„KAMIKAZE HEARTS“ von Juliet Bashore (B+R; USA 1986; 87 Minuten; Start D: 1987) Sharon Mitchell ist Lesbe, Striptänzerin, Darstellerin in über 1000 Pornofilmen. Sharon liebt dicken, roten Lippenstift, Sonnenbrillen, Ledererotik. Seit einiger Zeit liebt sie auch Tigr Mennet. Tigr, ebenfalls Lesbe, ist äußerlich das Gegenteil von Mitch. Sie hat lange, blonde Haare, ihre Erscheinung ist eher schlicht. Auch Tigr hat lange in Pornos mitgewirkt. Zurzeit produziert sie die Filme, in denen Mitch sich darstellt. Die Regisseurin selbst nennt den Film ein ‚Doku-Drama‘. “Kamikaze Hearts“ ist Film im Film. Mitch ist mit Dreharbeiten für einen Porno beschäftigt. Die Regisseurin hält einerseits die Atmosphäre während der Dreharbeiten fest. Zum anderen filmt sie die beiden Lesben und deren schwierige, wechselhafte Beziehung. Schwierig ist die Beziehung deshalb, weil Tigr und Mitch alles wollen. Sie wollen Sex, Erotik, ehrliche Liebe. Sie wollen eine neue, wahrhaftige Körperlichkeit schaffen, die Spaß macht und sich verkaufen lässt. Sie wollen freien aber doch personengebundenen Sex. Dabei treffen viele gegensätzliche Dinge aufeinander, die sich so nicht vereinbaren lassen. Mitch, die Selbstdarstellerin, ist cool und kennt kein Schamgefühl. Sie liebt Sex und sich selbst. So vergisst sie oft die Menschen um sich herum. In Wirklichkeit hat sie keine Gefühle. Alles, was sie tut ist zweckgebunden und funktionalisiert. Tigr liebt Mitch hoffnungslos. Sie liebt ihre Freizügigkeit, ihre offensive Art. Dennoch versucht sie sie, für sich allein zu haben. Das lässt sich aber mit Mitchs Überzeugungen nicht vereinbaren. “Kamikaze Hearts“ bestärkt die Erkenntnis, dass homosexuelle Paare im Grunde mit gleichen Problemen konfrontiert sind, wie Heterosexuelle. Alle Versuche einen neuen Umgang mit Sex und Lust zu schaffen, scheitern hoffnungslos. Denn auch hier werden nur gängige Klischees variiert. Entweder die Frau trägt Stöckel, Leder, Strapse und ist cool. Dann ist sie männlich. Oder sie ist langhaarig, gefühlsbetont und verweint. Dann ist sie weiblich. Neue Formen von Sex, Erotik, Liebe, lassen sich nicht nur plakativ darstellen. Ohne Hintergrund und Überzeugung bleiben sie hohl und substanzlos (= 2 PÖNIs). |
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