Kein Mittel gegen die Liebe Kritik

KEIN MITTEL GEGEN DIE LIEBE“ von Nicole Kassel (USA 2010; 107 Minuten; Start D: 06.10.2011); natürlich darf man das: Eine ans Herz knallende „lustige“ Romantik-Komödie um eine lebenslustige junge (blonde) Frau zu erzählen, die an unheilbarem Krebs erkrankt ist. Wie einst: Was haben wir uns 1970 über (erst) den Film und dann (später) das Buch (deutsch: 1971 erschienen) tränenreich „empört“: „LOVE STORY“, ein unvergessener Bestseller. Sowohl als Film (von Arthur Hiller) wie auch als Roman (von Erich Segal). Die Geschichte um die innige Liebe der Studenten Oliver (Ryan O’Neal) und Jenny (Ali MacGraw). Er aus reichem konservativem Bürgerhaus, Sie die Tochter einfacher italienischer Einwanderer. Die an einer Blutkrankheit leidet und kurz nach beider Hochzeit stirbt. Ein weltweites Seufzen war zu vernehmen. Unterstützt von der feinen Klagemusik von Francis Lai.

„Kein Mittel gegen die Liebe“, Originaltitel: „A Litle Bit of Heaven“, kommt ähnlich daher. Allerdings – mit einer „intensiven“ Powerfrau namens Marley als Blickfang (KATE HUDSON). Die gerne „solo“ lebt. Ihre Freiheit über alles schätzt. Genauso wie ihr Netzwerk mit guten Freunden. Die sie – weitgehend – so akzeptieren wie sie ist. Wie sie sein will. Unabhängig. Beziehungslos. Mit praktischen Affären. Und einem tollen Job, der gut leben lässt. Doch dann „erwischt“ es die sympathische Kreativkraft einer Werbeagentur in New Orleans. Die Diagnose ist verheerend: Darmkrebs. Doch Marley will sich nicht „nach unten“ ziehen lassen. Zumal sie ja auch schon mal mit Gott kommuniziert. Der eine SIE ist und so blendend aussieht wie WHOOPI GOLDBERG. Zudem – durch ihre Erkrankung lernt Marley Dr. Julian Goldstein kennen. Den etwas schüchternen, attraktiven Helfer. Der fortan kaum noch von ihrer Seite weicht (GAEL GARCÍA BERNAL). Kitsch as kitsch can? Keineswegs. Auch kein peinliches Süßholzgeraspel. Vielmehr die Geschichte einer couragierten jungen Frau, die sich „ihre Stimmung“ auf gar keinen Lebensfall vermiesen lassen will. Solange es nur geht. Möglich ist. Machbar bleibt. Obwohl „daran“ so einige in ihrer Umgebung verzweifeln: Sowohl eine sehr gute Freundin, die sich „das fröhliche Elend“ nicht „antun“ kann, wie auch ihre gluckenhafte besorgte Mutter (KATHY BATEES), mit der Marley angenervt dauernd im Clinch liegt. Zumal sich ihre Eltern untereinander auch ständig weiterfetzen. Wie schon immer und ewig. Das heißt – keine Zeit für viele Tränen, dazu gilt es für Marley viel zu sehr, „die Crew“ drumherum einigermaßen zusammenzuhalten. Auch ihren bisweilen überforderten Doktor. Doch egal wie, solange noch Leben „da“ ist, wird gelebt. Und geliebt. Basta. Und wenn dann nicht mehr, gibt es wenigstens die schönste New Orleans-bunte jazzige Trauerfeier, die es je im Kino gab. Motto: Champagner statt Selters. Farbe statt Düsternis.

Emotional, ja. Natürlich. Aber keineswegs blöd. Ganz im Gegenteil. Der nach ihrem (mit Kevin Bacon hauptrollenbesetzte) Debütfilm „The Woodsman – Der Dämon in mir“(2004) zweite Kinofilm der 38jährigen New Yorkerin NICOLE KASSEL entpuppt sich als unverkrampfter „Gegenentwurf“ zum gemeinen Verzweiflungsmovie. Eine Frau hadert zwar mit ihrem „blöden“ Schicksal, nimmt es aber an. Bemüht sich eben nicht um Aufgabe, Trostlosigkeit, totale Verzweiflung, also Dauer-Tristesse, sondern versucht auf ihre „pointierte Weise“ „damit“ umzugehen. Ohne Krampf und Schreierei, sondern mit viel Aushalten und Humor. So schwer es auch fällt. Dies „hinzukriegen“ ist der Verdienst von KATE HUDSON. Die 31jährige Tochter von Goldie Hawn, die sich längst als Hollywood-Leckerli herausgeschält hat („Almost Famous – Fast berühmt“; „Wie werde ich ihn los – in 10 Tagen?“) trifft Ton und (An-)Spannung ihrer Marley präzise. Ohne Duselei und Kotz-Mitleid. Dafür reichlich sensibel und vor allem glaubhaft – „fröhlich“. Im wehmütigen Rahmen. Ihr Partner, der mexikanische Indie-Star GAEL GARCÍA BERNAL (32/“Amores Perros“; “Die Reise des jungen Che“), hat vor allem die Aufgabe, nett-„vorsichtigen“ Charme-Beistand zu leisten. Die „Oscar“-Ladies KATHY BATES („Misery“) und WHOOPI GOLDBERG („Ghost – Nachricht von Sam“) sowie der urige Wirbelwind LUCY PUNCH als Freundin Sarah, der knuddlige Kleinwüchsige PETER DINKLAGE („Station Agent“) als charmanter Escort-Boy und Hollywood-Urgestein TREAT WILLIAMS („Hair“) als überforderter Dad bilden das famose „Dream Team“ um Marley-Kate.

Der ernste Spaß-Film „Kein Mittel gegen die Liebe“, nach dem ersten Drehbuch der Autorin GREN WELLS, unterhält originell wie tief berührend (= 3 ½ PÖNIs).

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