht auf die Terrorfront freigeben, werden schon mal per Telefon die Aktionen und Bombardierungen angeordnet. Entweder vom Büro aus oder auch schon mal auch direkt aus dem Einfamilienhaus, wo gleichzeitig auch die ganz alltäglichen, „normalen“ Alltagsverrichtungen wie Grillen, die Kinder zum Fußball bringen und ähnliches vorgenommen werden. Vieles ist heute parallel möglich/machbar. Allerdings ist sein „bester Mann“ auch ein störrischer Hund. Der sich immer mehr seinen Vorgaben und Anweisungen entzieht. Der genauso misstrauisch (geworden) ist wie alle anderen. Und der sich inzwischen auf einen gefährlichen Deal mit dem Chef des jordanischen Geheimdienstes, dem eleganten Herrn Hani, eingelassen hat. Eine ganz und gar unübersichtliche Welt ist das hier. Mit der betrüblichen wie zynischen These behaftet: „Der Krieg im Nahen Osten ist inzwischen aussichtslos und barbarisch“.

Inmitten der vielen Gewalt, der schnellen Schnitte und den verworrenen Handlungssträngen hat auch der Zuseher Mühe, den Überblick zu behalten. Und sich emotional wie gedanklich halbwegs zurechtzufinden. Wir leben in extrem „schmutzigen Zeiten“, signalisiert der aufwändige wie polit-aktuelle Film, der nicht „munden“ will. Zuviel dramaturgisches Wirrwarr, die vielen komplizierten Handlungsstränge, zuviel zerredeter und sich ständig wiederholender Leerlauf. Obwohl sich in den beiden Hauptfiguren STARS wie LEONARDO DiCAPRIO (34) und der pummelige „Oscar“-Preisträger RUSSEL CROWE (44/“Gladiator“/hat rd. 20kg für die Rolle zugenommen) tummeln, bleiben ihre Figuren-Typen beliebig, routiniert, langweilig. Man „plaudert“ in jeder emotionalen Tonart, giftet sich an, aber viel Nachhall verbleibt nicht. Im Gegenteil: Wenn Crowe immer und immer wieder, mit dem Head-Set am Ohr, aus sicherer Position, im Wohnzimmer „wie nebenbei“ die Aktionen überheblich-arrogant erläutert, anordnet, erklärt, wird es eher diffus und langweilig(er). Der angestrebte „Mainstream“-Kommentar Hollywoods zur politischen Krisen- und Weltlage verpufft dabei mehr und mehr.

Der bärtige Leonardo DiCaprio als ebenso harter wie smarter Kämpfer, der zuletzt sogar ein Techtelmechtel mit einer muslemischen Krankenschwester hat, kommt als Action-Man ganz „ordentlich“ ´rüber. Der eigentliche Star des leidlich unterhaltsamen Kriegsfilms ist dagegen das 45-jährige britische Bühnen- und Film-As MARK STRONG als jordanischer Geheimdienstchef Hani. Wie der listig-doppelbödig auftritt, argumentiert, körpersprachlich spannend „unterwegs“ ist, besitzt faszinierende Darsteller-Klasse. „Der Mann, der niemals lebte“ bleibt, bei allem (Star-)Gewusel, im „interessanten Unterhaltungs-Mittelmaß“ stecken…..(= 3 PÖNIs).

 

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