PÖNIs: (4,5/5)
Man stelle sich DAS überschriftsmäßig mal vor, wenn DER SATZ zum Leitfaden aufsteigt: „Madame ist des königlichen Bettes würdig“! Währenddessen ein königlicher JOHNNY DEPP mit exzellenter, faszinierenden Augen- und Körpersprache höchst amüsant-unterhaltsam hantiert: „Ich liebe Sie, Madame“. Womit der Betrachter (ich) einhergeht. Schließlich dirigiert die pralle Show-hier das außergewöhnliche empathische Auf- bzw. Annehmen. Köstlich dieses Sprechen mit diskreten Gesten; diese formidablen Blicke; das pikante Flüstern; das listige Atmen; das wirkungsvolle falsche Lächeln; der imposante Gesang; die feudale Kleidung, das Glas Wasser; das geheimnisumwobene Beinahe-Lachen.
In der filmischen Tat: Hier lodert die spannende, durchtriebene Erlebniswelt. In der Jeanne Vaubernier (MAIWENN), eine ehrgeizige, gesellschaftlich aufstrebende Bürgerliche, ihre betörenden Reize geschickt nutzt, um ihren bescheidenen Verhältnissen zu entkommen. Ihr Liebhaber, der wohlhabende Graf du Barry (MELVIL POUPAUD), der beträchtlich von Jeannes lukrativen Liebesabenteuern profitiert, möchte sie dem König vorstellen. Er arrangiert eine Begegnung über den einflussreichen Herzog de Richelieu (immerhin: PIERRE RICHARD). Das Treffen übersteigt seine Erwartungen bei Weitem, denn zwischen Louis XV (JOHNNY DEPP) und Jeanne entbrennt nicht nur eine leidenschaftliche Liebe auf den ersten Blick, sondern es entwickelt sich auch eine tiefe Zuneigung. Mit der bezaubernden Kurtisane an seiner Seite findet der oftmals ziemlich lethargische König die Freude am Leben wieder, und zwar so sehr, dass Er ohne Sie nicht mehr sein will, nicht mehr sein kann, und beschließt, sie zu seiner offiziellen Favoritin zu benennen. Zu bestimmen. Jeanne zieht gegen alle Regeln des Anstands und der Etikette nach Versailles, wo ihre Ankunft den gesamten Hof in Aufstand versetzt. Wie Bomforzionös!
Dieser wunderbar bildgewaltige Film präsentiert eine vorzügliche, verführerische Geschichte um Liebe, Lügen und Leidenschaft. Und Eifersuchtsdramen. Eine adlige Amour Fou um Mätressen, Macht und Intrigen in verschwenderischer Ausstattung vor kolossaler Kulisse. Unter der Ägide des brillanten Kostümbildners JÜRGEN DOERING verwandelt sich die exzellente MAIWENN in die beeindruckende Jeanne du Barry in einer Reihe von überarbeiteten Stücken aus den vergangenen Haute-Couture-Kollektionen des Hauses Chanel als Hommage an Karl Lagerfeld. In der Rolle der jungen Marie-Antoinette ist die Hamburgerin PAULINE POLLMANN zu sehen. Und als Erster Kammerdiener des Königs, La Borde, triumphiert ungemein dicht und Gefühls-bewegend – der sich in Gesichts- und Körpersprache Ulrich Mühe nähernde, sehr einfühlsame BENJAMIN LAVERNHE.
Als Augen-Magnet-jedoch sticht in voller Diskretion und Anteilnahme der einmal mehr doppelbödige, voluminös-sensible JOHNNY DEPP hervor, der mit einem faszinierend-empfindungsreichen Hauptpart bravourös in den komfortablen, großzügigen, begeisternd-atmosphärischen Filmring zurückkehrt.
Im Presseheft weiß er dies wie folgt zu begründen: „Im Leben habe ich Menschen getroffen, die dir alles mit nur einem Blick vermitteln konnten, Sie strahlten eine immense Kraft und Angst aus, ohne ein Wort sagen zu müssen! Aufgrund seiner Position und Persönlichkeit gehört Louis XV zu dieser Kategorie. Um ihn darzustellen, hatte ich daher das Glück, mich in die Fußstapfen derjenigen zu bewegen, die schon immer meine Filmhelden waren, der Stummfilmstars wie Lon Chaney, Buster Keaton, Charlie Chaplin. Aber auch von Marlon Brando, dessen Körpersprache einzigartig war. Indem ich sie beobachtete. Zudem verbringe ich seit Jahren viel Zeit in Cafés, um meine Zeitgenossen im wirklichen Leben zu beobachten. Ich arbeite unermüdlich an dieser Art von Ausdruck, um über Worte hinauszugehen. Ein Schauspieler ist ein Schwamm“.
„JEANNE du BARRY“ ist – als KINO-GENUSS – ein vorzüglicher Augen- und Seelen-Schmaus (= 4 1/2 PÖNIs).