„DIE KÖCHIN UND DER PRÄSIDENT“ von Christian Vincent (Co-B+R; Fr 2012; Co-B: Étienne Comar, K: Laurent Dailland; M: Gabriel Yared; 95 Minuten; deutscher Kino-Start: 20.12.2012); die Bedingung hier lautet – auf gar keinen Fall „hungrig“ in diesen Film gehen, „der Sabber“ bei so vielen köstlichen Speisen und Menüs triumphiert sonst. Mächtig. Dauerhaft. Jedenfalls macht dieser Film erheblichen Appetit. Und „schmeckt“ danach weiter. Im „nachfolgenden“ Restaurantbesuch. Wie überhaupt in diesem Kinojahr 2012 der französische Film eindrucksvoll zu konsumieren war. Am Anfang fanden diese herrlichen „Ziemlich beste Freunde“ SEHR großen Zulauf, und jetzt klingt das Jahr mit einem hübschen, leichten französischen Kinohappen namens „Les saveurs du Palais“ (Originaltitel) angenehm aus.
DANIÈLE MAZET-DELPEUCH war von 1988 bis 1990 die Chefin in der Privatküche des Elysée-Palastes, zuständig für die Speisen des Präsidenten der Republik, Francois Mitterand (*26.10.1916 – †08.01.1996). 1997 veröffentlichte Madame Mazet-Delpeuch ihr Buch „Mes carnets de cuisine du Périgord à l’Élysée“ („Meine Küchentagebücher – vom Périgord zum Élysée-Palast“). Dieser Film ist ihrem Buch „frei angepasst“, heißt es eingangs.
„Ich will den Geschmack der Dinge wieder finden. Einfache, ursprüngliche Dinge“: Der französische Präsident, der aus dem Département Charente stammt, das im Süden an den Périgord grenzt, hat in Paris den Magen durch die heimische Palast-Küche buchstäblich voll. Sehnt sich nach exquisiter Daheimkost. Madame Hortense Laborie aus der Provinz ist ihm empfohlen worden. Sie lebt auf einem Bauernhof im Périgord, wo sie ein geschätztes Feinschmeckerlokal führt. Als ein Regierungsbeamter auftaucht, um sie in die Hauptstadt zu befördern (übrigens von THOMAS CHABROL gespielt, Sohn von Stéphane Audran und Claude Chabrol), ist sie erst skeptisch. Um sich dann doch „beim Präsidenten“ zu verpflichten. Mit einem kleinen eigenen Team. Was natürlich die „Offiziellen der Élysée-Küche“ argwöhnisch bis misstrauisch beobachten. Kommentieren. Begleiten. Doch Madame vermag mit ihrem Können und ihrer Energie sich durchzusetzen. Bereitet dem Präsidenten und seinen Gästen köstlich mundende „andere“, ganz eigene Speisekreationen zu. Bis sich „die Bürokratie“, bis sich der „Oberbuchhalter“ einmischt, weil ihm „die Besorgungen“ der Chef-Köchin aus der Provinz zu viel Transportkosten verursachen. Zudem – der Präsident wird aus gesundheitlichen Erwägungen „auf Sparflamme“ gesetzt. Was seine Ernährung angeht. Doch „eine durch übermäßige Diät erhaltene Gesundheit ist eine üble Krankheit“, weiß Madame Laborie beziehungsweise – hat sie von immerhin Montesquieu übernommen.
Eine nahrhafte, geschmacksintensive Kino-Ballade. Als Fußnote „der Politik“ mit anderen Mitteln. Co-Autor und Regisseur Christian Vincent, Pariser des Jahrgangs 1955, hierzulande wenig bekannt (Debüt 1990 mit „Die Verschwiegene“; „Cesar“ für das „Beste Erstlingswerk“ und für die „Beste Regie“), setzt auf unspektakuläre, charmante Motive. Über einen zweiten Erzählstrang und kontrastreichen Ausgangsspaß, bei dem die unabhängige Hortense Laborie jetzt auf einer weit entfernten Forschungsstation in der Antarktis für die (begeisterten) dortigen Arbeiter kocht und sich an ihre Pariser „Pracht-Zeiten“ erinnert. Beides vereint sich zu einer schmunzelnden, amüsanten Performance für die wunderbare CATHERINE FROT, auch bei uns geschätzt und verehrt durch brillante Auftritte in Filmwerken wie zuletzt „Odette Toulemonde“ (von Eric-Emmanuel Schmitt/2007) oder „Zwei ungleiche Schwestern“ (von Alexandra Leclère/2004, mit Isabelle Huppert). Als patente Madame Laborie strahlt sie köstliche Souveränität und delikate Charme-Energie aus.
„Die Köchin und der Präsident“ ist ein feines, genüssliches französisches Unterhaltungskinomenü (= 3 PÖNIs).