„LACHSFISCHEN IM JEMEN“ von Lasse Hallström (GB 2010; B: Simon Beaufoy; 107 Minuten; Start D: 17.05.2012); basiert auf dem gleichnamigen Erstlingsroman des heute 65jährigen Briten PAUL TORDAY, 2006 veröffentlicht (bei uns 2007 herausgekommen). Paul Torday, der einst Literatur studierte und ein leidenschaftlicher Angler ist, arbeitete bis zu seinem 59. Lebensjahr als Ingenieur-Unternehmer, bevor er mit dem hauptberuflichen Schreiben anfing. Sein Debütroman entwickelte sich zum Bestseller, der in 23 Sprachen übersetzt wurde. LASSE HALLSTRÖM, Jahrgang 1946, zählt zu meinen Lieblingsregisseuren. Mit Filmen wie „ABBA: The Movie“ (1977), „Mein Leben als Hund“ („Oscar“-Nominierung 1988), „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“ (1993/mit Jonny Depp + dem ganz jungen Leonardo DiCaprio), „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ (1999/Nebendarsteller-„Oscar“ für Michael Caine) sowie „Chocolate – Ein kleiner Biss genügt“ (2000/mit Juliette Binoche + Johnny Depp) sowie zuletzt mit dem tränenreichen Hunde-Drama „Hachiko – Eine wunderbare Freundschaft“ (2009/mit Richard Gere) hat er sich als „schwedischer Francois Truffaut“ erwiesen: Der Humanität verpflichtet, wenn es um zwischenmenschliche „Kabbeleien“ geht. Der längst in Hollywood etablierte Filmkünstler war sicherlich der „geeignete Griff“ für diesen exotischen, gefühlvollen Stoff. In dem es um den reichern jemenitischen Scheich Muhammad ibn Zaidi bani Tihama (AMR WAKED) geht, den eine Vision umtreibt, siehe Titel. Britische Lachse sollen in seiner wüstenreichen Region gezüchtet werden. Moderne Ökologie soll ein Umdenken, ein friedliches Umgestalten in seiner Heimat erzeugen. Dr. Alfred Jones, ein korrekter britischer Beamter mit verklemmten Frust-Charme (EWAN McGREGOR), der in London im Staatsdienst, im Referat für Fischerei und Landwirtschaft arbeitet und als internationale Kapazität in Sachen Lachs- und Forellenzucht gilt, hält das Ansinnen des Scheichs für undurchführbaren Blödsinn. Doch Patricia Maxwell, die ebenso energische wie skrupellose PR-Strategin des britischen Premierministers (ganz und gar köstlich scharfzüngig: KRISTIN SCOTT THOMAS), sieht hier die Chance für eine „positive Kampagne“ im derzeit (sehr) angespannten Verhältnis zwischen England und Arabische Welt. Und gibt folglich „Anweisungen“. Energische Order. Während der Scheich für die „ausreichende, komfortable Bezahlung“ sorgt. Das verbal „heiß diskutierte“ Projekt um „Lachse im Jemen“ kann in Planung gehen. Unaufhaltsam, obwohl sich besonders die mächtige Fischerei-Lobby in Britannien nun dagegen stemmt. Man duelliert sich listig. Hinterlistig. Wie es halt so „politisch korrekt“ zugeht. Bei Interessenskollisionen. Im Zirkel-Zirkus der Mächtigen. Diese „Kollisionen“ tauchen nun aber auch „emotional“ auf. Durch die attraktive Harriet Chetwode-Talbot (EMILY BLUNT/die zickige Vorzimmer-Hyäne von Meryl Streep in „Der Teufel trägt Prada“). Sie soll für den Scheich vor Ort alles regeln, organisieren, sieht sich aber nun mit eigenen aufwallenden Gefühlsbeben konfrontiert. Von wegen – zwei Kerle, zwei Bewerber. Um ihre „süßen Hände“ (sagen wir es mal so). Während Dr. Alfred im Job zwar „Spitze“, aber privat eher „naiv“ ist (sagen wir es mal so). Und auch nicht gerade „überglücklich“ mit seiner „stockigen“ Gattin ist. Das Melodrama winkt. Aber wie stets bei Lasse Hallström, nicht mit dem emotionalen Holzhammer, sondern mit behutsamen „inneren“ Bewegungen. Motiven. Entwicklungen. Unangestrengt. Charmant. Eher dezent. Wie auch in der angenehm-sensiblen weil stets unpathetischen musikalischen Begleitung von DARIO MARIANELLI und seinem unaufdringlichen, schönen Soundtrack. Doch der durchaus mögliche, also machbare Verständigungsversuch zwischen London und dem Jemen gerät ins Stocken, als einheimische arabische Traditionalisten auftauchen und die laufenden Arbeiten sabotieren. Sowie Scheich Muhammad attackieren. Die „fischige“ Völkerverständigung scheint doch unrealisierbar zu sein. Die An-Spannung weitet sich aus. Ein Lächel-Movie. Ein Schmunzel-Film. Als diskret menschelndes Melodrama. Mit feinen ironischen Spitzen auf Bürokratie, Politik und Karl May-Eroberungsromantik. Mit einem aufgeschlossenen, stets selber vor Ort auftauchendem Gut-Herrscher von Scheich, einer großartigen Hyäne von moderner britischer Karrierefrau und einem „zappelnden Fachidioten“ von sympathischem Lover. Auf exotischem Territorium. Der erfahrene britische Drehbuch-Autor SIMON BEAUFOY („Oscar“-Preisträger für das „Beste adaptierte Drehbuch“ zu „Slumdog Millionär“; außerdem „Oscar“-nominiert für die Drehbücher zu „Ganz oder gar nicht“/1996 und zuletzt „127 Hours“) weiß mit viel Gespür für Timing gute britische Trocken-Pointen zu setzen. Regisseur Hallström verbindet sie mit zumeist originellem Figuren-Charme. |
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