PÖNIs: (4/5)
„LATE NIGHT – DIE SHOW IHRES LEBENS“ von Nisha Ganatra (USA 2018; B: Mindy Kaling; K: Matthew Clark; M: Lesley Barber; 100 Minuten; deutscher Kino-Start: 29.08.2019); was in der Vorwoche für einen neuen Film mit Julianne MOORE galt („Gloria“), nämlich ausnahmslose Bewunderung und Verehrung für eine Ausnahme-Schauspielerin, gilt in dieser Woche für meine „Lieblings-Britin“: EMMA THOMPSON. Die mehrfache „Oscar“- und „Golden Globe“-Preisträgerin („Sinn und Sinnlichkeit“; „Wiedersehen in Howards End“; „Was vom Tage übrig blieb“; „Tatsächlich… Liebe“; „Saving Mr. Banks“) steht in diesem exzellent-pointierten Medien-Drama im Mittelpunkt des tragikomischen Geschehens.
Als Katherine Newbury. Und angesagte Late Night-TV-Talkerin („Tonight with Katherine Newbury“). Seit drei Jahrzehnten ist sie „auf Sendung“ mit vollem Dampf und vielen komischen Zwischentönen, hat viele „Emmys“ gewonnen, doch hinter den TV-Kulissen herrscht Lady Ekel: Katherine, die arrogante, versnobte Egomanin. Die mit ihrer Arbeit verwachsen ist und niemanden an sich heran lässt. Weil ihre Quoten sinken, will sie die neue Sender-Chefin „überschaubar“ = absehbar loswerden. Haupt-Vorwurf: Frauenfeindlichkeit. Ihre Gag-Strategen, deren Namen sie nicht einmal kennt, sie hat ihnen „Nummern“ zugeteilt, sind selbstgefällige weiße Männer, die inzwischen mit ihren Zoten-Witzen nur noch abstinken. Und: Ein Arschloch-Nachfolger, ein junger, windiger Stand-up-Star-Komiker und tückischer Grinse-Balg (IKE BARINHOLTZ), ist auch schon auserkoren.
Katherine muss reagieren. Kontern. Über ihren Schatten springen. Engagiert die hochtalentierte indisch-stämmige Autorin Molly Patel (Mindy Kaling) für und in ihr Team. Die bisher als Qualitäts-Managerin in einer Chemie-Fabrik tätig war. Und nun für „frischen Wind“ im lustigen Alptraum-TV-Zirkus sorgen soll. Und sorgt, obwohl sie „eine Frau“ ist und zudem: mit Migrationshintergrund! Das komische Problem: Zwei weibliche Alphatiere beginnen sich „auszutauschen“. Was wirklich knackig wird.
Ihr Name: MINDY KALING. Oben, in den Credits, steht sie als Drehbuch-Autorin, und als solche hat sie sich einen vergnüglich-bissigen Part auf den Zweitrollen-Leib geschrieben. Als Talent-Furie Molly beweist sie beim Casting schlitzohrig-ausgeprägten Humor. Nach der Warnung, sie befände sich gerade auf einem ganz und gar männlichen Territorium, kontert sie süffisant: „Ich habe die Autoren draußen getroffen. Ich denke übermäßige Männlichkeit ist nicht das Problem“.
Frauen auf dem – medialen – Kriegspfad. Was Männer lange Zeit herablassend beherrschten, können sie schon allemal. Also zeigen sie enthusiastisch „die Zunge“. Worte besitzen quirliges, hinterhältiges Temperament, mit picobello-ischer Treffer-Wirkung. Dazu: Respekt und Zuneigung müssen hart erworben werden. Auch und gerade bei und unter: Frauen. Was köstlich zu erleben ist.
EMMA THOMPSON aber krönt. Alles. Mit herrlichem „Bestien-Charme“. Erreicht sie vortrefflichen Löwinnen- und Biss-Glanz. Mit enorm viel: satirischem Sinn und poppiger Sinnlichkeit. Ein prächtiges Unterhaltungs-Kino (= 4 PÖNIs).
P.S.: Ein Gag. Der schön weh tut. Ein werdender Vater möchte eine Gehaltserhöhung. Katherine ist non-begeistert: „Das ist, als würde man einem Drogenabhängigen Geld geben“.