Habe etwas „Besonderes“ aus der filmischen Spannungskunstecke entdeckt. Vom innovativen amerikanischen Produktionshause „HBO“ = Abkürzung für „Home Box Office“. Ein US-Pay-TV-Kanal, der am 8. November 1972 startete. Mit dem Hollywood-Spielfilm „Sie möchten Giganten sein“ (mit Paul Newman). Bei gerade einmal 365 Abonnenten. Denn der Empfang des Senders war anfangs nur auf die Ostküste (Wilkes-Barre + Pennsylvania) beschränkt. Heute ist HBO in über 28 Millionen amerikanischen Haushalten empfänglich und befindet sich im Besitz des Mediengiganten „Time Warner“. Und leistet sich seit vielen Jahren auch Eigenproduktionen von Fernsehfilmen und Serien, die oftmals hochdekoriert wurden. Wie z.B. der hier neulich DVD-empfohlene TV-Spielfilm „THE RAT PACK“ (s. DVD-Kritik) von 1998, der mit 3 TV-„Oscars“, den „Emmys“, und einem „Golden Globe“ ausgezeichnet wurde. „ DIE LEGENDE – DER KAMPF UM CITIZEN KANE“ von Benjamin Ross (USA/GB 1999; Prod.: Ridley Scott + Tony Scott; 83 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 13.1.2011) herausgekommen ist. Der 1964 in London geborene Drehbuch-Autor und Regisseur ist auch hierzulande über seinen Debüt-Langfilm „Das Handbuch des jungen Giftmischers“ von 1995 bekannt (Co-Produktion GB/D/Fr). Hier hat er sich einen „Felsen von Stoff“ vorgenommen, erzählt vom „Kampf der Giganten“ um einen gigantischen Film-Klassiker: „CITIZEN KANE“. Von und mit ORSON WELLES, damals gerade 25 Jahre jung. Dieser 1940 entstandene Schwarz-Weiß-Film (zu Deutsch: „Bürger Kane“) wird seit Jahrzehnten in JEDER Bestenfilmliste weltweit genannt/aufgeführt und steht zumeist immer GANZ VORNE. Er gilt heute als MEILENSTEIN DER FILMGESCHICHTE. Der Originaltitel „RKO 281“ steht für den Produktionscode des Films. Der in den weiteren „vorderen“ Rollen mit JOSEPH COTTEN, DOROTHY COMINGORE, AGNES MOOREHEAD sowie Ruth Warrick, Ray Collins und Erskine Sanford und auch „nebenbei“ mit Nat King Cole (als Pianist) und Alan Ladd (als Reporter) erstklassig besetzt ist. 1942 bekam der Film, den der Zeitungsmogul William Randolph Hearst nachhaltig wie einflussreich (jahrelang) bekämpfte, 9 „Oscar“-Nominierungen, darunter als „Bester Film“, „Beste Regie“, „Bester Hauptdarsteller“ und „Bestes Originaldrehbuch“ (= also sämtlichst für Orson Welles, der damit der erste Filmkünstler war, der gleichzeitig in vier Kategorien nominiert wurde). Während der Verleihungszeremonie wurde der Film vom Publikum bei jeder Erwähnung ausgebuht. „Citizen Kane“ gewann schließlich die Trophäe für das „Beste Originaldrehbuch“ von Herman J. Mankiewicz und Orson Welles. Entpuppte sich dann aber an den amerikanischen Kinokassen als Flop (bis Mitte der 70er Jahre durfte der Film in keiner von Hearsts Zeitungen besprochen werden). Nach der europäischen Uraufführung 1946 stieß der Film auf immer größere Aufmerksamkeit, auf immer umfangreicheres Interesse. In der BRD wurde er erstmals am 29. Juni 1962 gezeigt (Werbe-Slogan vom „Constantin-Verleih“: „Der beste Film der Welt – endlich auch in Deutschland“). Das „American Film Institute“ wählte „Citizen Kane“ 1998 + 2007 auf Platz 1 der „100 besten amerikanischen Filme“. ORSON WELLES, das Genie. Der Provokateur. Die künstlerische Lichtgestalt. Geboren am 6. Mai 1915 in Wisconsin. Der zweite Sohn in einer streng katholischen Familie. Seine Mutter machte ihn frühzeitig mit Werken von William Shakespeare sowie mit dem Piano- und Violinenspiel bekannt. Welles durchlebte alle Medienformen des 20. Jahrhunderts. Seine Karriere begann am Theater. In den 1930er Jahren wurde in den USA soziale Projekte von der Regierung unterstützt. Welles inszenierte in New York Shakespeare. Weit über die regionalen Grenzen von New York aber wurde er durch seine Auftritte im Rundfunk bekannt. Landesweite Bekanntheit erlangte er schließlich durch das Hörspiel „War of the Worlds“ (nach einer Vorlage des Science-Fiction-Romans „Krieg der Welten“ von H.G. Wells), das am Halloween-Abend 1938 ausgestrahlt wurde. Und das – angeblich oder tatsächlich? – an der Ostküste der USA eine Massenpanik auslöste. Zugleich aber hatte es Orson Welles geschafft, das Hollywood auf ihn aufmerksam wurde. Die dortige Produktionsfirma RKO nahm ihn mit einer „Carte blanche“-Vereinbarung unter Vertrag. Was ihm die „völlige Kontrolle“ für seine Projekte zusagte. So entstand DER STOFF, der nicht aus den Träumen, sondern „aus der Nachbarschaft“ kam. WILLIAM RANDOLPH HEARST (29.4.1863 – 14.8.1951) war großmächtiger US-Verleger und Medien-Tycoon. Als sein Vater George Hearst 1891 starb, hinterließ dieser ein Vermögen von 7,5 Millionen Dollar. Der Junior kaufte landesweit große Zeitungen (wie das „Morning Journal“ in New York) sowie einige der bekanntesten Journalisten jener Zeit und avancierte zu einem der einflußreichsten, mächtigsten Amerikaner. Mitte der 1930er Jahre war Hearst mit 200 Millionen Dollar einer der reichsten Menschen auf der Welt. In den 1940er Jahren besaß er 25 Tageszeitungen, 24 Wochenzeitungen, 12 Radiosender, zwei weltweite Nachrichtenunternehmen, ein Filmstudio („Cosmopolitan“) und einige andere Medienfirmen. In diesem „Klima“ begann der junge Orson Welles mit den Vorbereitungen und Dreharbeiten zu seinem Film. Gemeinsam mit dem Autoren Herman J. Mankiewicz. Nach einem Jahr und sieben Fassungen war das Drehbuch fertig. Das Monument „Citizen Kane“ konnte „entstehen“. Das in Rückblenden die Biographie des fiktiven amerikanischen Verlegers Charles Foster Kane (ORSON WELLES) erzählt. Einem zwar äußerst erfolgreichen, aber privat ziemlich „unappetitlichen“ Karriere-Amerikaners („Der Amerikaner“ war lange Zeit der Arbeitstitel des Films). Der schließlich einsam in seinem Privatschloss Xanadu stirbt. Und zuletzt das Wort „ROSEBUD“ flüstert. „Orson, halte dich nie im Schatten auf: Du bist eine Lichtgestalt! Das darfst du niemals vergessen“, sagt zu Anfang des Films die Mutter zu Orson. Der sich daran erinnert, als er in Hollywood ankommt. Gefeiert als neues „Wunderkind“. Auf zu neuen, wahren Taten, Orson Welles (LIEV SCHREIBER) ist bereit. Stürzt sich ins gesellschaftliche Dasein. Ist gierig-neugierig auf der Suche nach einem geeigneten Filmstoff. Das 24-jährige Jung-Genie begegnet bei einem Gala-Bankett William Hearst (JAMES CROMWELL). Und dessen jüngerer Blond-„Spusi“ Marion Davies (MELANIE GRIFFITH). „Übernimmt“ dessen „Moderator“-Funktion bei Tisch. Woraufhin der Medien-Zar grimmig reagiert: „In Hollywood werden der Stier und Matador beide geschlachtet“. Orson ist elektrisiert. Hat „seinen Typ/seine Story“. „Seinen Film“. Sein etablierter Suffbruder-Freund Herman Mankiewicz (JOHN MALKOVICH) ist entsetzt. Hearst sei viele Gegner-Nummern zu groß: „Ein Mann, der die Wahrnehmung der Menschen manipuliert; ein moderner Feudalherr“. Dennoch erklärt er sich schließlich bereit, das Drehbuch zu entwickeln. Am 29. Juni 1940 beginnen die Dreharbeiten. Unter höchster Themen-Geheimhaltung. Das Budget ist mit rd. 700.000 Dollar enorm hoch. Und wird überschritten. Welles´ Perfektionssucht kennt keine Grenzen, RKO-Produzent George Schaefer (ROY SCHEIDER) ist stinkesauer, hält aber dennoch zum Projekt und zu Orson. Am 23. Oktober 1940 sind die Dreharbeiten beendet. Als William Hearst das erste Mal von dem Film erfährt, ist der Rohschnitt bereits fertig. Er ist aufgebracht. Wütend. Beleidigt. Startet eine riesige Gegenkampagne. Mit dem Ziel: „Der Film darf niemals in die amerikanischen Kinos“. Doch trotz Bedrohungen, Verleumdungen, Tricksereien, Erpressung ist „das Machwerk“ nicht wegzukriegen. Also bietet Hearst schließlich 800.000 Dollar. Für das Negativ und sämtliche Kopien. Um „Citizen Kane“ zu kaufen und zu vernichten. Der Film „Die Legende – Der Kampf um Citizen Kane“ ist Kunst, Information, Spannung-pur. In Sachen Denken und Emotionen. Und bietet eine exzellente Schauspieler-Qualitätsriege auf. Blickt dabei tief hinein in die Seele vom Alt-Hollywood. In das SYSTEM. Von Fressen und Gefressen-Werden. Vom Mitmachen oder Seinlassen. Und wie ein rotzmutiges, couragiertes, unbeirrbares, unangepasstes Multi-Talent sich daranmacht, in diesem Hai-Pool vehement „neu“ mitzumischen. Dabei selbst gegenüber Partnern kein Pardon kennt. Wenn es um DEN FILM geht. SEINEN FILM: „CITIZEN KANE“. „Alle Sterne erlöschen, Orson, es ist die Flamme, die zählt“, meint einmal Mankiewicz zu Welles. Und gibt die Richtung vor. Gleich am Anfang seines fulminanten Aufstiegs. (Mit vielen Abstiegen). Meistens wird ER als Bösewicht besetzt (zuletzt neben Angelina Jolie in „Salt“); hier aber mimt er überzeugend den rebellischen, dickschädeligen, völlig von sich und seiner filmischen (Dicht-)Kunst besessenen, überzeugten Orson Welles: Der zur Drehzeit 32-jährige LIEV SCHREIBER. Der genau die listige Körpersprache, den verführerischen Überzeugungston eines definitiven „Siegers“ besitzt/ausdrückt. JOHN MALKOVICH als Freund-Feind-Kumpel spielt den aus seiner Lethargie und bürgerlichen Bequemlichkeit herausgeholten „Schreibtäter“ brillant. (Gibt es überhaupt einen jemals „verunglückten“ Malkovich-Auftritt???). 2 Meter-Kerl JAMES CROMWELL (der fast stumme Farmer aus „Ein Schweinchen namens Babe“ und neulich Prince Philip neben „The Queen“ Helen Mirren) als kapitalistischer Edel-Wüterich ist einmal mehr überragend, vor allen in den stillen „Augen“-Momenten. MELANIE GRIFFITH („Fegefeuer der Eitelkeiten“) als gebeutelte Mätresse „des Königs“ zeigt sich von beeindruckender Klein-Größe. Mit viel mutigem Schmink-Touch. Im Ensemble haben BRENDA BLETHYN als giftige Hof-„Schranze“ und ROY SCHEIDER (1932-2008/der Polizeichef Martin Brody in „Der weiße Hai“) als tapferer Produzenten-Verbündeter brillante Stichwort-Auftritte. Anbieter: „3L Film“. |
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