LADY HENDERSON PRÄSENTIERT

PÖNIs: (4,5/5)

„LADY HENDERSON PRÄSENTIERT“ von Stephen Frears (GB/USA 2005; B: Martin Sherman; K: Andrew Dunn; M: George Fenton; 103 Minuten; deutscher Kino-Start: 22.06.2006); dem Arztsohn aus Leicester und studiertem Juristen, der soeben 65 Jahre alt wurde. Der seine Film-Karriere als Assistent von so namhaften britischen Regisseuren wie Lindsay Anderson („If…“) und Karel Reisz („Samstagnacht bis Sonntagmorgen“) startete. In den 70er Jahren inszenierte er Fernsehdramen für die BBC, darunter Adaptionen von Tom Stoppard oder Alan Bennett. Als einer der politischsten Regisseure Englands haben dann seine Filme die Politik der Thatcher-Jahre („Mein wunderbarer Waschsalon“/1985; „Sammy und Rosie tun es“/1987) „begleitet“. Mit „Gefährliche Liebschaften“ schuf Stephen Frears 1989 einen 7-fach nominierten/3-fach preisgekrönten „Oscar“-Hit (mit Glenn Close/John Malkovich/Michelle Pfeiffer). Anschließend drehte er in Hollywood die gesellschaftskritischen Unterhaltungsstreifen „Grifters“ (mit Anjelica Huston/John Cusack) und „Ein ganz normaler Held“ (mit Dustin Hoffman). Danach inszenierte er Filme wie „High Fidelity“ (mit John Cusack/nach dem Nick-Hornby-Bestseller), „The Deal“ (über die Widersprüche der modernen „Labour“-Partei in GB) sowie „Kleine schmutzige Tricks“ (2002/über illegale Immigration in GB und dem damit zusammenhängenden grausigen Handel mit menschlichen Organen/mit „Amélie“-Star Audrey Tautou/hierzulande „nur“ auf DVD veröffentlicht).

In seinem neuesten Leinwand-Werk hat eine der wunderbarsten britischen Schauspielerinnen der Gegenwart IHREN GROßAUFTRITT: JUDI DENCH. Die 71-jährige ist seit über 40 Jahren in GB ein gefeierter Bühnenstar. 1970 erhielt sie den „Orden des Britischen Empire“; 1988 ernannte man sie zuhause zur DAME OF THE BRITISH EMPIRE. Filme wie „Zimmer mit Aussicht“/“Ihre Majestät Mrs. Brown“/“Tee mit Mussolini“/“Chocolat“/“Iris“/neulich: „Der Duft von Lavendel“ sowie „Stolz und Vorurteil“ adelte sie mit ihrem Spiel. Für ihre 8-minütige Gastrolle als Elizabeth I. in dem vielfach prämierten Historien-Spaß „Shakespeare in Love“ erhielt sie 1999 den „Oscar“ als „Beste Nebendarstellerin“. 1995 schrieb JUDI DENCH Filmgeschichte, als sie in dem Film „James Bond 007 – Golden Eye“ als erste Frau die Rolle der „M“ übernahm/Chefin des Britischen Geheimdienstes. Seitdem tritt sie in allen weiteren 007-Filmen in dieser Rolle auf (so auch in diesem Jahr; in dem neuesten Bond-Abenteuer „Casino Royale“, der im November anlaufen wird). Für ihre Haupt- und Titelrolle in/als „LADY HENDERSON PRÄSENTIERT“ erhielt Dame Judi Dench in diesem Jahr wiederum eine „Oscar“-Nominierung („unterlag“ aber bekanntlich Reese Witherspoon in „Walk The Line“).

1937, London: Lady Laura Henderson: eine reiche Witwe, mit guten Beziehungen und schlechten Manieren. Mit 69 fühlt sie sich noch viel zu lebendig für das „vorgesehene allgemeine Witwen-Dasein“ wie Sticken oder Bla-Bla-Bla-Wohltätigkeitsgebrabbel. Kurzerhand legt sie sich ein „attraktives Hobby“ zu: Kauft das leerstehende, heruntergekommene WINDMILL-Theater im Herzen von Soho, heuert einen ebenso dynamischen wie ebenfalls äußerst dickköpfigen Manager an, Mr. Vivian Van Damm (BOB HOSKINS), und kreiert nach anfänglichen Schwierigkeiten mit ihm schließlich d i e (Geschäfts-)Idee: Die erste NACKTREVUE auf Englands Bühnen. Natürlich sind dabei die Widerstände groß, doch Lady Henderson ist weder besonders ängstlich noch auf den Kopf gefallen. Streitet oft und gern mit ihrem eigenwillig-selbstbewussten Impressario genauso wie mit Britanniens „beunruhigtem“ Ober-„Zensor“. Entwickelt dabei prächtigen Kampfgeist/Kampfeifer. Eine phantastische Frau, die in ihrer neugierigen, couragierten Unruhe herrlich auf-LEBT.

Basierend auf tatsächlichen Ereignissen entwickeln Stephen Frears und Drehbuch-Autor MARTIN SHERMAN, ein auch erfahrener, erfolgreicher Stücke-Schreiber („Bent“), eine herrlich unterhaltsame Pointen-Revue, mit viel trockenem/augenzwinkerndem „(typisch)britischen“ Humor, über das Londoner Gegenstück zum Pariser Moulin Rouge. Geschliffene, witzige Dialoge, die tolle Ausstattung und Musikalität sowie das großartige Ensemble lassen dabei das manchmal aufkommende patriotische Pathos-(Kriegs-)Klappern vergessen: Es ist vor allem ein Film über eine energische ältere Frau, die gewillt ist, auch weiterhin am Leben aktiv teilzunehmen. Und WIE das Dame Judi Dench mit ihrer einzigartigen/unnachahmlichen/begeisternden Körper-Sprache ausdrückt/vermittelt, ist rundum begeisternd. Zugleich sind ihre „Duelle“ mit dem ebenfalls sehr kraftvoll-ausdrucksstark agierenden (Mit-Produzenten) BOB HOSKINS („Rififi am Karfreitag“/“Mona Lisa“/“Falsches Spiel mit Roger Rabbit“) von amüsant-prickelndem Vergnügen.

Fazit also: ein überragender britischer Film für Herz UND Kopf!!!!! Und jetzt genau d i e unterhaltsame Kino-Alternative zum momentanen/allgemeinen Fußball-Fieber (= 4 1/2 PÖNIs).

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