„DAS KALTE HERZ“ von Johannes Naber (Co-B + R; D 2015; Co-B: Christian Zipperle, Steffen Reter, Andreas Marschall; frei nach dem gleichn. Märchen von Wilhelm Hauff/1827; K: Pascal Schmit; M: Oli Biehler; 119 Minuten; Start D: 20.10.2016); ein Märchen-Klassiker, der aus der Feder von Wilhelm Hauff stammt; erstmals 1827 in Hauffs „Märchenalmanach auf das Jahr 1827“ erschien, in zwei Teilen, eingebettet als Binnenerzählung in die Erzählung „Das Wirtshaus im Spessart“.
Das Märchen wurde (seit erstmals 1924) öfters verfilmt, die berühmteste Adaption stammt von der Ostberliner DEFA aus dem Jahr 1950, entstand unter der Regie des Münchners Paul Verhoeven, war zugleich der erste DDR-Farbfilm und zählt zu den erfolgreichsten DEFA-Filmen überhaupt.
Die längst bekannte gesellschaftliche wie kapitalistische Hack-Ordnung: Hast du nichts, bist du nichts. Bist du nichts, gilst du als Nichts. Auch wenn du ein guter Mensch bist. Wie Peter Munck (FREDERICK LAU), ein gutmütiger Köhler. Der innerhalb der Dorfgemeinschaft im mittelalterlichen Schwarzwald ständig gemobbt wird. Peter liebt die schöne Lisbeth (HENRIETTE CONFURIUS) und sie auch ihn. Doch als Tochter des mächtigen wie bösen Glasmachers Löbl hat Peter keine Chance (SEBASTIAN BLOMBERG, der wie Daniel Day-Lewis in „There Will Be Blood“ auftritt: „Wenn du nicht die Augen von meiner Tochter lässt, kastrier‘ ich dich!“). Als sie ihn immer schlimmer traktieren, beschließt er „magische Wege“ zu bestreiten, um Frieden zu finden und das Mädel zu bekommen. Doch die drei plumpen Wünsche, geäußert bei einem Aussehens-auffälligen „Indianer“-Glasmännchen (MILAN PESCHEL mit buntem Schmutz-Charme), verpuffen bald. Von wegen: der doch arg schlichte gute Peter. Also versucht er sein Glück beim „Finsteren Holländer“, der sein „warmes“ Herz gegen ein kaltes eintauscht (der Untote MORITZ BLEIBTREU mit noch mehr farbigem Gesichtskleister; in der einstigen Erwin Geschonnek-Rolle). Fortan ist Peter ein gemachter, aber nunmehr grimmiger, eisiger Bursche. Was natürlich letztlich auch nicht so toll ist. Und natürlich märchenhaft zu korrigieren gilt.
In den ersten Film-Minuten spektakelt es. Heftig-deftig flott. Wie in einer Fantasy-Maschine aus Hollywood. Wird die Geschichte phantasievoll, flott und trickreich angeschoben. Dann aber wird deutsch durchgeatmet, von wegen: Mit Bedacht, mit Bedacht. Das Tempo gedrosselt. Vorhersehbares kommt fortan in die Erzähl-Spuren, mit eindimensionalen Figuren, aber auch ökologischen Verweisen von Seiten des Nicht-mehr-so-ganz-Menschenfreunds, dem Glasmännchen. Weil die Menschen mit der Natur so gemein umgehen. Verstehe. Ansonsten wird auch etwa kleine Horrorkost zelebriert, wenn wir auf das Herz-„Archiv“ beim ekligen Holländer blicken, wo sich Maden und Käfer und auch Schlangen bewegen.
Während die Musik schon mal a la Morricone verheißungsvoll pfeift und ansonsten mit dahingehauchtem Engelsgesang betört.
Der einmal mehr unterforderte FREDERICK LAU („Victoria“) als „doppelter Peter“ führt ein freundliches Ensemble an, mit dem anzuwärmen durchaus möglich ist. Regisseur Johannes Naber, der mit seinen Filmen „Der Albaner “ (s. Kino-KRITIK) und der Kapitalismus-kritischen schwarzen Komödie „Zeit der Kannibalen“ erstmals auffiel, darf gerne weiterhin filmisch „beobachtet“ werden (= 3 PÖNIs).