PÖNIs: (4,5/5)
„DIE KÖRPERFRESSER KOMMEN“ von Philip Kaufman (USA 1977; B: W. D. Richter; K: Michael Chapman; M: Denny Zeitlin; 111 Minuten; Start BRD: 20.12.1978); …nicht zum ersten Mal auf die Erde und ins Kino. 1956 drehte kein geringerer als Don Siegel „Invasion of the Body Snatchers“, der dann unter dem Titel „Die Dämonischen“ in den hiesigen Häusern lief. Und: Dieses Original war erst vor einigen Monaten im Rahmen eines Doppelprogrammes in den Programmkinos, zusammen mit Roger Cormans „Der Untergang des Hauses Usher“, erneut zu sehen, hierbei nun unter der neuen, richtigen Titeleindeutschung: „Die Invasion der Körperfresser“.
Nun also das Remake – und es ist weitaus mehr als nur eine einfache Zweitauflage, es wurde daraus einer der besten und stärksten Science-Fiction-Thriller der letzten Jahre. Was passiert?
In San Francisco grasiert eine seltsame „Krankheit“. Menschen verändern plötzlich ihr Verhalten, zeigen Reaktionen, die man an ihnen sonst nicht kennt, werden „andere“. Dr. Matthew Bennell (DONALD SUTHERLAND), Angestellter der staatlichen Gesundheitsbehörde, wird durch seine Assistentin Elizabeth (BROOKE ADAMS) auf „diese Sache“ aufmerksam gemacht, weil sich diese Symptome auch bei ihrem Freund zeigen. Und beide kommen nach und nach einer merkwürdigen Sache auf die Spur: einer speziellen Art von Verschwörung. Menschen werden anscheinend „ausgetauscht“, erhalten eine neue, lenkbare (manipulierbare) Identität, werden zu Marionetten eines Systems. Ausgelöst von Mächten, die durch zunächst kaum beachtete Mikroorganismen Zugang zur Erde und deren Bewohner gefunden haben. Freunde geraten in diesen mysteriösen Strudel von eigenartigen Begebenheiten, während ein befreundeter Psychiater (LEONARD NIMOY – der Mr. Spock aus der TV-Serie „Raumschiff Enterprise“) neurotische Verhaltensweisen assistiert und das Ganze für einen harmlosen Spuk hält. Die Polizei wird eingeschaltet, aber sie findet keine Beweismittel. Eine kleine Gruppe von Menschen steht bald einer immer größer werdenden „anderen“ Menschheit gegenüber. Ein Entrinnen scheint ausgeschlossen.
Regisseur Kaufman schuf vor Jahren einen exzellenten Western – „Der große Minnesota-Überfall“ -‚ der die Legende von Jesse James auf realistische Weise zerstörte. Der Film wurde bei uns leider nur wenig beachtet, und seitdem war von diesem begabten Filmemacher des Jahrgangs 1945 hier nichts mehr zu sehen. Mit seinem neuen Werk bringt sich Kaufman nun nachhaltig in Erinnerung. Sein Film erstaunt durch eine spannende und brillant gelungene szenische Dichte, ist optisch eine Delikatesse, während die Schauspieler diszipliniert sich dem Niveau anpassen und der Soundtrack sich von einer beachtlichen Nervenklang-Atmosphäre erweist. Und, inhaltlich ist der Streifen ohne Längen oder haltlose Ausschweifungen. Kurzum, ein Film, der den Begriff vom exzellenten Kino wieder (genüsslich) aufleben lässt.
Don Siegel damals zu seinem, oft als Parabel gegen den ‚McCarthy-ismus‘ interpretierten Werk: „Ich denke, dass die Welt von ‚pods‘, von Körperfressern bevölkert ist, und ich möchte sie zeigen“. Auch in Kaufmans Film schwillt eine stete Bedrohung mit. Menschen, die zu manipulierbaren Wesen werden, die auf Knopfdruckkommando alles tun, was verlangt und befohlen wird; die sich verändern für eine vermeintliche Freiheit und Gerechtigkeit – vieles kommt einen da in den Sinn in diesen „Holocaust“-Tagen. Über diesen Film wird noch viel zu reden sein (= 4 ½ PÖNIs).