„Gefährliche Liebschaften“, „Linie 1“, „Die Farbe des Geldes“, „Ginger und Fred“, „Le Bal“, „Tootsie“…, das waren die Berlinale-Eröffnungsfilme der letzten Jahre. An denen muss sich der 90er Beitrag „MAGNOLIEN AUS STAHL – DIE STÄRKE DER FRAUEN“ von Herbert Ross (USA 1989; 117 Minuten; Start D: 15.03.1990); messen lassen. Und natürlich auch daran, dass stets der allererste Festivalfilm stimmungsweisend für die nächsten Tage ist. Betrachtet man den heutigen Auftaktfilm, geht es uns ab morgen schlecht. Denn „Magnolien aus Stahl – Die Stärke der Frauen“ ist der schwächste Berlinale-Film seit Jahren. Ist wie Fernsehen auf Kino gedrückt, ist wie eine dieser zuckersüßen Serienfolgen, wie wir sie fast jeden Tag schon von der Glotze her kennen. Die Szenerie ist in einer amerikanischen Kleinstadt im tiefen Süden von Louisiana angesiedelt. Hier strahlt der Himmel, geht es allen gut, es fliegen die Luftballons und die kleinen Späße durch die Gegend: Man ist nett zueinander. Film-An- und Wortführer sind 6 Frauen unterschiedlichen Alters. Sie halten sich meistens in einem Schönheitssalon auf, der der ewig lächelnden Dolly Parton gehört. Hier wird gequatscht und getratscht. Über die Liebe und das Leben, über Babys und Hundefutter, über kurze und lange Haare, über den ersten und den letzten Boyfriend, über die komischen Lover. Kurzum: Hier wird der Film erzählt. Denn der geht im Grunde nur ums feine Familienleben. Das immer noch die beste Alternative gegenüber allen anderen Dingen ist. Trotz der Sticheleien und Macken, trotz der Sprüche und Boshaftigkeiten, die eine von ihnen seit 40 Jahren ablässt. Shirley MacLaine spielt diese verschrobene Alte mit einem neurotischen Köter als Partner und war noch nie so „daneben“ wie hier. Ein paar Lacher, gut, aber sonst wirkt sie wie ein ungezogenes älteres Dorfmädchen, der mal „ein Paar auf den Popo“ gehören. Wie gesagt: Shirley MacLaine. Ansonsten ist nicht viel zu berichten. Die Männer drum herum sind blasse, anonyme Stichwortgeber, die Frauen setzen manchmal die Pointen und scheinen die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben (wie man so schön sagt). Aber was ist das für eine Weisheit?: Sie ist auf einen Nenner zu bringen: Haus, Kinder, Kosmetik, manchmal auch Kirche. Damit ist das Spielfeld von Frauen umgrenzt. Und dann sind sie sogar auch „die Besseren“ zum Trauern. Denn als die Zweitjüngste stirbt, Julia Roberts als Tochter von Sally Field, zeigen sie brav und funktionsgerecht Herz und Schmerz. Sie sind eben die „Magnolien aus Stahl“ mit rosaroter Puste. Am Ende bekommt die Jüngste, Darryl Hannah als hässliches Entlein, ein Baby, während die anderen applaudieren und Ostereier suchen. Wenn ich manchmal spätabends müde nach Hause komme und mich mit letzter Energie noch mit den Seriensuppen des Fernsehens vollpumpe, dann akzeptiere ich im Dämmerzustand solche Belanglosigkeiten. Wenn ich aber zu einem Eröffnungsfilm der Internationalen Filmfestspiele Berlin gehe, dann bin ich schlichtweg entsetzt, wenn ich mit solchem Puderzucker aus Hollywood berieselt werde. Die 40. Berlinale hat nicht provokant, nicht interessant, nicht anmachend und schon gar nicht cineastisch angefangen – sie hat schon am ersten Tag für das große Gähnen gesorgt. „Magnolien aus Stahl – Die Stärke der Frauen“ ist ein dummer, ein peinlicher Auftakt (= 1 PÖNI). |
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