„DIE KOMMENDEN TAGE“ von Lars Kraume (B+R; 125 Minuten; Start D: 04.11.2010); der am 24. Februar 1973 im italienischen Chieri geborene und in Frankfurt am Main aufgewachsene Drehbuch-Autor, Produzent und Regisseur hat in Berlin an der Filmakademie studiert; sein dortiger Abschlussfilm „Dunckel“ erhielt 1998 den hiesigen TV-„Oscar“, den „Adolf-Grimme-Preis“. Danach war er sowohl fürs Kino („Viktor Vogel – Commercial Man“/2001; „Kismet – Würfel Dein Leben!“, 2005) wie vor allem für das Fernsehen (ARD-„Tatorts“) tätig. 2008 erhielt er erneut den „Adolf-Grimme-Preis“, wieder in der Kategorie „Fiktion“, für den Fernsehfilm „Guten Morgen, Herr Grothe“. Um kritische Fiktion, eine Art realistische Science-Fiction-Politik made in Germany, „mit privatem Familien-Geschmack“, geht es auch in seinem neuen Kinofilm. Als ambitionierter„Wahrsager“ für Deutschland-Bald. In Sachen Gesellschaft und Politik. Und Seelen-Bauchweh. Mit vielen Reißbrett-Figuren. Gleich jetzt. 2012.
Wo der 4. Golfkrieg in vollem Gange ist. Es geht um das Rest-Öl. Mittel-Europa hat sich eingebunkert. Hat sich gegenüber den Zuwanderern aus der Dritten Welt fest abgeschottet. Eine explosive Weltlage. In einer Berliner Anwaltsfamilie ist die Stimmung „genauso“ auf dem Tiefpunkt. Die frustrierten Eltern wollen sich trennen. Ihre Kinder, je nach Labillage, sind psychisch defekt, partnerschaftlich hoffnungsfroh oder driften in den (RAF-Nachfolge)Terrorismus ab. In die Bewegung „Schwarzer Sturm“. Und nun geht das deutsche Gewusel los. Erst melden sich „erklärend“ Bratsche bzw. Cello, um die seelische Düsterkeit einmal mehr auszudrücken. Dann wird permanent Stuss gequatscht. Viel Trocken-Stuss. In dieser nervigen Filmhochschul-Art: Frage, Bemerkung, dann 12 Sekunden Stille, dann womöglich keine Antwort oder eine gebrummte. Vorwurfsvolle. „Du hast sie nicht alle“, lautet schon mal ein Ausrufungssatz! Wieder einmal diese permanent gestelzte Theorie- und Papier-Sprache. Trocken, langweilig, völlig uninteressant. Reizlos. In Richtung wer was wann wo wie und warum. Zudem: Alles nur Behauptung. Die Paranoia-Stimmung. Die läppischen Papier-Tiger-Figuren. Ach Gottchen, wie wird unsere Welt wohl demnächst ausschauen?: Klar doch, gemein, dekadent. Mit viel Terror und Terrorismus. Von allen Seiten. Durchsetzt mit falschen Gefühlen. Überwiegend reaktionär. Pfui Deibel.
Die Eltern, vergiss´ sie. Irgendwelche anonyme traurige Gestalten. Kein Interesse für DIE vorhanden (ERNST STÖTZNER + die immer rollen-deppert-depressive SUSANNE LOTHAR). Töchterchen Cecilia (JOHANNA WOKALEK als ihre Gudrun Ensslin-Kopie aus „Der Baader-Meinhof-Komplex“)) liebt den Revolutionär Konstantin (AUGUST DIEHL). Einen scheinheiligen Aktivisten. Der plant die radikale Gesellschaftsveränderung. Über den heimlichen brutalen Terror. Was Cecilia antörnt. Ihre Schwester Laura (BERNADETTE HEERWAGEN) dagegen ist mit dem jungen Anwalt Hans Krämer (DANIEL BRÜHL) liiert. Der leidet an einer seltenen Augenkrankheit, wird bald erblinden. Ihrer Liebe aber steht dem nicht entgegen, ganz im Gegenteil, sie wird schwanger (der Film spielt von 2012 bis übrigens 2020). Hans möchte luftig in der österreichischen Berghütte leben, sie aber will in die Großstadt zurück. Doch dann schlägt das Schicksal andauernd irgendwie schlimm zu. Schwarz-Stürmer gegen Bürger-„Pack“; dazwischen die deutsche wie (übers TV vermittelte) internationale Arm-gegen-Reich-Offensive. Man hört andauernd von Irgendwo-Weit-Weg-Aufruhr, dann „Aha-Aktionen“ auch hier; dazu dann die dauernden privaten Wehwechen (Hans ist auch noch unfruchtbar). Samt partnerschaftlichen Wechselspielen. Passt schon…gar nicht.
Mein Gott. Ist das nur erbärmlich. Theoretisch. Pseudotiefsinnig wie unterhaltungslos-schwachsinnig. Weil an jedem Filmmeter völlig unglaubwürdig. 08/15-Klischee-Politik als Räuberpistole. Aus der ganz schlechten Puppendenkkiste. Völlig überfrachtet. Jeder zeigt sich hier gehemmt, gestört, defekt, paranoid, bekloppt. Lächerlich. Mal als „Darth Vader“-Masken-Schreck, mal als Baader-Meinhof-Kopiechen. Mal als dümmliche Privatiers. Und wenn dann Sätze fallen wie „Ich will, daß dein Leben fest wird“, grunzt der Saal. Bei diesem Liebe-Hiebe-Triebe-Terror-Depri-Fiction-Polit-Mumpitz. Bei dem ein erklärender Off-Kommentar natürlich auch nicht fehlen darf. Als Banalität mit belehrendem Ausrufungszeichen! Und dann sorgt auch noch Mit-Produzent Jürgen Vogel für eine etwas peinliche „Komik“; als unfreiwillig „ulkiger“ Verfassungsschütze Melzer. Oh jeh-Kopfschütteln. Leute, Leute.
Ach so ja – ein afrikanischer Kindersoldat wird dann letztendlich auch noch läppisch mit-themen-verramscht. Wenn schon denn schon. Die gesamte Palette. Meine Güte:
Total verschwendete Viel-Energie oder: „Die kommenden Tage“ ist schrecklich aufgemotztes deutsches Langeweile-(TV-)Kino pur (= 1 PÖNI).