DER LORAX

„DER LORAX“ von Chris Renaud und Kyle Balda (USA 2010/2011; B: Ken Daurio; nach dem gleichn. Roman von Dr. Seuss = Theodor Seuss Geisel/1971; M: John Powell; 86 Minuten; deutscher Kino-Start: 19.07.2012); während in den deutschen (Gebrüder Grimm-)Märchen (siehe „Schneewitchen“) gerne viel und süffisant „gemeuchelt“ wird, zur Spannungs-Unterhaltung, geht es hier, in diesem amerikanischen Märchen-Klassiker, um weitaus Wichtigeres und dennoch ebenso Spannendes: Um die Bedeutung und den Erhalt der Natur. Präzise – am Beispiel der Bäume. Deren „Allgemein-WERT“ inzwischen sogar auch von Fachleuten „materiell“ benannt/festgehalten wurde. Mit geldwerten Zahlen, Daten, Fakten. Als Beleg für die auch enorme „wirtschaftliche“ Bedeutung. Neben der ökologischen. Lebenswichtigen. Überlebenswichtigen.

Sein Name: Theodor Seuss Geisel. Geboren am 2. März 1904 in Springfield/Massachusetts, gestorben am 24. September 1991 in La Jolla/Kalifornien. Besser bekannt als: DR. SEUSS. Der Sohn eines deutschstämmigen Vaters und Oxford-Absolvent, ist der meistgelesene Kinderbuch-Autor in englischer Sprache. Er hat mehr als 40 Bücher verfasst und Figuren wie „Der Grinch“ (2000 verfilmt mit Jim Carrey) oder „Horton“ (2008 als Animationsfilm „Horton hört ein Hu!“ verbreitet) erschaffen. „Der Lorax“, ein 60 Seiten-Band, stammt auch aus der Feder von Dr. Seuss und wurde im Herbst 1971 veröffentlicht (fünf Jahre später auch in der BRD). Anfang März hatte die Animationsverfilmung (in 3D) in den USA Kinostart und wurde dort (mit Einnahmen von über 205 Millionen Dollar) in den folgenden Wochen zu einem gigantischen Kassen-Hit. Jetzt läuft der bunte wie wunderbar nachdenkliche Streifen – gewerkelt von den Machern von „Ich – Einfach unverbesserlich“ (2010) – auch bei uns an.

THNEEDVILLE heißt die Stadt, aus der jegliche Natur vertrieben wurde. Pflanzen wie Bäume sind sämtlichst aus Kunststoff. Was dem gierigen Geschäftsmann Aloysius O’Hare die Taschen füllt, denn er scheffelt Millionen damit, in Plastikflaschen abgefüllte Frischluft zu verkaufen. Die Erwachsenen von Thneedville sind so blöd und akzeptieren dies. Nehmen dies „als gegeben“ hin. Man braucht nichts mehr (ein-)pflanzen, bewässern, gar pflegen. Und im Übrigen sehen Kunst-Pflanzen doch „ganz hübsch“ aus. Der 12jährige Ted ist verknallt. In Audrey. Deren größter Wunsch ist es, einmal einen echten Baum sehen, berühren zu können. Also macht sich Ted auf die Suche. Nach dem Warum – es in Thneedville eigentlich keine richtigen (Trüffel-)Bäume mehr gibt. Sehr zum Widerwillen von Mr. O’Hare, der die Stadt wie ein „Großer Orwell-Bruder“ (aus „1984“) „beobachtet“, also beherrscht. Doch Ted ist pfiffig. Und kommt mit dem alten Zausel Once-ler „außerhalb“ in Kontakt. Der ihm, zögerlich, erzählt, wie DAS alles zustande kam. Dass dieser einst herrliche Lebensraum für eine vielfältige Fauna und für die dort lebenden Tiere zerstört wurde. Was auch der früher dort lebende Waldschrat, der Lorax, ein weiser Gnom in Orange mit buschigem Gelb-Schnauzbart, trotz eindringlicher Warnungen nicht verhindern konnte. Denn er selbst, der Once-ler, sorgte mit seiner „Hand-Arbeit“ für die Abholzung sämtlicher Bäume. Aus Profit-Gier. Angeleitet von seiner schäbigen Familie und, im Hintergrund, vom Erzkapitalisten Aloysius O’Hare. Zunehmender Smog, Abfall, vermehrte Chemikalien störten dabei nicht. Die reine Wirtschaftslehre lautete: Wachstum. Ungebremster Wachstum. Und was macht es dabei schon, dass die Kinder inzwischen ständig „leuchten“. Sozusagen unter permanentem „Chemie-Strom“ stehen. Wurscht. Der ökologische Anwalt Lorax gab alles auf. Und verschwand. Denn eine (be-)schützenswerte Natur gab es ja nun nicht mehr. Nach dem Abholzen des allerletzten Baumes. Ted ist alarmiert. Beginnt mit pfiffigen Aktivitäten, um „seine Gemeinde“ aufzurütteln. Und, natürlich, um Ashley zu erobern. Doch Mr. O’Hare sieht DEM natürlich nicht tatenlos zu. Organisiert den Gegenangriff. Wie sollte denn ein kleiner, „dummer“ Bub ihm bzw. seinen Geschäften gefährlich werden können… denkt er. Und handelt. Mit seinen schwarzen „Gorillas“.

„Das, was Kinder lesen, und das, was Kinder denken, ist der Grundstein, auf dem sich dieses Land erheben wird. Oder nicht erheben wird. In diesen Zeiten der Anspannung und Verwirrung beginnen Autoren zu bemerken, daß Kinderbücher ein größeres Potential für Gut und Böse in sich bergen, als irgendeine andere Form von Literatur auf diesem Planeten“, schrieb Dr. Seuss 1960 in einem Essay. Um ein Jahrzehnt später als Vorwort für seinen „Lorax“ zu notieren: “Der Lorax sagt nicht, dass Bäume zu fällen unmoralisch sei. Ich lebe selbst in einem Haus aus Holz und schreibe Bücher, die auf Papier gedruckt werden. Im Buch geht es darum, sorgsam mit dem umzugehen, was wir haben. Es ist eine Botschaft gegen Umweltverschmutzung und gegen die Gier“.

Seine unterhaltsame „fröhliche“ Botschaft ist heute aktueller denn je. Wird hier verpackt in einen sympathischen, klugen Reigen von amüsanten Fantasy-Motiven. Vermischt mit viel Herz und Humor. Witzigen Details. Hübschen Gags. Wie diese flauschigen Truffula-Bäume, die den afrikanischen Serengeti-Bäumen nachempfunden wurden und an Lollipops mit Zuckerwatte-Kronen erinnern. Wie diese kauzige Opa-Schnecke. Wie diese niedlichen bewegungsfreudigen Mini-Bären. Oder diese hübschen Schwipp-Schwäne und diese urigen Summ-Fische. Und einen dreidimensionalen komischen wie „schmackhaften“ Marshmallow-Regen findet man auch nicht überall. Unterstützt von einem stimmungsvollen Score des britischen Animationsexperten JOHN POWELL, der zur ersten Liga der Hollywood-Komponisten zählt („Shrek“, „Rio“; „Kung Fu Panda“; „Ice Age 2 + 3“).

Plus passenden, verständlichen Singsang-Einlagen. Sowie natürlich, als knuffiger Öko-Botschafter – Typ LORAX. Der weise Ratgeber. Begleiter. Erklärer. Als listigen Schelm. Mit einem populären Zwinkern in der Stimme. Gesprochen von Hollywood-Star DANNY DEVITO („Einer flog über das Kuckucksnest“). Der diese amüsante „Bio“-Leit-Figur nicht nur im Original spricht, sondern auch in der deutschen Version (wie dann übrigens auch in der russischen, spanischen und italienischen). Fein sprachlich eingeübt.

„Der Lorax“ ist ein Prima-Spaß-Film. Mit viel Sinn. Toll. Für alle Altersschichten (= 4 PÖNIs).

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