MADAME MALLORY UND DER DUFT VON CURRY

MADAME MALLORY UND DER DUFT VON CURRY“ von Lasse Hallström (USA 2013; Produzenten: Steven Spielberg, Oprah Winfrey, Juliet Blake; B: Steven Knight, nach dem Roman „Madame Mallory und der kleine indische Küchenchef“ von Richard C. Morais; K: Linus Sandgren; M: A.R. Rahman; 117 Minuten; Start D: 21.08.2014); ist erneut ein filmischer Appetitmacher. Erneut? Schon einmal sorgte der schwedische Hollywood-Regisseur mit einem legendären Film für viel „Bewegung“ innerhalb der Geschmacksnerven. Damals, im Jahr 2000, in Sachen Schokolade. Der filmische Leckerbissen „Chocolat“ ist und bleibt unvergessen. Nun also wieder so ein „Küchen-Movie“ vom skandinavischen Meister, diesmal als Duell zwischen Frankreich und Indien. Trüffel gegen Tandoori.

Ausgangspunkt: Der im Juli 2010 veröffentlichte Debüt-Roman „The Hundred-Foot Journey“ des 1960 in Lissabon geborenen Weltbürgers und Schriftstellers RICHARD C. MORAIS, der zum internationalen Bestseller avancierte und im Jahr darauf hierzulande unter dem Titel „Madame Mallory und der kleine indische Küchenchef“ herauskam. Für die namhaften Produzenten wie Steven Spielberg & Oprah Winfrey sowie den skandinavischen Filmemacher Lasse Hallström (von „ABBA: The Movie“ über „Mein Leben als Hund“, „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“ und „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ bis hin zu „Hachiko – Eine wunderbare Freundschaft“ und „Lachsfischen im Jemen“) ein gefundenes „Roman-Futter“ für eine Film-Adaption.

Die von einem kulturellen Crash erzählt. Motto: Wenn – beziehungsweise wie – die selbstbewusste indische Kleinfamilie Kadam in der wunderschön gelegenen südfranzösischen Provinz strandet und dort gegen die alteingesessene französische Sternen-Küche „antritt“. Man hatte in Mumbai ein gut gehendes Restaurant, musste aber fliehen, als sich die politische „Wetterlage“ änderte und Ressentiments gegen Restaurants ausgerufen wurden. Ihr Laden wurde abgefackelt, die Mutter starb dabei. Nachdem Britannien/London sich als geschmacklich “uninteressant“ (= das fade Gemüse) und das dortige Klima als zu schlecht (= kalt) erwies, geht die familiäre Reise weiter gen Süden. Wo man, besser: das Auto, in jenem idyllischen Dorf Saint-Antonin-Noble-Val strandet. Und der autoritäre Papa (OM PURI) bestimmt, genau hier werden wir eine indische Futterstätte eröffnen. Mit Sohn Hassan (MANISH DAYAL) als Chef-Koch. Schließlich besitzt er das Äquivalent zum „absoluten Gehör“, sprich dem „absoluten Geschmack“.

Ein heruntergekommenes Gemäuer wird entdeckt, gekauft und restauriert. Bedauerlicherweise, eigentlich: interessanterweise, befindet es sich genau gegenüber einer kulinarischen französischen Edel-Stätte mit Namen „Le Saule Pleureur“, das von Madame Mallory (HELEN MIRREN) mit extrem kühler Hand erfolgreich – siehe die Auszeichnung mit einem STERN und den Ehrgeiz, den zweiten zu erobern – geführt wird. Für Madame ist die „Konkurrenz“ natürlich keine beziehungsweise lästig und überhaupt, indische Küche. Pah. Also wird gestichelt, gemotzt, der „futtersüchtige“ Bürgermeister in Beschlag genommen (MICHEL BLANC darf ununterbrochen wie genüsslich essen), erste „Anschläge“ gen Gegenüber ersonnen. Der nicht nur kulinarische Krieg ist süffisant eröffnet.

LASSE HALLSTRÖM, 68, ist ein Gut-Mensch. Mag es, von gestörten, empfindsamen, aber letztlich humanen Streit-Gefühlen zu erzählen. Wie auch hier. Setzt auf menschelnden Charme und spitzzüngiges Lächeln, vermeidet bis auf kurze, rassistische Ausnahmen die zerstörerische wie allzu schmerzhafte politische Wetterlage. Weiß mitunter, über die Figur des indischen Patriarchen, gescheite Pointen zu setzen und lässt die Herz-Schmerz-Küchen-Symphonie auf schmackhafte Betriebstemperatur hochfahren. Was funktioniert, weil er mit den beiden erwachsenen Protagonisten, dem indischen Superstar OM PURI („East Is East“) und der britischen „Oscar“-Lady HELEN MIRREN („Die Queen“), zwei herrlich „seriös“ polternde wie prickelnd-distinguierte Komödianten an der Rampe hat, die diesen märchenhaften kulturellen Gaumen-Stress überzeugend lakonisch durchziehen. Inmitten einer betörenden, wunderschön eingefangenen französischen Sonnen-Landschaft.

„Madame Mallory und der Duft von Curry“ ist ein atmosphärisches, entspannend unterhaltsames, akzeptables Sommerfilm-Vergnügen (= 3 ½ PÖNIs).

 

Teilen mit: