PÖNIs: (2/5)
„LES MISÉRABLES“ von Tom Hooper (GB 2012; B: William Nicholson; nach dem Roman „Die Elenden“ von Victor Hugo/1862 und nach dem Original-Bühnen-Musical von Alain Boublil und Claude-Michel Schönberg/1980; M: Claude-Michel Schönberg; Songtexte: Herbert Kretzmer; 158 Minuten; deutscher Kino-Start: 21.02.2013); 2010 war das Erfolgsjahr des 40-jährigen britischen Regisseurs; seine Pointen-Pracht „The King’s Speech“ (s. Kino-KRITIK), mit Colin Firth und Geoffrey Rush, räumte die vier wichtigsten „Oscar“-Trophäen ab (Bester Film; Beste Regie; Bester Hauptdarsteller/Colin Firth sowie Bestes Originaldrehbuch). Sein neues Leinwand-Werk gewann bereits drei „Golden Globes“ und steht an, in der nächsten Woche auch wieder einige „Oscars“ zu bekommen. Jedenfalls wurde „Les Misérables“ gleich achtfach dafür nominiert.
Am Erfolgsanfang: VICTOR HUGO (*26.02.1802 – †22.05.1885), sein Roman „Les Misérables“/„Die Elenden“ von 1862. Auch nach den Jahrhunderten nicht zu überlesen. Und zu überhören. Denn seit seiner Uraufführung am 17. September 1980 im „Palais des Sports“ in Paris haben bis heute weltweit mehr als 50 Millionen Besucher das gleichnamige MUSICAL gesehen. Das bekanntlich von Heinz Rudolf Kunze ins Deutsche übersetzt wurde und 1996 hierzulande (in Duisburg) startete. Tom Hooper & sein Team, darunter die Musical-Hersteller plus William Nicholson als Drehbuch-Verantwortliche, übernehmen die Bühnen-Show für ihren opulenten Gutausseh-Film. „Inszenieren“ prächtigste Bauten, Kostüme und Räume und lassen die vielen Akteure „unter freiem napoleonischen Himmel“ drauflos agieren. Mit livehaftigem Dauersingsang. Vor einer oft „nervös“ wirkenden Handkamera. Was sowohl Stoff wie Ausführung „kalt“ werden lässt. Obwohl die Emotionen zwischen den sozialen Hass-Klassen ziemlich hochschlagen. Vertreten durch die Figur des ekligen Polizeiinspektors Javert (RUSSELL CROWE) aus der widerlich macht-gemeinen Oberschicht des französischen 19. Jahrhunderts und über die rechtschaffene Gestalt des Ex-Sträflings Jean Valjean (HUGH JACKMAN), der vom Inspektor gnadenlos verfolgt wird. Drumherum bestimmen Ausbeutung, Unruhen und menschliche Dekadenz die schicksalhafte wie dann rebellische Szenerie. In der auch die Arbeiterin Fantine (ANNE HATHAWAY) und ihre uneheliche Tochter Cosette (AMANDA SEYFRIED) erhebliches Leid über sich ergehen lassen. Müssen. Was den inzwischen zum honorigen Bürgermeister und Fabrikbesitzer aufgestiegenen Jean Valjean nicht ruhen lässt. Womit er natürlich seine neue Identität aufs rabiate, schwermütige Spiel um Deibel gegen Gutmensch setzt.
Dieser „direkte“ Gesang. Geht auf die Nerven. So was von auf die Augen. Dieses ständige nahe Herangehen/Hineingehen an und in den Mund. Dieses permanente Draufhalten auf die Mundwinkel. Aus denen es ständig „tönt“. Ist furchtbar. Weil (quasi) 1:1: live for life. Schrecklich. Während unterhalb der Guschen die deutschen Verständigungsuntertitel laufen. Ist das ein pompöser Murks. Wenig originell, bloß hör- wie sehbelastend. Peinlich. Die Zwischendurchsprech-Pausen retten dann auch nichts. Mehr. Die Leinwand-Version des Musicals „Les Misérables“ ist quälerisches Atmosphären-Kino. Ausnahme-Lichtblicke bietet das raffgierige Gastwirts-Paar SACHA BARON COHEN & HELENA BONHAM CARTER, die ja schon in Tim Burtons „Sweeney Todd“ zusammen auftraten. Da funkeln wirklich die bösen Augen. Da triumphiert die tobende Gemeinheit. Der Rest ist viel künstlerischer, steifer, bemühter und überlanger Aufwand. Unnütz, weil ziemlich spaß- und spannungslos.
„Wie Karaoke, nur schlimmer“, titeln sie bei „Spiegel Online“ (= 2 PÖNIs).