DER KRIEG DES CHARLIE WILSON

PÖNIs: (4/5)

„DER KRIEG DES CHARLIE WILSON“ von Mike Nichols (USA 2007; B: Aaron Sorkin; K: Stephen Goldblatt; M: James Newton Howard; 102 Minuten; Start D: 07.02.2008); dem am 6. November 1931 in BERLIN geborenen Star-Regisseur aus Hollywood („Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“/1966/“Oscar“-Nominierung/mit Elizabeth Taylor + Richard Burton); „Die Reifeprüfung“ (1967/mit Dustin Hoffman/“Oscar“ als „Bester Regisseur“); „Catch 22“ (1970; der legendäre Anti-Kriegs-/Vietnam-Film, der jetzt wieder auf der Berlinale gezeigt wird); „Silkwood“ (1983/“Oscar“-Nominierung/mit Meryl Streep); „Die Waffen der Frauen“ (1988/“Oscar“-Nominierung/mit Melanie Griffith, Sigourney Weaver, Harrison Ford); „Mit aller Macht“ (1998/mit John Travolta); „Hautnah“ (2004/mit Julia Roberts). Der hier – nach einem gescheiten Drehbuch von Aaron Sorkin („Eine Frage der Ehre“/1992/Tom Cruise/Jack Nicholson + „Malice – Eine Intrige“/1993/Nicole Kidman) – eine solch VERRÜCKTE amerikanische Polit- und Gesellschaftsgeschichte erzählt, dass sie NATÜRLICH auf authentischen Personen und Begebenheiten basiert.

Dabei geht es um eine bislang kaum bekannte Fußnote der Weltpolitik, die heute bitterer Hintergrund für den „aktuellen Feind“ der USA und der westlichen Welt ist. Im Jahr 1980 verbünden sich ein lebenslustiger, trinkfreudiger texanischer Kongressabgeordneter namens Charlie Wilson, eine texanische wie reiche wie stramm rechte Gesellschaftslöwin und überzeugte Antikommunistin namens Joanne Herring und ein zwar verkrachter, aber höchst kluger/cleverer CIA-Agent namens Gust Avrakos, um die Sowjetarmee aus Afghanistan zu vertreiben. Das wunderliche Trio schmiedet in Pakistan, Ägypten und Israel ungewöhnliche Allianzen, während der aktive Charlie seine Position in einem Komitee, das zwischen der CIA und Regierungsinstitutionen vermittelt, nutzt, um einen Etat von 5 Millionen Dollar für geheime Aktionen/Waffenschmuggel in Afghanistan im Kampf gegen die sowjetische Besatzungs-Armee zusammenzubekommen. Weil immer mehr Geld für hochwertige Waffen für die dortigen Aufständischen benötigt wird, sind aus den 5 Millionen bald 500 geworden und schließlich rd. eine Milliarde Dollar.

Der „Erfolg“ ist Historie: Der Rückzug der Russen bedeutete 1989 den Anfang vom Ende des Sowjetimperiums; die Mudjaheddins sind fortan gut auf-/ausgerüstet und übernehmen mit den Taliban das „heilige Land“ und bilden inzwischen den Erzfeind der USA. Am Schluss steht das verbürgte bittere Fazit des Charlie Wilson: „Wir haben das Endspiel vermasselt“. Denn als die Russen hier weg sind, bekommt er für den notwendigen strukturellen Wiederaufbau des Landes gerademal eine Million Dollar zur Verfügung gestellt. Die politischen, kriegerischen Folgen sind bekannt und bis heute (aus-)wirkend. Doch um das Heute geht es in diesen 100 Kino-Minuten nicht, sondern nur um diese „komischen“ bzw. skurrilen bzw. tatsächlichen bzw. erfolgreichen amerikanischen Geheimoperationen von damals.

Als ebenso schillernde wie amüsante wie zutiefst irritierende Polit-Satire, die von geschliffenen Dialogen und höchst „aufgeladenen“ exzellenten Darstellern lebt: Der 2fache „Oscar“-Preisträger TOM HANKS („Forrest Gump“/“Philadelphia“) gibt als verschmitzter Schürzenjäger, Patriot und Antikommunist den dampfend-charmanten Lotterleben-Politiker mit überzeugender Einfädel-Macht. Während der immer noch besser werdende „Oscar“-Preisträger PHILIP SEYMOUR HOFFMAN („Capote“) als hochgebildete verkrachte Existenz von CIA-Agent umherfluchen darf, bis die (köstliche) Schwarte kracht. Zwischen den Beiden hält „Oscar“-Preisträgerin JULIA ROBERTS („Erin Brockovich“) als genüssliche Kalte Kriegerin in der Gestalt/Figur einer auftoupierten Südstaaten-Domina sexy mit. Eine wirklich sprühende, bestens unterhaltsame Polit-Komödie, ohne Brüll-Charakter, dafür aber letztlich mit tragikomischen Darüber-Hinaus-Gedanken: Denn aus dem „guten Ende“, mit dem vermeintlichen Glücks- und Friedensjahr 1989, wird bekanntlich schon bald ein übler Weiter-Anfang.

Dies allerdings ist dann eine ganz andere und überhaupt nicht mehr „komische“ (Kino-)Geschichte… (= 4 PÖNIs).

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