„LOFT“ von Erik Van Looy (Belgien 2007; B: Bart De Pauw; K: Danny Elsen; M: Wolfram de Marco; 115 Minuten; deutsche DVD-VÖ: 15.1.2010; deutsche TV-Premiere am 16.5.2011 im ZDF unter dem Titel: „Tödliche Affären“).
Auf den am 26. April 1962 in Belgien als Ludovicus Maria Erik Looy geborenen Filmemacher ERIK VAN LOOY wurde man hierzulande durch seinen 2003 realisierten und bei uns im darauffolgenden Jahr auf DVD erstveröffentlichten Thriller „TOTGEMACHT – THE ALZHEIMER CASE“ (s. Heimkino-KRITIK) aufmerksam. 2005 wurde der deutsche DVD-Titel in „LOST MEMORY – KILLER OHNE ERINNERUNG“ geändert. Das ZDF zeigte den Film 2006 spätabends unter dem Titel „Mörder ohne Erinnerung“. „De Zaak Alzheimer“, so der Originaltitel, basiert auf dem gleichnamigen Roman von Jef Geeraerts aus dem Jahr 1985 (Drehbuch: Erik Van Looy + Carl Joos), wurde mit einem für Belgien hohen Etat von 2,5 Millionen EURO gedreht und war in Belgien – mit über 610.000 Besuchern – ein großer Kinoerfolg. Gewann den „Joseph-Plateau-Preis“, den belgischen „Oscar“, in den Hauptkategorien „Bester Film“, „Bester Regisseur“, „Bestes Drehbuch“ + „Bester Hauptdarsteller“/JAN DECLEIR.
Dieser Jan Decleir spielt auch im neuen Film von Erik Van Looy mit, allerdings nur in einer Nebenrolle, als mächtiger Industrieboss und Bauherr. In den Hauptrollen agieren hier gleich 5 Kerle, aber der Reihe nach. Dieser neueste Streich des belgischen Regisseurs entstand 2007, basiert auf einem – ÄUßERST ATTRAKTIVEN – Drehbuch von BART DE PAUW und ist in dieser filmischen Klasse-Umsetzung ein MEISTERWERK von Psycho-Thriller geworden. Das bei uns im Vorjahr zum Programm vom „Fantasy Filmfest“ gehörte. Aber es „danach“ bei uns bedauerlicherweise nicht ins „normale Kinoprogramm“ schaffte. Obwohl der Film zuhause, in Belgien, zum absoluten Kassenschlager avancierte und derzeit der „erfolgreichste belgische Film ALLER ZEITEN“ ist.
Ergänzung: 2010 entstand – unter demselben Titel – eine niederländische Neuverfilmung, die allein in Holland über 400.000 Kinobesucher hatte und bei uns auch gleich beim Heimkino herauskam. 2011 schuf Regisseur Erik Van Looy in den USA ein US-Remake seines belgischen Hits, das dann, unter dem Titel „Mord im Loft“, hierzulande ebenfalls gleich an das Heimkino „weitergegeben“ wurde.
Wir befinden uns im gutbürgerlichen Mittelstandsmilieu von Belgien. Lernen 5 in die guten Jahre gekommene, verheiratete Kerle kennen, die sich seit frühester Jugend treffen, um zu frotzeln. Kumpels aus jedweder Charakter-Richtung: Der charismatische Architekt Vincent (FILIP PEETERS), der sehr überlegen wirkt und souverän; das trinkende Großmaul Marnix (KOEN DE GRAEVE); der „weiche“ Zauderer Luc (BRUNO VANDEN BROUCKE); der dynamische Heißsporn Filip (MATTHIAS SCHOENAERTS), der gerne kifft; sein Halbbruder, der grüblerische Psychiater Chris (KOEN DE BOUW). Vincent hat gerade eine moderne Wohnanlage fertiggestellt und macht „seinen Leuten“ anläßlich der Einweihung ein „interessantes“ Angebot. Anstatt das Loft zu verkaufen, will er es für sich behalten und zusammen mit seinen Freunden als geheimen „Sex-Austobeplatz“ benutzen. Sozusagen: Das organisierte Fremdgehen. An einem intimen, luxuriösen Rückzugsort. Als schönes, verborgenes Liebesnest. Die meisten der Typen akzeptieren, schließlich nimmt jeder einen der fünf Schlüssel entgegen. „Das Spiel“ kann beginnen. Motto: Sorgloser Spaß „mit Niveau“. Doch dann befindet sich eines üblen Morgens eine schlimm zugerichtete, weibliche blonde Leiche im Bett. Viel Blut, Mord. Keine Frage. Und so wie es ausschaut, kann es nur einer von IHNEN „getan“ haben. Die Polizei rufen, kommt für „die Clique“ nicht infrage. „Hat jemand von Uns Probleme“, fragt Vincent in den Raum? Und „die Sezierung“ nimmt ihren Lauf.
Mit Rück- und Vorblenden. Mit aktuellen Zeitsprüngen. „SCHULDIG(e)“ „riecht“ es überall. Aber – wer – wann – warum und wieso??? Ein raffiniertes Puzzle startet. Mit „Tupfer“ von Geschehnissen, die mehr verwirren als klären. Auch ein Verhör bei der Polizei ist darunter. Sind also die Kerle inzwischen verhaftet worden? Gar überführt? WAS spielt sich hier überhaupt WIE ab??? Die Geschichte wird immer merkwürdiger. Immer rätselhafter. Immer aufregender. Mit immer mehr überraschenden Wendungen. Nie weiß man wirklich, was gerade los war, weil es schon wieder verblüffende neue „Enthüllungen“ gibt. Und die Frauen, was spielen DIE eigentlich für Rollen? Waren und sind sie tatsächlich nur „die Unwissenden“? Die Getäuschten? Die Betrogenen? Immer mehr neue „Details“ kommen ans Tageslicht. Einer hat sich „in seine Hure“ verliebt, ist emotional ziemlich „am Taumeln“; der Andere hat möglicherweise beim Saufen zu viel gequatscht? Einer wiederum kriegt seinen Jähzorn bisweilen nicht unter Kontrolle. Hat DAS „damit“ zu tun? Dann überschreitet Vincent auch noch vehement gesellschaftspolitische Moralgrenzen. Kommt den „Mächtigen“ der Region ein bißchen „zu nahe“. Will endlich „dort“ auch lukrativ mitmischen. Profitieren. Spielte DAS vielleicht eine gewichtige Rolle?
Die atmosphärischen Motive vom Kameramann DANNY ELSNER, die beunruhigenden Klänge von WOLFRAM DE MARCO, das faszinierende Design von KURT LOYENS signalisieren – wir haben es hier mit einem in jeder Hinsicht attraktiven Hochglanz-Movie“ zu tun. Einem brisanten, exzellenten Edel-Thriller, bei dem selbst die jeweilige Kulisse Inhalt/SEELE ausdrückt, preisgibt, erklärt. Unglaublich dicht, packend, originell. Vor allem auch in dieser einfallsreichen, ständig pointierten Montage. Natürlich aber funktioniert der Film vor allem, weil die Darsteller richtig-gut-SPANNEND sind. Exzellent „passen“, formidabel mitmischen. Insgesamt, das komplette Ensemble ist klasse. Bis in die kleinsten Nebenfiguren hinein. Ist phantastisch besetzt. In Gestik, Mimik, Bewegung. In der Körpersprache, das „ganze Programm“, das dann schließlich in die Zielgerade kommt. Zur definitiven Lösung führt. Denkt man. Glaubt man. Und dann – dann gibt es dieses DANN auch noch gleich zweimal….., junge, junge, junge.
Ein sensationeller Thriller. Klug, sich herrlich Zeit lassend, sich clever entwickelnd, genüsslich – bedrohlich voranschreitend. Typen-stark. Phantastisch im tollen Licht. Bärenstark in seiner reißerischen Atmosphäre. „Loft“ aus Belgien ist einer der besten Thriller der letzten Jahre! Mit einem auch tollen, launigen „Making of“ als Bonusmaterial (= 4 1/2 PÖNIs).
Anbieter: „Koch Media“/München